Der gesamte Hof vor der Brucker Tafel ist markiert. 15 Klebestreifen mit eineinhalb Meter Abstand hat Tafelleiterin Lidija Bertels anbringen lassen. Die notwendigen Abstände in der Corona-Krise sind an diesem Donnerstagvormittag bei der Wiedereröffnung der Brucker Tafel jedoch nicht nötig. Schlangen vor der Ausgabe gibt es nicht. 60 Abholer, so schätzen die Tafel-Helfer, haben Lebensmittel abgeholt. Gegen elf Uhr tröpfeln nur noch vereinzelt Menschen mit Handwägelchen ein. "Ich bin schon irritiert", sagt Bartels, "dass so wenige gekommen sind." Bartels hat alle 125 Tafel-Bezieher und Bezugsgemeinschaften vor vier Tagen angeschrieben, dass die Einrichtung am Donnerstag wieder öffnet. Der erwartete Andrang bleibt jedoch aus. "Dabei hatten wir ständig Anrufe von Menschen, die gefragt haben, wann wir wieder aufmachen", sagt Bartels.
Auch der "Administrator" Peter Wanschura, wie er sich nennt, weil er auch die Prüfung der Tafelausweise vornimmt, hat wenig zu tun. Wanschura gehört altersmäßig auch zur Risikogruppe, aber er ist immer da und kennt die meisten Menschen, die zur Tafel kommen. Schon von weitem ruft er sie mit Namen. Auch Heinz Nebl vom Vorstand der Bürgerstiftung ist gekommen.
Dass die Tafel wieder eröffnen konnte, ist auch dem Verein "Kinderleicht" zu verdanken, der über seine Verbindungen Lebensmittelspenden herbeigeschafft hat. Nina Helleberg, die Projektleiterin von Kinderleicht, ist da und hilft bei der Ausgabe der Lebensmittel mit. Käse, Wurst, Gemüse, Obst, Brot und Süßigkeiten sind in Tüten verpackt. Kaffee kommt dazu, weil Ostern ist. Kaffee gibt es bei der Tafel immer zu besonderen Anlässen. "Wir haben diesmal noch Lebensmittel dazu gekauft", erläutert Lidija Bartels. Deshalb ist sie dann doch "entsetzt", wie sie sagt, dass so wenige Abholer kommen.
Die, die kommen, erhalten eine Tüte pro Person. Da die ständigen älteren Helferinnen der Tafel jenseits der 70 und 80 Jahre alt sind, sind jüngere Menschen wie Svetlana Bencke und Martin Wagner gekommen, um bei der Ausgabe mitzuhelfen. Wie alle anderen tragen auch sie Mundschutz. Die Ausgabe erfolgt vor dem großen Tafelraum auf Tischen im Hof. Gerade fährt ein Auto vor. Zwei Frauen steigen aus und nehmen ihre Tüten mit. Für ältere Menschen, denen es zu riskant ist, in der Münchner Straße vorbeizukommen, gibt es einen Lieferservice nach Hause. Hinten im Tafelraum stehen noch jede Menge Tüten. 300 haben die Helfer gepackt. "Ab elf Uhr verteilen wir zwei Tüten pro Person", kündigt Bartels an.
Die Brucker Tafel wird nach dem Testlauf wieder jeden Donnerstag geöffnet sein. "Wir machen normal weiter", sagt Wanschura. Er ist überzeugt, dass die Resonanz sich wieder steigert: "Das muss sich nach der Pause erst wieder einspielen." 60 Prozent der Tafel-Bezieher sind übrigens Rentnerinnen und Rentner. Lidija Bartels rechnet mit einer nächsten großen Welle, weil es mehr Hartz-IV-Bezieher geben wird: "Auch die Kurzarbeiter werden kommen."
Tafel, Fürstenfeldbruck, Münchner Straße 1, Donnerstag, 8.45 bis 12 Uhr.