Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Bauleiter und Polier schwer verletzt

Auf einer Baustelle in der Brucker Innenstadt stürzen zwei Männer mehr als vier Meter in die Tiefe. Die Unfallursache ist unklar

Anna Günther

- Auf einer Baustelle im Zentrum Fürstenfeldbrucks haben sich am Montagmittag zwei Mitarbeiter einer Baufirma schwer verletzt. Der 39-jährige Polier und der 44 Jahre alte Bauleiter stürzten mehr als vier Meter in die Tiefe und prallten auf den Betonboden der künftigen Tiefgarage. Dabei zogen sie sich schwere Wirbelsäulenverletzungen zu. Um 13 Uhr ging der Notruf bei der Leitstelle ein, kurze Zeit später wurden die Unfallopfer mit Rettungshubschraubern in das Münchner Universitätsklinikum nach Großhadern sowie in die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik nach Murnau gebracht.

Der Münchner Bauleiter und der Meringer Polier des im Bau befindlichen Wohnkomplexes hatten die Aluminium-Verschalung einer Betondecke begutachtet, als zwei Platten aus bisher ungeklärter Ursache nachgaben. Die Unfallopfer waren laut Polizei ansprechbar. Der Polier habe sich nach dem Sturz sogar noch selbst gedreht, sagte ein Maurer, der als einer der ersten bei den Verletzten war. Der Bauleiter habe über Schmerzen in Fuß und Kopf geklagt.

Seit Anfang Dezember baut die Firma Vilgertshofer an der Hauptstraße hinter dem Café Brameshuber an einem Prestigeprojekt: 34 Eigentumswohnungen in bester Innenstadtlage sollen dort entstehen.

Ob die Installation der Verschalung fehlerhaft war, konnte am Montag noch nicht festgestellt werden. Dem ersten Anschein nach sei alles in Ordnung gewesen, sagte ein Polizeisprecher vor Ort. Die Aluminiumdecke stand schon mehrere Wochen und der Bereich war immer wieder von Arbeitern betreten worden. Gutachter des Gewerbeaufsichtsamtes und der Berufsgenossenschaft sollten noch am Nachmittag die mit mehreren Widerhaken ineinander verkanteten Aluplatten auf Stahlträgern inspizieren. Warum die Platten nachgaben, mit dieser Frage beschäftigten sich Retter und die fassungslosen Bauarbeiter nach dem Unglück ebenso eindringlich wie ergebnislos. Neben dem Loch in der Decke zeugten kurze Zeit nach dem Unglück nur noch die unweit der Absturzstelle liegenden Schutzhelme der Verletzten, die Karten und Verpackungen von Spritzen sowie Verbandsmaterial von dem Unfall.

Probleme mit der Verschalung hatten vor neun Jahren schon einmal einen schweren Arbeitsunfall in Fürstenfeldbruck verursacht: Auf der Baustelle eines Einkaufszentrums im Westen der Stadt war ein Münchner Bauarbeiter beim Verdichten des Erdreichs verunglückt, weil Teile einer Holzverschalung nachgegeben hatten und den 28-jährigen Familienvater unter einer mehr als zwei Meter hohen Kiesschicht begruben. Er konnte später nur noch tot geborgen werden.

2006 hatten Arbeiter, Gutachter und Patienten beim Einsturz der Stahlkonstruktion für den Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach der Kreisklinik mehr Glück: Die 200 Quadratmeter große Betonfläche samt Stahlkonstruktion war eingestürzt und auf das Dach der Intensivstation gefallen, nachdem 15 Minuten zuvor eine fünfköpfige Prüfkommission darunter gestanden hatte. Einem Polier war am Vormittag ein durchgebogener Stahlträger aufgefallen. Die Stahlträger hatten nachgegeben, weil bei der Montage zu dünne Schrauben benutzt worden waren.

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Quelle:
SZ vom 15.01.2013
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