Fürstenfeldbruck:An der Seite von Franziskus

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Vatikan-Korrespondent Andreas Englisch (3. von links) bei seinem Besuch in Fürstenfeldbruck

(Foto: Günther Reger)

Vatikan-Korrespondent Englisch erzählt von den Päpsten

Von Moritz Glas, Fürstenfeldbruck

Jorge Mario Bergoglio gilt als Revolutionär der Kirche. Die meisten werden ihn unter einem anderen Namen kennen: Papst Franziskus. Andreas Englisch kennt ihn gut. Wie auch Franziskus' Vorgänger. Englisch ist der bekannteste Vatikan-Korrespondent Deutschlands. Vorigen Donnerstag sprach er im Fürstenfeldbrucker Pfarrheim Sankt Bernhard über seine Begegnungen mit den Päpsten.

Englisch selbst kam im Jahr 1987 nach Rom. Wie er sagt, eigentlich nur um Italienisch zu lernen. Er war ehemaliger Fußballreporter und bewarb sich dort für eine Stelle als Vatikan-Korrespondent, obwohl er bis zu diesem Zeitpunkt noch keine genaueren Kenntnisse über den Vatikan besaß. "Ich hab überhaupt keine Ahnung von der Kirche, ich war aber mal Messdiener", habe er halb im Scherz beim Bewerbungsgespräch gesagt. Trotzdem bekam er den Job. Seitdem bereiste er mit den Päpsten Johannes Paul II., Benedikt XVI. und dem jetzigen Papst Franziskus die Welt. In dieser Zeit fand er selbst zum Glauben. Englisch schrieb mehrere Bücher über die Kirche. Sein aktuelles Werk trägt den Titel: "Franziskus - Der Kämpfer im Vatikan".

Und dieser Papst ist für Englisch anders als seine Vorgänger. Franziskus' Revolution begann bereits vor seiner Wahl. Sie war vermutlich auch Ausschlag gebend für das Ergebnis. "Die Kardinäle sollten einen Reformer vorgesetzt bekommen, der die Kirche wieder auf Vordermann bringt", sagte Englisch. Nach seiner Wahl habe Franziskus sofort begonnen, Dinge zu ändern. Als erster Papst habe er sich geweigert, in den apostolischen Palast einzuziehen. Seine Begründung: Der Palast ist zu protzig, eine kleine Wohnung tut es auch. Bis heute wohnt er im Haus der Heiligen Martha, in einem 20 Quadratmeter großen Zimmer. Dort empfängt er auch die meisten Gäste. Außerdem verweigerte er die Dienste von Köchen, Butlern und Sekretären. Er isst in einer normalen Mensa mit allen anderen.

Franziskus lehnte von Anfang an den Prunk der Kirche ab. "Jesus Christus war ein bettelarmer Mann. Warum sollten Priester, die seine Botschaft verkünden, also in Saus und Braus leben?" Eine berechtigte Frage, auf die wohl auch so mancher Kardinal keine richtige Antwort parat hätte. Aber nicht nur in diesem Punkt herrscht Uneinigkeit im Vatikan. Englisch erzählte, wie der neue Papst auch bei den Themen Homosexualität und Ehe andere Standpunkte vertritt als viele seiner Kardinäle und Bischöfe. "Wir müssen uns entschuldigen und wiedergutmachen, was wir, die Kirche, den Homosexuellen und Wiederverheirateten in den letzten Jahrhunderten angetan haben", habe er zu Englisch gesagt.

Franziskus wolle die Kirche wieder genau zu dem machen, was sie ursprünglich sein sollte: eine globale Vereinigung mit Kardinälen auf der ganzen Welt, die sich um die Kranken und Bedürftigen kümmert und nicht nur auf den eigenen Wohlstand hinarbeitet. So habe Franziskus nach seinem Amtsantritt alle Sonderzulagen bei Kardinalsgehältern sowie den Wahlbonus für alle Vatikan-Bediensteten gestrichen. Nicht verwunderlich, dass sich der neue Papst damit nicht nur Freunde im Vatikan machte. "Er ist ein Feind der Kurie, aber ein Freund der Menschen", sagte Englisch. Für den 53-Jährigen steht fest, dass dieser Papst die Kirche schon jetzt stark reformiert hat. Und er hat noch große Pläne.

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