Süddeutsche Zeitung

Autofreier Sonntag:Raus aus der Sackgasse Auto

Der Aktionstag autofreier Sonntag sollte Schule machen, das Car-Sharing als Thema einbezogen werden.

Kommentar von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Das Auto ist nicht nur ein großartiges Werk der Ingenieurskunst, sondern ein flexibles und damit bequemes, individuelles Fortbewegungsmittel. Der Verbrauch an Energie und Rohstoffen für die Herstellung und Nutzung sowie der Flächen für Straßen und Parkplätze ist jedoch eine Katastrophe. Darum ist das Auto umweltschädlich und damit als Massentransportmittel ungeeignet. Deshalb sind die Veranstalter des Aktionstages autofreier Sonntag im Landkreis Fürstenfeldbruck zu loben und zu unterstützen. Sie zeigen Alternativen auf. Insbesondere das Fahrrad als Transportmittel für Mensch und Fracht hat noch sehr viel Potenzial. Sehr gelungen sind auch die Verbindungen, die die Organisatorinnen herstellen, zur Energieversorgung, zur Ernährung und zum Freizeitverhalten. Sie leisten einen Beitrag zu einem Bewusstseinswandel, weg vom Auto, der überlebensnotwendig ist.

Kommunalpolitiker sollten sich darauf konzentrieren, dem Rad den Weg zu bahnen auf Kosten des Autos, statt vor Elektroautos und Ladesäulen zu posieren, als ging es bloß darum, Benzin- und Dieselmotor durch Elektrobatterie zu ersetzen. Allerdings kann das Fahrrad allein nicht die Lösung sein, es braucht vor allem die Bahn als Massentransportmittel, auch in der Variation Trambahn in vorstädtischen Gebieten wie dem östlichen Landkreis, dazu Busse, kleine und große, Sammel- und Ruftaxen.

Eine drastisch verringerte Pkw-Flotte würde Teil eines umweltfreundlicheren Verkehrssystems bleiben. Das wären Autos für Senioren und Behinderte oder für Menschen in abgelegenen ländlichen Gebieten, wie einem Teil des nördlichen und westlichen Landkreises, wo der Aufwand für Bahn und Bus zu hoch wäre. Aber selbst Angehörige dieser Personengruppen brauchen kein eigenes Auto, um am Leben teilzuhaben, denn der private Pkw steht die meiste Zeit nutzlos auf einer wertvollen Fläche herum. Die Lösung lautet Car-Sharing, nicht kommerziell betrieben, sondern öffentlich, genossenschaftlich oder als Verein. Der Landkreis Ebersberg ist in dieser Hinsicht Modellregion, dank des Engagements von Vereinen. Beim Aktionstag autofreier Sonntag nächstes Jahr sollten die Fürstenfeldbrucker das Thema Car-Sharing einbeziehen.

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