Fürstenfeldbruck:Auch für vier Schwimmer in Bereitschaft

Die Mitglieder der Wasserwachtgruppe Mammendorf verbringen jährlich 3300 Stunden im Wachdienst

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

An diesem Samstag haben die vier Schwimmer gerade den Mammendorfer See ganz für sich ganz allein. Später werden noch einmal sechs hinzukommen, das war's dann aber schon für diesen sonnigen Wochenendtag. Bei 18 Grad Außen- und exakt 20,2 Grad Wassertemperatur springen ohnehin nur Hartgesottene in den Grundwassersee. Um die Temperatur aufs Komma genau abzulesen, muss Michaela Kleemann selbst kein Thermometer ins Wasser halten, sie sieht das Ergebnis des Messfühlers auf der Fernanzeige des Geräts auf der Terrasse der Wasserwachtstation. Ohnehin wäre es derzeit etwas mühsam, bloß wegen der Wassertemperatur hinabzusteigen. Drei Meter unter seinem normalen Niveau ist der Seespiegel derzeit, da ragen die Pfähle des renovierungsbedürftigen Stegs fahl aus dem Grund. Doch sollte es zu einem Notfall am oder auf dem See kommen, dann würden Michaela Kleemann und die am Samstag zum Wachdienst eingeteilten Benjamin Miskowitsch und Florian Quintus in Minutenschnelle bei einem Verunglückten sein. Sie alle sind darauf trainiert, schnell und professionell zu reagieren, auch bei den kleineren , alltäglichen Einsätzen am Mammendorfer See, etwa wenn ein Pflaster auf eine Schnittwunde geklebt oder einen Insektenstich behandelt werden muss.

Wachdienst im Freizeitgelände See, das heißt für die etwa 70 Aktiven der 270 Mitglieder zählenden Wasserwachtgruppe Mammendorf, während der Badesaison 3300 Stunden ihrer Freizeit in und an der geräumigen Wachhütte zu verbringen. Wenn der letzte schöne Bade-Tag des Jahres vorbei ist, ruht auch die Bereitschaft, denn den zugefrorenen See im Winter zu betreten, ist verboten. Da bräuchte es eigentlich keine Retter am Ort.

Der einzige winterliche Einsatz ist das Weihnachtfest mit dem Auftauchen von "Neptun", einem jährlichen Spektakel, bei dem ein Taucher dem eiskalten See entsteigt und kleine Geschenke dabei hat. Ansonsten nutzen die Wasserwachtler in der Badesaison den See wie alle andere Badegäste auch. "Die Wasserwacht ist ideal für Familien", sagt Florian Quintus, der hauptberuflich als Schreiner im städtischen Bauhof Fürstenfeldbruck arbeitet und ehrenamtlich auch noch Rettungsdienst fährt. Während sich die Eltern am Wochenende im Wachdienst oder die sonstigen Arbeiten in und um die Wasserwachthütte teilten, könnten die Kinder sich vergnügen. "Da kann man sich auch darauf verlassen, dass andere Mitglieder auf die Kinder aufpassen oder mal selbst ein Auge auf die Kinder von anderen hat", sagt Quintus.

Wasserwacht Mammendorf

Florian Quintus, Michaela Kleemann und Benjamin Miskowitsch (von links) üben Reanimaionsmaßnahmen vor der Wasserwachthütte.

(Foto: Erich C. Setzwein)

Für Benjamin Miskowitsch, Leiter der Ortsgruppe Mammendorf, gehören Vereinsleben und Bereitschaftsdienst zusammen. Die Mitglieder kümmerten sich gemeinsam um die Hütte und die Ausstattung, was auch notwendig erscheint bei gerade einmal 1200 Euro Beitrag für den Rettungsdienst am See, den der Erholungsflächenvereins jährlich überweist. Der Unterhalt ist nur mit viel ehrenamtlicher Hilfe zu schaffen. Demnächst muss an der 25 Jahren alten Wachhütte der Steg erneuert werden, da kommt es gerade recht, dass der Grundwasserspiegel in diesen Wochen abgesunken ist.

Auch wenn die Wasserwacht auf Wasserrettung spezialisiert ist, so mussten die Mammendorfer doch in den vergangenen Jahren keinen Ertrinkenden retten. Es geht den Mitgliedern ähnlich wie den Kameraden von der Feuerwehr, die zu immer weniger Bränden gerufen werden, dafür aber immer häufiger technische Hilfe leisten müssen. Die Wasserwachtler versorgen gerade in diesem Sommer häufiger mal Wunden, weil Badegäste im flachen Wasser auf Glasscherben getreten sind. Oder eben Insektenstiche. Dabei ist das Einsatzgebiet nicht auf den See beschränkt, die Integrierte Leitstelle in Bruck weiß ganz genau, wann wie viele Retter anwesend sind und schickt sie als erste zu Einsätzen im nahen Freibad oder auf dem Campingplatz. An diesem Samstag ist es vergleichsweise ruhig, viele sind noch im Urlaub, die meisten aber scheuen sich vor den 20,2 Grad.

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