Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Anlaufstelle für Menschen in Not

Lesezeit: 2 min

Dominik Kling leitet die Sozialberatung der Diakonie. Er informiert über mögliche Zuschüsse und vermittelt an Fachdienste

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Dominik Kling hat die Sozialberatung der Fürstenfeldbrucker Diakonie übernommen. Der 29-jährige Sozialpädagoge hatte zuvor Münchner Mieter mit dem Ziel beraten, die Energiekosten im Haushalt zu reduzieren und somit einer oftmals zunehmenden Verschuldung entgegenzuwirken. Seit Anfang Dezember vergangenen Jahres kümmert er sich in den Räumlichkeiten im Westen der Kreisstadt um ein ähnliches Feld: Das Büro der Diakonie - die als evangelisch geprägtes Gegenstück zur katholischen Caritas gilt - will Ansprechpartner sein für alle Menschen, unabhängig von Alter, Religion oder Herkunft. Vor allem für jene, die ohne fremde Hilfe nicht mehr oder kaum noch alleine zurecht kommen.

Es gebe "im Leben Situationen, in denen man einfach nicht mehr weiter weiß, und genau dann kann die Soziale Beratung der Diakonie helfen", so Kling. Der soziale Abstieg passiert oftmals sehr schnell. Ein Schicksalsschlag, etwa der Verlust eines geliebten Menschen und die damit verbundenen finanziellen Belastungen und all die Alltagssorgen, die von nun an alleine getragen werden müssen, wachsen über den Kopf. Die junge Frau, die sich von ihrem Lebenspartner trennen musste, weil es zwischen den beiden einfach nicht mehr "passte" und von ihm keinerlei Unterstützung erhält und trotz Job nicht über die Runden kommt. Auch der Familienvater mit Migrationshintergrund, der trotz Schichtdienst und Zulagen einfach nicht genügend Geld für den Lebensunterhalt seiner Familie verdienen kann und nichts von seinem Rechtsanspruch weiß. All das sind mögliche Szenarien, für die die Soziale Beratung Hilfe anbietet. Dabei geht es vorrangig um die Hilfe in Armut und Not. Die Soziale Beratung macht es sich zur Aufgabe, das Leben der Menschen lebenswürdig zu gestalten. Dabei steht sie in ihrer Beratung ganz bewusst parteilich zu den Menschen. Diese kann bei bedarf auch online oder telefonisch erfolgen. In vielen Fällen sei aber der persönliche Kontakt sinnvoll, da sich so offene Fragen besser klären lassen und Menschen auch ein Gegenüber haben wollen.

Ziel ist immer die Wiederherstellung der eigenen Handlungsfähigkeit und die Sicherung der materiellen Existenz. Hierfür werden gesetzliche Ansprüche geprüft und geltend gemacht - auch in pädagogischen, psychologischen oder rechtlichen Fragen oder im Kontext der verschiedenen Sozialgesetzbücher. Die Beratungsstelle der Diakonie versteht sich auch als "Clearingstelle", die an Fachdienste wie beispielsweise Insolvenz- oder Erziehungsberatung weitervermittelt oder sogar Sponsoren sucht. So wie im Fall einer älteren Dame, die auf Initiative der Diakonie vom SZ-Adventskalender, dem Hilfswerk der Süddeutschen Zeitung, unterstützt wurde. Die Frau habe sehr wenig Geld, erzählt Dominik Kling. Da sei nicht einmal die Anschaffung eines Gebisses möglich gewesen. Die finanzielle Unterstützung ermögliche einen deutlich spürbaren Zugewinn an Lebensqualität - "das Gebiss wird gerade angefertigt." Ein typisches Beispiel ist auch das Ehepaar mit ausländischen Wurzeln und drei Kindern. Der Mann, Mitte 30, arbeitet in einem Münchner Hotel als Spüler. Der habe gar nicht gewusst, dass er durchaus berechtigte Ansprüche habe zum Bezug von Wohngeld, Elterngeld und einem Kinderzuschlag. Jüngst sei er wieder gekommen und habe sich bedankt für die Unterstützung, erzählt Kling. Als sehr wertvoll wird manchmal allein schon die Unterstützung beim Ausfüllen von im Amtsdeutsch verfassten Formularen empfunden.

Soziale Beratung der Diakonie Fürstenfeldbruck, Buchenauer Straße 38, Sprechzeiten dienstags von 15 bis 18 Uhr und donnerstags von 9 bis 12 Uhr . Zusätzlich erreichbar unter Telefon 08141/150 63 -0 .

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3386020
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 20.02.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.