Fürstenfeldbruck:Auslaufmodell Mittelschule

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Der Lehrerverband glaubt, dass zwei Drittel der Standorte gefährdet sind. Schon wird an eine Zusammenlegung mit den Realschulen gedacht.

Gerhard Eisenkolb und Wolfgang Krause

Auf lange Sicht dürften nicht alle Mittelschulen im Landkreis bestehen bleiben. Diese Einschätzung vertritt der Lehrerverband. (Foto: Alessandra Schellnegger)

- Seit drei Jahren heißen die Hauptschulen im Landkreis Mittelschulen. Seither reden Kommunalpolitiker nicht mehr vom Hauptschul-, sondern vom Mittelschulsterben. Vier der 13 Mittelschulstandorte gelten aufgrund sinkender Schülerzahlen und steigender Übertrittsquoten an weiterführende Schulen als akut gefährdet. Hält dieser Trend an, könnte die Mittelschule zu einem Auslaufmodell werden. Das befürchten zumindest der Mammendorfer Bürgermeister Johann Thurner (FW) und der SPD-Kreisrat Michael Schrodi. Ob sich dieses Problem mit der Zusammenlegung der Mittel- und Realschulen lösen lässt, blieb in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses unbeantwortet.

Das Gremium befasst sich mit einer Stellungnahme des Landratsamts zu den Auswirkungen einer Fusion der beiden Schulzweige. Auf Antrag von Thurner hatte sich die Kreisbehörde mit diesem Thema befasst. In der Verwaltung geht man, ebenso wie die BLLV-Kreisvorsitzende Ingeborg Heining, davon aus, dass die Mittelschulen langfristig durchaus gefährdet sind. Sollten diese mit den Realschulen fusionieren, gilt das Raumangebot als ausreichend. In der Kreisbehörde rechnet man dann allerdings mit einem noch stärkeren Drang aufs Gymnasium. Kritisiert wurde bei der Beratungen das Missverhältnis von Real- zu Mittelschülern. An den vier Realschulen bereiten sich zurzeit 3822 Schüler auf den mittleren Schulabschluss vor, an den 13 Mittelschulen sind es nur 2442.

Unter Berufung auf den BLLV-Kreisverband wies Schrodi darauf hin, dass im Landkreis langfristig zwei Drittel der Mittelschulen keine Zukunft haben. Auf SZ-Anfrage bestätigt die BLLV-Kreisvorsitzende Heining diese Angabe. Sie verweist aber darauf, dass es sich hierbei nur um eine ungesicherte Annahme handle. Die Kreis-SPD sieht in regionalen Gemeinschaftsschulen eine Alternative zu Mittelschulen. Laut Ingeborg Heining ist es für viele Schüler jedoch ein Vorteil, anstelle einer Realschule eine Mittelschule zu besuchen und dort den gleichwertigen mittleren Abschluss zu machen. Kinder, die einen erhöhten Erziehungsbedarf hätten und damit einer intensiven pädagogischen Begleitung bedürften, seien an einer Mittelschule besser aufgehoben. Um dies zu gewährleisten, muss jeder Mittelschulverbund zwingend einen gebundenen Ganztagszweig mit pädagogischer Betreuung anbieten. Heining fordert allerdings eine bessere personelle und finanzielle Ausstattung der Mittelschulen. Auch die Differenzierung zwischen einem Real- und Mittelschulabschluss sei ungerechtfertigt. Nach Ansicht von SPD-Kreisrat Herbert Kränzlein hat die Mittelschule im verdichteten Ballungsraum des Landkreises durchaus eine Zukunft. In ländlichen Regionen liege deren Zukunft in Kooperationsmodellen mit Realschulen.

Als erste Mittelschule wird voraussichtlich die Gröbenzeller geschlossen. "Gröbenzell wird wohl auslaufen", sagt der Schulrat Helmut Radloff, der zum ersten Januar die stellvertretende Leitung des Fürstenfeldbrucker Schulamtes übernimmt. Dort gibt es nur noch zwei der fünf Klassenstufen. Wie es mit den Schulen in Eichenau, Emmering und Günzlhofen aussehe, wo jeweils noch drei Klassen bestehen, ist laut Radloff offen. Das hängt auch damit zusammen, dass anders als bei der alten Hauptschule nicht mehr die Schulbehörden über die Zukunft der einzelnen Standorte entscheiden, sondern die vier von den Städten und Gemeinden gebildeten Schulverbünde im Landkreis. "Der Verbund entscheidet jetzt frei, auf welche Schulen die Kinder gehen", sagt Radloff. Nach den alten Regeln wären die vier Schulen längst tot. Wenn in zwei Klassenstufen die Mindestzahl von 15 Schülern nicht zusammenkam, musste eine Hauptschule aufgelöst werden.

Die übrigen neun Mittelschulen im Landkreis sind laut Radloff "derzeit nicht gefährdet". Derzeit, das heißt: so weit die Fünf-Jahres-Berechnung der Schülerzahlen reicht. Und immer unter dem Vorbehalt, dass die Übertrittsquote an die weiterführenden Schulen nicht weiter steigt. Die lag in diesem Jahr bereits bei 70 Prozent, wobei 42 Prozent der Viertklässler aufs Gymnasium wechselten und 28 Prozent auf die Realschule. Auf die Mittelschulen gingen im Landkreis nur 26 Prozent der Kinder.

© SZ vom 17.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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