Fürstenfeldbruck:Bein und Zukunft gerettet

Fürstenfeldbruck: Tolles Team: Chefarzt Andreas Ewert, Famata, Stationsleiterin Monika Ebenhan und Thomas Böhner.

Tolles Team: Chefarzt Andreas Ewert, Famata, Stationsleiterin Monika Ebenhan und Thomas Böhner.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Famata kann wieder gehen, dank dem Verein Help Liberia und der Kreisklinik

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Famatas linker Unterschenkel ist deutlich dünner als der rechte. Das ist nicht weiter erstaunlich, war er doch bis vorige Woche noch eingegipst. Beim Gehen humpelt das 13 Jahre alte Mädchen noch, wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass der linke Unterschenkel ein halbes O formt. Doch das aus Liberia stammende Kind kann trotzdem wieder lachen. Denn all das sind nur Kleinigkeiten im Vergleich zu der Knochenmarksinfektion und dem verwachsenen Unterschenkelknochen, der es der 13-Jährigen zuletzt unmöglich gemacht hatte, ihr Bein längere Zeit zu belasten. Dank der über den Verein Help Liberia Kpon Ma organisierten und von der Kreisklinik und unzähligen Spendern ermöglichten Hilfe wird Famata Cephals nun gesund zurück in ihre Heimat reisen können.

"Famata hat großes Glück gehabt", betont Thomas Böhner bei einer Pressekonferenz anlässlich Famatas Genesung. Böhner ist nicht nur Krankenpfleger im Krankenhaus in Fürstenfeldbruck, sondern auch Gründer und Vorsitzender von Help Liberia Kpon Ma sowie entfernt verwandt mit der 13-Jährigen; Böhners Frau stammt aus dem westafrikanischen Land. Wie der Grafrather erläutert, wäre das Schicksal der kleinen Famata in ihrer Heimat ohne eine weitere Operation besiegelt gewesen. Denn dann wäre das Bein des Mädchens vermutlich noch weiter in eine X-Stellung gewachsen, mit dem Ergebnis, dass es immer weniger zu gebrauchen gewesen wäre und im schlimmsten Fall sogar hätte amputiert werden müssen.

Und ein derartiges Handicap hat in Liberia eine ganz andere Bedeutung als in Deutschland. Dort bekomme eine Frau mit Behinderung keinen Ehemann, sagt Böhner: "Das heißt, sie wäre in der Gosse gelandet." Überhaupt sei die Situation in Liberia mit jener in Deutschland keineswegs zu vergleichen. Für 4,5 Millionen Einwohner gebe es dort 160 Ärzte. Und Mediziner wie Andreas Ewert, den Leiter der Chirurgie an der Kreisklinik und leitender Arzt bei der Operation von Famatas Bein, gebe es im ganzen Land nur zwei, verdeutlicht der Vereinsvorsitzende die krassen Unterschiede.

Mit acht Jahren bekam das Mädchen nach einer kleinen offenen Wunde am Bein eine Knochenmarksvereiterung. Schon damals kümmerte sich Böhner darum, dass das Kind unentgeltlich in der Kreisklinik behandelt werden konnte. Damals wurde Famata mehrfach operiert. Wie Ewert nun vermutet, wurde damals eine Wachstumsfuge entfernt, so dass Famatas Unterschenkel immer weiter nach außen wuchs. "Als Folge dieser Knocheninfektion ist es zu einer massiven Fehlstellung gekommen, zu massiven X-Beinen", erläutert der Chirurg.

Ewert ist sich sicher, dass die zweieinhalbstündige Operation ohne sein Team von der Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie nicht so gut gelungen wäre. "Das war schon für Fortgeschrittene", sagt er. Der Unterschenkelknochen wurde am oberen und unteren Ende angeschnitten und in die gewünschte Form - eben ein leichtes O - gebracht. Da Famata erst 13 Jahre alt ist und sie noch weiter wächst, ist der Mediziner zuversichtlich, dass ihr Bein noch einigermaßen gerade verwachsen wird. Die Gefahr, dass die Infektion noch einmal zurückkehre sei nie hundertprozentig gebannt, doch nach Ewerts Einschätzung ist sie unwahrscheinlich. "Nach menschlichem Ermessen ist es ausgestanden", sagt er.

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