Es duftet nach frisch gebratenen Bratwürsten, ein paar Meter weiter riecht man schon den Steckerlfisch und von gegenüber erreicht einen der Duft frisch gebackener Langosch. Auch ecuadorianische Spezialitäten wie Kochbananen und äthiopische Sambusa – mit Linsen, Käse oder Hackfleisch gefüllte Teigtaschen – sind beim 26. Altstadtfest in Fürstenfeldbruck zu entdecken. Ein reichhaltiges Angebot, das zu kulinarischen Entdeckungen einlädt – doch die Straßen der Brucker Altstadt sind noch nahezu leer. Zu heiß ist es offenbar an diesem frühen Samstagnachmittag.
Daran können auch die verschiedensten Marktstände, beispielsweise mit Ohrringen in Eiscreme-Form, nichts ändern. Ein paar vereinzelte Besucherinnen und Besucher sind zwar da, aber die halten sich unter den Schatten spendenden Sonnenschirmen auf. Aber selbst dort sitzen nur wenige, mit einer Flasche Wasser oder einem kühlen Bier. Es ist so leise, dass man das Klirren der Gläser beim Umräumen am leeren Ausschankwagen hört.

Auch die Old-School-Big-Band hat nur wenige Zuhörerinnen und Zuhörer. Die meisten laufen an der Bühne vor dem Rathaus vorbei, zupfen schwitzend am Trachtenhemd und suchen den nächsten Schattenplatz. Die, die stehen bleiben und den lässigen Jazzklängen der ehemaligen Schulbigband vom Graf-Rasso-Gymnasium lauschen, nicken teilweise im Takt und lassen sich von den Blechbläserklängen durch die hohen Temperaturen tragen. Passend zum Sommerwetter präsentiert die Big Band Hits wie „Every Summer Night“: Das Trompetensolo passt irgendwie zur Schwere der Hitze, nimmt dem Ganzen aber auch ein wenig Trägheit. Spätestens mit einem Exkurs in die digitale Welt wird es fetzig. Das Saxophon-Solo in „Bob-omb Battlefield“ aus dem Spiel Super Mario trägt der Solist mit grüner Luigi-Mütze vor.

Vor der Sparkasse sammeln sich in der Zwischenzeit mehr Leute. Die Stadt wird langsam voller. Schon von Weitem tönt der Bass aus den großen Musikboxen. Man hört das Publikum unterstützend rufen und jubeln: Die Hip-Hop-Kids von „Body and Beat“ tanzen zu coolen Bässen und zeigen dabei flotte Moves.

Kurz darauf betritt die Showtanz-Gruppe „Elements of Dance“ der Faschingsfreunde Fürstenfeldbruck die Bühne. In ihren hellblau-weißen Kostümen vereinen sie unter dem Motto „Beat of Nature“ die Elemente. Von sphärischen Klängen über moderne Pop-Musik bis hin zu Wassergeräuschen: Die Gruppe bildet Pyramiden mit mehreren Ebenen, vollführt Hebefiguren und Sprünge – und das trotz der schwülen Hitze. Mit Stoff bespannte Regenschirme symbolisieren Quallen und stärken das Element des Wassers. Neben der Gruppenchoreografie gibt es einen vielseitigen Paartanz des Prinzenpaares in türkis-goldenen Kostümen. Nebst Walzer zu romantischen Balladen wird auch zu flotten Beats getanzt. Nach einem Kostümwechsel in Anzüge in Beige- und Brauntönen mit Glitzerstreifen, kehrt auch die restliche Gruppe wieder zurück. Kurz vor Ende kommt es zu einem Sturz, die betroffene Tänzerin kann aber weitermachen.

Aus dem strahlenden Sonnenschein ist mittlerweile ein wolkenbedeckter Himmel geworden – und der Regen lässt nicht lange auf sich warten. Dennoch sorgt die Hula-Gruppe Fürstenfeldbruck mit ihrem hawaiianischen Tanz für Sommerfeeling. Die weichen Bewegungen und langsamen Schrittfolgen des traditionellen Ausdruckstanzes erzählen eine Geschichte. Hände und Arme beschreiben Himmel und Regenbogen zu „Somewhere over the Rainbow“. Die langen, bunten Röcke mit exotischen Blumenmustern und knalligen Farben fliegen bei den Drehungen. Man könnte den Tanzenden mit ihren Blumen im Haar und um die Hüfte lange zusehen bei den beruhigenden Bewegungen. Doch um 16.30 Uhr kommt die große Enttäuschung: Der Regen ist mittlerweile so stark geworden – außerdem blitzt und donnert es – dass das Bühnenprogramm vorerst unterbrochen werden muss. Vorbei, der hawaiianische Traum.

Es werden Regenschirme gezückt oder bis zum nächsten Unterstand gerannt, viele gehen aber direkt nach Hause. Die Straßen sind nass und leer, als es der Bühnenbetrieb eine halbe Stunde später trotz Regens wieder aufgenommen wird.
Auch „Halifax and Friends“, die in der Augsburger Straße mit Rockcovern und Oldies dienen, haben wegen des anhaltenden Regens nur wenige Zuhörer, die sich unter die umstehenden Pavillons flüchten konnten. „Voll is heut, wie immer“, scherzt eines der Bandmitglieder.
Die Standbetreiber bleiben trotz der Umstände überwiegend positiv. Das Wetter könne einen treffen, der Freitag sei aber gut gelaufen, weshalb man sich beim FC Aich optimistisch zeigt. Auch Felix Paul, erster Vorsitzender des Eislaufvereins Fürstenfeldbruck, bleibt optimistisch. Der Samstagmittag sei zwar eine „Flaute“ gewesen, aber der Freitag richtig voll, sodass es dennoch sehr gut laufe.

Und tatsächlich siegt der Optimismus: Am Abend füllt sich die Brucker Altstadt zunehmend, jetzt muss man zur Essensbestellung sogar Schlange stehen. Auch am Leonhardsplatz sitzen die Leute mit Cocktail und Bier – aber immer noch bleiben einige Tische frei. Vor dem Rathaus sorgen „Die Performer“ mittlerweile für gute Stimmung mit Hits wie „Schickeria“ und „Summer of 69“. Und die Gruppe „Born Wild“ richtet sich vor der Sparkasse auch ans jüngere Publikum mit Songs von Cro und Harry Styles.
Trotz des Optimismus und der guten Stimmung unter den Gästen musste das Altstadtfest nach Angaben der Stadt am Sonntagabend um Punkt 19.18 Uhr abgebrochen werden – die Unwettergefahr sei einfach zu groß gewesen. Die Standbetreiber nahmen es laut dem Verantwortlichen Daniel Brando aber mit einem Schmunzeln hin, sie hätten bereits zwei gute Tage gehabt. Zur Gesamtzahl der Altstadtfest-Besucher konnte die Stadt am Montag noch keine Angaben machen.