Fürstenfeldbruck:Auf Augenhöhe

Die evangelische Landeskirche stellt hauptamtliche Kirchenmusiker künftig selbst an. Sie sollen dadurch mehr Wertschätzung erfahren

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Die evangelische Kirche in Bayern ändert zum 1. Januar 2016 die Beschäftigungsstruktur ihrer hauptamtlichen Kirchenmusiker. Bisher waren die Musiker jeweils bei der Kirchengemeinde angestellt, in der sie aktiv waren. Künftig werden alle Hauptamtlichen bei der Landeskirche angestellt. Die Änderung gilt allerdings nur für Neubeschäftigungen, bei bestehenden Verträgen dürfen die Mitarbeiter selbst entscheiden, ob sie den Arbeitgeber wechseln. Im Dekanat Fürstenfeldbruck betrifft die Umstrukturierung zwei Kirchenmusiker: Kirsten Ruhwandl, Dekanatskantorin und Musikerin der Erlöserkirche, und Jean Mondesir Benoit, der in mehreren Gemeinden im Landkreis und in Landsberg aktiv ist.

Die Arbeit der Musiker ändere sich durch den neuen Arbeitgeber nicht, betont Landeskirchenmusikdirektor Michael Lochner. Vielmehr gehe es darum, die Stellung der Hauptamtlichen aufzuwerten. "Dadurch, dass die Dienstaufsicht künftig bei den Dekanen und nicht mehr bei den Gemeindepfarrern liegt, stehen hauptamtliche Musiker, die ja eine akademische Ausbildung haben, und Pfarrer künftig im gleichen Dienstverhältnis", sagt Lochner, "sie sollen nicht mehr das Gefühl haben, unter dem Primat der Theologie zu arbeiten, sondern unter Kollegen." Dadurch erhofft er sich einen positiven psychologischen Effekt. "Es ist doch ein Unterschied, ob ich Gemeindemitarbeiter bin oder zu einem größeren Netzwerk gehöre. Vielleicht fühlen sich die Musiker dadurch stärker herausgefordert." Organisatorisch sei es zudem vorteilhaft, wenn die Musiker künftig nicht mehr bei vielen verschiedenen Gemeinden angestellt sind, sondern unter einem Arbeitgeber versammelt werden.

Kirsten Ruhwandl sieht der Änderung gelassen entgegen. "Ich empfinde es schon als Gleichstellung. Aber es gibt auch Kollegen, die befürchten, künftig leichter versetzt zu werden." In der Theorie sei das zwar denkbar, so Ruhwandl, in der Praxis glaubt sie weniger daran. "Dafür, dass jemand zwangsversetzt wird, gibt es zu wenige Stellen."

Auch vor einer Bevormundung bei der Besetzung der hauptamtlichen Stellen hat Ruhwandl keine Angst. "Das ist bisher schon immer in Beratung mit Herrn Lochner passiert. Ich glaube nicht, dass uns jemand etwas aufzwingen wird." Das betont auch Lochner: "In der Praxis wird es so bleiben, dass den Kirchen die Entscheidung überlassen wird. Aber es muss auch selbstverständlich sein, dass derjenige der anstellt, auch das letzte Wort hat." Formal war es bisher so, dass die Gemeinden einen Musiker ausgesucht haben, den sie nur noch bestätigen lassen mussten. Künftig treffen sie eine Vorauswahl und schicken die Vorschläge an die Landeskirche, die dann die endgültige Entscheidung trifft. Ruhwandl sieht durch die Änderung sogar einen Vorteil für die Dekanate. Bisher hat die evangelische Landeskirche 90 Prozent der Kosten getragen, zehn Prozent zahlte das Dekanat. Künftig trägt die Landeskirche die kompletten Kosten. "Damit wird Geld frei, das wir gut brauchen und in andere Projekte investieren können."

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