Fürstenfeldbruck:Ambitioniert

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Bremer Jugendchor führt Mozart-Requiem in Sankt Cäcilia auf

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

In diesem Jahr feiert der Verein Musica Sacra Sankt Cäcilia in Germering sein 25-jähriges Bestehen. Es kommt nicht allzu häufig vor, dass in einer Pfarrei zur Durchführung und Förderung der konzertanten Kirchenmusik ein eigener Verein existiert. Dessen positive Auswirkungen sind seit vielen Jahren in zahlreichen Aufführungen erlebbar und finden in dieser Jubiläumssaison mit insgesamt 13 Konzerten einen besonderen Höhepunkt. Die erste Veranstaltung fand am Sonntag statt, und zwar mit einem Zentrum, das für Kirche und klassische Musik gleichermaßen von entscheidender Bedeutung ist, nämlich der Jugend. Zu Gast war der Bremer Jugendchor "Die Quart", wobei sich der Name nicht auf das musikalische Intervall, sondern auf die gegenüber den anderen Jugendchören des Vereins höhere Altersstufe der Sängerinnen und Sänger bezieht, nämlich junge Erwachsene. Die Leitung des Chores hatte Stephan Reiß, an der Orgel musizierte Kirchenmusiker Thomas Scherbel.

Auf dem Programm stand Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem in einer Fassung für Soli, Chor und Orgel, welche das Orchester ersetzte. Damit erklang eines der großen Meisterwerke der oratorischen Literatur. Es war ein sozusagen unsichtbares Konzert, denn der Chor hatte auf der Empore Aufstellung genommen, so dass der Altarraum leer war und dort nur ein spotartig angeleuchtetes Kruzifix für mystische Stimmung sorgte. Die Solistenpartien wurden von Chormitgliedern übernommen, ein deutlicher Hinweis auf das große Engagement der jungen Leute.

Das "Dies irae", der Tag des Zorns, thematisiert im Requiem das Jüngste Gericht. Die Sänger fanden hier klanglich schön zusammen und erreichten auch eine präzise Textdeklamation. Allerdings vermisste man jede Spur von Entschlossenheit und dramaturgisch gestalteten Bögen. Das "Tuba mirum" ist für die vier Vokalsolisten reserviert, die nacheinander Träger der musikalischen Motivik sind. Zwar waren alle vier Sänger im Hinblick auf die Balance mit der Orgel ihren Partien gewachsen, doch fehlte weitgehend eine durch klare Diktion initiierte musikalische Aussage. Gut gelang hingegen der weiche Pianoklang im homophonen Satz des "Lacrimosa", wobei auch Innigkeit spürbar wurde. Recht gut gemeistert waren die dynamischen Kontraste im "Domine Deus" und das aus der Linie entwickelte Fugato im Sanctus. Immer wieder wurden hingegen zu rasche Tempi gewählt, die Schwächen verstärkt hervortreten ließen.

So reizvoll es auch ist, große Werke aufzuführen, sie erfordern die Erfüllung hoher technischer und musikalischer Ansprüche. Für dieses Germeringer Werkstattkonzert haben alle Beteiligten ihr Bestes gegeben und sind dabei ein Stück über sich selbst hinausgewachsen. Sie wären aber deutlich besser bedient gewesen mit einem Werk, das sie fordert, aber ihren Möglichkeiten entspricht. Für die Auswahl jedoch sind nicht die jungen Sänger verantwortlich, sondern ihre Mentoren und Leiter. Der sehr freundliche Beifall zum Schluss konnte daher in erster Linie der Begeisterung des Chores für die Sache gelten.

Vor dem Requiem hatte Thomas Scherbel noch Johann Sebastian Bachs Dorische Toccata und Fuge BWV 538 interpretiert. Die klangvoll registrierte, virtuose Toccata wirkte wie das Eingangstor zur Musik Mozarts. Das Thema der Fuge mit dem konstitutiven Intervall der Quarte konnte man auch als musikalische Referenz an den Gastchor wahrnehmen.

© SZ vom 22.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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