Fürstenfeldbruck:Auf den Spuren von Handwerk und Gewerbe

Tag des offenen Denkmals

Im Museumsteil der Brauerei Maisach steht noch die alte Dampfmaschine. 1983 drehte sich das große Schwungrad zum letzten Mal.

(Foto: Günther Reger)

Kreisbaumeisterin Reinlinde Leitz führt am Tag des offenen Denkmals zu alten Schmieden und Brauereien. Dabei bekommen die Gäste Einblicke in traditionelle Techniken und erleben Kultur zum Anfassen

Von Edith Schmied, Fürstenfeldbruck

Wer die Spuren von Handwerk und Gewerbe am "Tag des offenen Denkmals" verfolgen will, der muss sich Zeit nehmen, viel Zeit. Rund sieben Stunden dauert die Rundfahrt mit Kreisbaumeisterin Reinlinde Leitz quer durch den Landkreis. Alte Schmieden und Brauereien, das sind die Hauptthemen ihrer Fahrt.

Der Beruf des Schmiedes geht weit ins Mittelalter zurück. Er zählte wie der Müller, Wirt und Bader zu den vier sogenannten "Ehaften", die eine Art Konzessions- und Gewerberecht hatten. Beim Schmied hielt man damals die Gemeindeversammlungen ab. Die Alte Schmiede in Aich, die erste Station der Busfahrt, liegt ganz der Tradition verpflichtet, mitten im Ort, ist komplett eingerichtete und voll funktionsfähig. Die schweren Hämmer stecken griffbereit in der Werkbank, der Amboss von 1904 wiegt 175 Kilogramm. Als Souvenir dürfen sich die Besucher einen handgeschmiedeten Nagel mitnehmen. Die spätbarocke Anlage (um 1800) ist die älteste im Landkreis. Heute ist sie vorbildlich renoviert, trotz der Probleme mit der maroden Statik. Bis 1998 hantierte hier noch Josef Wurm, der auch als Huf- und Wagenschmied im Kloster Fürstenfeld arbeitete.

Handwerk zum Anfassen zeigt Ludwig Ostermeir in Althegnenberg. Mit einem einladenden "schmied' ma a bissl" bringt er mit dem riesengroßen Blasebalg die spezielle Steinkohle mit wenig Schwefel- und Phosphoranteil zum Glühen. In ein paar Minuten hat er eine anmutig gebogene Zaunspitze gefertigt. Für stärkere Eisenstücke braucht er die Unterstützung seines Sohnes Markus. Der setzt die Familientradition in der 13. Generation fort. Der Vater gibt den Takt vor, während der Sohn mit beiden Händen den schweren Vorschlaghammer schwingt. "Total aufwendig" findet Ludwig Ostermeir das Feuerschweißen, bei dem ein hufeisenförmiges Stück zu einem Kettenglied geformt wird. Diese Technik beherrscht heute kaum mehr ein Schmied.

Das alte Schmiedanwesen aus dem frühen 19. Jahrhundert in Oberdorf hat Burgi Well, eine der Wellküren, entzückend hergerichtet und dabei die Belange des Denkmalschutzes "vorbildlich" umgesetzt, wie Leitz betont. "Man muss gerne arbeiten und leidensfähig sein" erzählt die Besitzerin. Bei der Führung lässt sich erahnen, wie die jetzigen Wohngebäude früher als Schmiede mit Ofen und Kamin ursprünglich ausgesehen haben.

Wie das Lieblingsgetränk der Bayern entsteht, erfahren die Besucher in der Maisacher Brauerei. Als Draufgabe gibt's Freibier. Günter Huber erklärt den Brauvorgang von der Sudpfanne über den Sudkessel bis hin zum Läuterbottich und Gär- und Lagertank. Für 80 Hektoliter Bier werden 1300 Kilogramm Malz benötigt. Zehn Hektoliter Schwund ist beim Gär- und Kochprozess normal. Das Bier sei maximal drei Monate haltbar. "Weil wir nicht so viel filtrieren", erklärt Huber. Das Abdichten der kaum noch verwendeten Holzfässer von innen, das Pichen, können nur wenige. Günter Huber ist eine Ausnahme. Im Museumsteil steht noch die alte Dampfmaschine. Bei dem Stromausfall 1983, der von einem Schneechaos ausgelöst wurde, drehte sich das beeindruckende Schwungrad mit einem Durchmesser von etwa fünf Metern zum letzten Mal. Die Rationalisierung hat auch vor Maisach nicht halt gemacht. 1972 arbeiteten hier noch 73, heute nur noch 11 Personen, bei einem Ausstoß an Getränken von insgesamt rund 25 000 Hektolitern.

Kann eine trockengelegte Brauerei nach dieser anschaulichen Führung noch punkten? Jawohl, sie kann es. Besitzer Christian Marx führt die Gruppe ins 1791 errichtete Sudhaus und in den Lagerkeller. Rund 320 Quadratmeter Gewölbe sind hier zwölf Meter unter der Erde zu besichtigen. Geheimnisvolle Luken geben den Blick in zugemauerte Räume frei. Ein Geheimgang führt als Fluchtweg bis zur Kirche in Egenhofen, ein anderer vom Sudhaus zum Schloss, vielleicht ein direkter Nachschubweg. Mitten drin steht eine Lore. "Es gibt keine Öffnung, wo die durchpassen würde", wundert sich Marx. Er hat hier i Jahr 2000 ein Areal erworben, wo es viel zu entdecken und auch umzubauen gibt.

Ein wahres Meisterwerk der Zimmereikunst ist der Dachstuhl im ehemaligen Hofmarkschloss in Spielberg, einer ehemals mittelalterlichen Burg. Der doppelt liegende Dachstuhl entstand 1645 nur mit Holznägeln und ist heute noch "völlig intakt" erklärt Zimmermeister Franz Schilling. Zehn Zimmerer haben damals ein Jahr gearbeitet bis das wuchtige Gebälk von etwa 12 Metern Breite und 30 Metern Länge aufgestellt war. Die Renovierung und Erhaltung dieses Anwesens ist der vorbildlichen Arbeit des Fördervereins zu danken, lobt Bürgermeister Norbert Riepl die "Rentner-Gang", die während der Bustour außerdem eine schmackhafte Brotzeit spendiert.

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