Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Automaten statt Angestellte

VR Bank schließt drei Filialen in der Kreisstadt

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

"Wir wollen uns aus der Fläche nicht zurückziehen." Mit dieser Aussage hat sich 2006 der damalige Vorstand der Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck, Walter Müller, festgelegt. Zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse hatte er zwei Jahre zuvor eine Kooperation eingefädelt, dass sowohl seine VR-Bank als auch die Mitbewerber von der Sparkasse Filialen im westlichen Landkreis unterhalten können. So etwas, dachte man damals, geht nur gemeinsam, und weil es eine solche gemeinsame Schalternutzung vorher nicht gab, waren die Brucker eben die ersten. Doch nun gibt die VR Bank die einst gemeinsam genutzten Filialen in Schöngeising, Hattenhofen und Mittelstetten auf. Damit ist die Idee aber nicht dahin, das Vorbild bleibt und wird seit diesem Jahr neu umgesetzt. Allerdings nicht im Landkreis und auch nicht in Bayern. In Hessen agieren die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse nach Brucker Muster und wollen in den kommenden Jahren insgesamt 26 Filialen gemeinsam betreiben. Man stehe im Wettbewerb, aber habe dasselbe Problem, heißt es aus dem Nachbarbundesland. Noch in diesem Jahr sollen zehn solcher "Finanzpunkte" eingerichtet werden.

Den Kunden von Volksbank Raiffeisenbank und Sparkasse bringt solch später Ruhm für das Brucker Modell freilich wenig. Wer in Mittelstetten oder Hattenhofen künftig ein Bankgeschäft erledigen will, das über das Abheben von Bargeld hinausgeht und Beratung benötigt, darf nach Althegnenberg fahren. Auch die Schöngeisinger werden zwar in ihrem Ort noch einen Geldautomaten und einen Kontoauszugsdrucker vorfinden, doch für alles andere ist nun die Geschäftsstelle in Grafrath zuständig. "Es rentiert sich nicht mehr", sagt VR-Vorstand Robert Fedinger. Und auch bei der Sparkasse, die in Schöngeising schon vor drei Jahren ausgezogen ist, hat man sich die Frage nach der Wirtschaftlichkeit gestellt. Weil immer mehr Kunden Online-Banking betreiben, würden die Filialen viel weniger genutzt als noch vor zehn Jahren, lässt die Sparkasse wissen.

Rückblickend bewerten sowohl VR-Vorstand Fedinger als auch der Sparkassen-Vorstand Peter Harwalik die Zusammenarbeit positiv. "Unsere Mitarbeiter haben sich sehr schnell an dieses Modell gewöhnt und es mit Leben erfüllt. Das zeigt sich auch daran, dass es in der langen Zeit der Kooperation zu keinen Personalveränderungen in der Stammbesetzung kam", sagte Harwalik. Nach Filialschließungen unter anderem in Germering 2012 betreibt die Sparkasse momentan noch 19 Filialen und beschäftigt 698 Mitarbeiter. Die VR-Bank hat 221 Angestellte und zehn Auszubildende und listet aktuell noch 20 Filialen auf. Abzüglich der Geschäftsstelle in Hattenhofen, die die Volksbank Raiffeisenbank nach dem Rückzug der Sparkasse dort allein betrieben hatte. Bis Mitte 2020 sollten die Hattenhofener Kunden der Genossenschaftsbank dort betreut werden, nun werden nach der vorzeitigen Schließung nur noch Automaten zur Verfügung stehen.

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Quelle:
SZ vom 30.11.2019
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