FürstenfeldbruckNeun Mitglieder des Fürstenfeldbrucker Vereins "Turmgeflüster" im Alter zwischen 13 und 17 Jahren sitzen erwartungsvoll in der ersten Reihe im Dachgeschoss der Stadtbibliothek, um ihre Bildungspässe entgegenzunehmen. Zum ersten Mal händigt Christine Dietzinger an die von Literatur- und Theater begeisterten Jugendlichen den Kompetenznachweise Kultur (KNK) in einer feierlichen Übergabe aus. Sie hat eine Fortbildung absolviert als Beraterin für Kompetenznachweise, um den Jugendlichen "etwas an die Hand zu geben" für deren jahrelanges Engagement. In 50 Stunden hat sie mit dem Jugendlichen den Nachweis "erarbeitet". Dietzinger liest zum Beginn der Veranstaltung einen Ausschnitt aus dem Buch "Alles nur geklaut" von Austin Kleon: "Schule ist eine Sache. Bildung eine andere. Beide müssen nicht unbedingt zusammenhängen. Schule Dich selbst. Du solltest Dich immer um Deine Bildung kümmern. Google alles! Lies ständig! Geh in die Bibliothek!" Die engagierte und motivierte Pädagogin händigt anschließend die Nachweise mit persönlichen Worten an die Jugendlichen aus.
Der 17-jährige Gymnasiast Fabien Riedel nimmt seit sieben Jahren jeden Freitag an den Treffen von Turmgeflüster teil. Erst habe er in der Schule Theater gespielt, dann sei er zu Turmgeflüster gekommen. Bei der Frage, was sein liebstes Projekt gewesen sei, sagt der Gymnasiast: Alles zu Harry-Potter habe ihm gefallen und die Aufführung von dem Theaterstück "Steinsuppe" sei interessant gewesen. Riedel wird den Nachweis seinen Bewerbungsunterlagen beilegen, damit zukünftige Arbeitgeber sich ein besseres Bild über ihn machen können. Der KNK besteht aus zwei Elementen, eine persönliche Aussage über den Jugendlichen und eine Übersicht der Schlüsselkompetenzen wie Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz.
Riedel sagt über den Erwerb seines Nachweises: "Ich werde mir den einrahmen. Ich bin stolz darauf." Auch Franziska Schmid ist seit zwei Jahren Mitglied bei dem Verein Turmgeflüster und besucht regelmäßig die Schreibwerkstatt. Sie hat in ihrer Freizeit eine 40-seitige Gruselgeschichte geschrieben mit dem Titel "Klinik Blutenburg". Die Mutter von Franziska Schmid erzählt über ihre literaturbegeisterte Tochter: "Hier kann sie wieder mal kreativ sein. In der Schule ist ja bereits alles vorgegeben."
Die Begeisterung, das Engagement und die Hingabe, mit der sich alle neun ausgezeichneten Jugendlichen bei Turmgeflüster einbringen, ist bemerkenswert. Die Literaturpädagogin Christine Dietzinger hat ganze Arbeit geleistet. Dies geht aus dem Text hervor, den Ronja Schmidtke über ihre Zeit bei Turmgeflüster verfasst hat und selbstbewusst vorträgt : "Für manche sind wir ein Lese- und Theaterklub. Für die Eltern ist es eine Möglichkeit, einmal Ruhe vor ihren pubertierenden Kindern zu haben. Für andere sind wir ein Klub mit durchgeknallten kleinen Kindern, die sich verkleiden oder auch nur eine Lärmbelästigung. Für uns ist das viel mehr. Für uns ist Turmgeflüster eine Familie, unsere Freunde, ein zweites Zuhause. Wir haben alle durch Turmgeflüster neue Perspektiven und Möglichkeiten entwickelt."
Es bleibt zu hoffen, dass die Arbeit vom Verein Turmgeflüster in den kommenden Jahren so erfolgreich voranschreitet und weitere Kompetenznachweise Kultur zukünftig ausgegeben werden. Lisa Strömsdörfer, Fabien Riedel, Steven Mehrer, Moritz Gundel, Leandra Frey, Sebastian Laux, Korbinian Spitz, Franziska Schmid und Eric Schmidtke sind jedenfalls die Vorreiter der Kompetenznachweise Kultur für Jugendliche in der Literatur- und Theaterarbeit in Bruck.