Fürstenfeldbruck:Auf unbekanntem Terrain

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Der Auftritt in dem hochmodernen Konzertsaal im französischen Céret ist für das Jugend-Orchester der Kreismusikschule ein ganz besonderer. (Foto: Privat)

Im August waren die Bluestrings, das Streicher-Orchester der Kreismusikschule, auf Frankreich-Tournee. Dabei haben sie nicht nur ganz unterschiedliche Orte, sondern auch Gepflogenheiten kennen gelernt, die sie nun in Fürstenfeldbruck etablieren wollen

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

14 Personen, zwei VW-Busse und acht Tage Jazz, so ließe sich die jüngst vergangene Frankreich-Tournee der Bluestrings, das Streichorchester der Kreismusikschule, in aller Kürze zusammenfassen. Der Reise und dem gemeinsamen Erlebnis würde diese Aufzählung aber freilich nicht gerecht werden. Zu berichten gibt es viel mehr.

Begonnen hat das Abenteuer für die 14 Musiker unter der Leitung von Frank Wunderer mit einer in Frankreich bestens in der Kultur- und Politikszene vernetzten Oma von einem der Schüler. Die hat sich gemeinsam mit einem Schweizer Konzertcellisten, der in Frankreich eine Musikagentur betreibt, um das Booking und die Werbung gekümmert und die 14 Streicher in ihrem Haus in Frankreich beherbergt. Die Fahrtkosten wurden von der Bürgerstiftung und dem Lions Club bezuschusst und der Eintritt für die Konzerte war frei. Lediglich um Spenden hatte man gebeten, um so die restlichen Kosten decken zu können. Insgesamt konnte das Jugend-Orchester an sieben Orten auftreten, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. "Es ist ein unglaubliches Erlebnis gewesen", erzählt Wunderer. Bereits auf der Anreise legte das Ensemble einen Zwischenstopp in Valence ein. Dort hatte der Cellist eine Lizenz zum Straßenmusikmachen beantragt. In Macanet in Spanien durften die Bluestrings wieder unter freiem Himmel auftreten, das Ganze hatte den Charakter eines Straßenfestes. "Ein Traum", findet Wunderer. So etwas sei in heimischen Gefilden angesichts des wechselhaften Wetters kaum noch planbar. Durch die enge Zusammenarbeit mit den örtlichen Kulturvereinen konnten die Musiker einen Einblick in Kultur und auch Kulinarik des fremden Landes gewinnen. "Das ortstypische Essen, das uns gestellt wurde, war eine der Vertragsbedingungen", erzählt Wunderer.

Auf ihrer Reise sei den Bluestrings vor allem eines aufgefallen. Anders als in Deutschland verschwinden die Gäste nicht sofort, nachdem die letzten Klänge verstummt sind. Die Franzosen legen Wert auf den kleinen Umtrunk nach dem Konzert. "Und das Orchester ist auch mit dabei", so Wunderer. Das ermögliche den Austausch zwischen Publikum und Musikern, direkte Kritik und Anregungen. Manchmal ergeben sich so auch ganz neue Ideen. Etwa als eines Abends eine französische Band im Publikum saß und sich nach dem Konzert bereit erklärte, den letzten Auftritt in Abas spontan gemeinsam mit den Bluestrings zu bestreiten. Etwas das nicht nur Wunderer als Bereicherung empfunden hat. "Der Umtrunk ist etwas, von dem wir überlegen, es auch im Landkreis bei unseren Konzerten einzuführen." Dafür falle die Pause zwischen zwei Sets weg.

In Frankreich spielen Musiker in aller Regel eineinviertel Stunden am Stück. Was den Vorteil habe, dass sie sich nach einer Pause nicht noch einmal neu motivieren müssen. So lange Zeit am Stück zu spielen sei aber auch anstrengend. "Natürlich haben die Franzosen auch ganz andere Zeiten", sagt Wunderer. Da fange ein Konzert gerne erst gegen 22 Uhr an.

Die Resonanz auf die Konzerte sei in Frankreich gigantisch gewesen. In Céret durfte das Orchester in einem hoch modernen Konzertsaal auftreten, der mit sämtlichen technischen Spielereien ausgestattet war. "Wir hatten dort mehr Publikum als in der Heimat und haben insgesamt 85 CDs verkauft", erzählt der Leiter der Blue-strings. Sonst seien es lediglich drei bis fünf pro Abend. Der große Zuspruch sei wohl einerseits der tatkräftigen Oma und dem Schweizer Konzertcellisten zu verdanken gewesen, die beide mit Feuereifer die Gemeinde plakatiert haben. "Auf der Fahrt hat einer der Schüler plötzlich gerufen, dass er unseren Namen gerade gelesen hat. Wir haben ein riesen Plakat mitten auf einem Kreisel gefunden. Sogar City-Light-Säulen mit unserer Werbung haben wir gesehen", erzählt Wunderer.

Aber noch viel mehr dürften die Franzosen neugierig auf das Jugendorchester gewesen sein, das den weiten Weg aus Bruck auf sich genommen hat, um in ihrer Heimat zu spielen. Mittlerweile scheint sich schon die nächste Frankreich-Tournee anzubahnen. Die Bürgermeisterin aus einer der Nachbargemeinden habe vom Aufruhr um die Bluestrings Wind bekommen. Im nächsten Jahr wolle sie die Band auch in ihrem Ort begrüßen.

© SZ vom 23.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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