Fürstenfeldbruck:Allerweltsvogel in Gefahr

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Auch im Landkreis geht die Zahl der Spatzen zurück. Ihnen fehlen Nahrung und Nistmöglichkeiten

Von "Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Der Spatz gilt als Allerweltsvogel. Grau-braun, optisch eher unscheinbar, aber in großen Scharen unterwegs. Doch mittlerweile stagniert sein Bestand, bayernweit nimmt sein Vorkommen vor allem in Stadtzentren ab. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) kommt sogar zu dem drastischen Schluss, dass es im Stadtgebiet von München "nur noch eine Frage der Zeit" sei, bis der Spatz nicht mehr zu den fünf häufigsten Gartenvögeln zählt. Im Landkreis Fürstenfeldbruck liegt er unter den Gartenvögeln auf Platz vier.

418 Exemplare des Haussperlings, wie der Spatz eigentlich heißt, wurden bei der diesjährigen "Stunde der Gartenvögel" von den Vogelbeobachtern gezählt. Der verwandte Feldsperling war mit 501 Exemplaren häufiger und belegte Rang zwei. Am häufigsten beobachtet wurden die Kohlmeisen, nämlich 525 Mal. Auf Platz drei: die Amsel mit 485 Nennungen.

Bayernweit ist der Haussperling zwar noch immer der häufigste Vogel, doch intensive Bautätigkeit, Gebäudesanierungen und Flächenversiegelung vor allem in den Stadtkernen setzen ihm zu. Es fehlen Nistmöglichkeiten in Spalten, Nischen und unter Dächern. Der LBV fordert deshalb "mehr Toleranz für brütende Sperlinge am Haus und dem Anbringen von künstlichen Nisthilfen", das dem Bestandsrückgang entgegenwirken könnte. Zudem fehlen den geselligen Vögeln in dicht bebauten Städten Hecken und Sträucher, in denen sie ihr Sozialleben pflegen und sich vor Feinden schützen können. Artenarme und aufgeräumte Gärten, Pestizide auf den Feldern und der sofortige Umbruch von Stoppelfeldern tragen dazu bei, dass der Vogel, der sich vorwiegend von Körnern und Samen ernährt, seine Jungen in den ersten Tagen aber fast ausschließlich mit Raupen und anderer tierischer Nahrung füttert, nicht genug Nahrung findet.

Im Landkreis kommen die Haussperlinge nur noch in knapp 58 Prozent der Gärten vor, das ist weniger als im bayerischen Durchschnitt (66 Prozent). Die Feldsperlinge wurden in 48 Prozent der Landkreis-Gärten gesichtet. Zum Vergleich: Kohlmeisen kamen in 88 Prozent aller Gärten vor, Amseln gar in 96 Prozent. Schon in den vergangenen beiden Jahren hatten die Haussperlinge ihre langjährige Spitzenposition als häufigster Vogel im Brucker Land verlassen müssen und waren auf den Plätzen zwei und drei gelandet.

Zu der Mitmachaktion, bei der interessierte Laien eine Stunde lang Vögel im Garten, Park und Balkon zählen und deren Pendant "Stunde der Wintervögel" im Januar stattfindet, hatten wieder LBV und Naturschutzbund (Nabu) aufgerufen. 218 Teilnehmer aus dem Landkreis machten mit und meldeten 4272 Vögel. Bayernweit war die Aktion in diesem Jahr nach ihrer Premiere 2005 jene mit der größten Beteiligung.

Erfasst hat die Umfrage diesmal auch das Vorkommen von Katzen. Im Landkreis wurden sie in der Hälfte aller Gärten mindestens oft oder sogar täglich beobachtet. Allein schon die Anwesenheit der Katzen würde im Siedlungsbereich einen unnatürlich hohen Jagddruck auf die Tierwelt im Garten ausüben, heißt es dazu beim LBV. Sie seien deshalb "eine Gefahr für Vögel, Insekten, Eidechsen und andere Amphibien". Die Vogelschützer raten dazu, die Gärten abwechslungsreich zu gestalten - mit vielen Versteckmöglichkeiten für Gartentiere. Katzen könnten dem Vogelbestand mancherorts empfindlich schaden, weiß man auch beim Nabu. Die Naturschützer schränken aber ein: "Die größte Bedrohung für die Artenvielfalt", sagen sie, "ist und bleibt die fortschreitende Verschlechterung von Lebensräumen durch den Menschen.

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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