Fürstenfeldbruck:Absage an eine große Umfahrung

Umweltschützer und Bürgermeister aus Nachbargemeinden kritisieren den Plan des Brucker OB-Kandidaten Klaus Pleil und warnen vor Landschaftszerstörung. Die wäre größer als bei der Deichenstegtrasse

Von Peter Bierl

Der Vorschlag des Brucker OB-Kandidaten Klaus Pleil (BBV), eine Umgehungsstraße über Emmering und Eichenau nach Olching zu bauen, stößt auf Ablehnung. "Flächenversiegelung und Naturzerstörung wären größer als bei der Deichenstegtrasse", sagte Thomas Brückner vom Bund Naturschutz. "Das muss man mindestens kritisch hinterfragen", sagte Karin Geißler, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat. Skeptisch bis ablehnend reagierten die Bürgermeister der Nachbargemeinden.

Am Sonntag ist Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters in Fürstenfeldbruck. Die Grünen haben zur Wahl von Pleil aufgerufen, auch von Umweltschützern wird er favorisiert. Der Vorschlag einer großräumigen Verbindung zwischen der B 2 und der B 471 durch Wiesen und Wälder der Nachbarn, stößt potenzielle Unterstützer jedoch vor den Kopf. Selbst in der BBV wird die Idee, die im Wahlprogramm steht und von Pleil beim SZ-Forum am Montag vorgetragen wurde, abgelehnt. "Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten", sagte ein BBV-Mitglied.

"Eine Straße für alle ist eine gute Idee, aber das ist nicht durchsetzbar", sagt Brückner, der seit Jahren im Brucker Verkehrsforum arbeitet. Weder die Nachbarn noch der Landkreis würden nicht mitmachen. Die Umgehung würde durch Landschaftsschutzgebiet verlaufen. Schon der Anfang an der B 2 hinter der Abzweigung Wagelsried führe mitten durch ein Biotop, das die Eichenauer Ortsgruppe des Bundes Naturschutz pflegt, erzählt Brückner.

Die Sprecherin der Grünen betonte, dass der Ortsverband die Idee noch nicht diskutiert habe. Geißler selbst hält Pleils Vorschlag für "nicht unproblematisch". Wegen des Landschaftsverbrauchs, aber auch, weil sie so wenig wie Brückner glaubt, dass die Brucker Innenstadt entlastet würde. Der Durchgangsverkehr macht maximal 15 Prozent des Autoverkehrs aus. "Je weiter weg eine Umgehung von der Stadt ist, desto weniger Verkehr wird abgezogen", sagt Brückner. Grüne, Bund Naturschutz und Verkehrsforum plädieren deshalb für innerstädtische Verkehrsvermeidung. "Wir machen selbst in Bruck den Verkehr und müssen hier eine Lösung finden", sagt Brückner.

Das wiederum ist Pleil zu wenig. "Man kann stundenlang mit Bürgern über Verkehrsvermeidung reden, am Ende wollen alle eine Lösung", sagte er der SZ am Mittwoch. Dies sei ein konstruktiv gemeinter Vorschlag, um wenigstens den Schwerlastverkehr aus der Stadt zu bekommen. "Der Landschaftsverbrauch täte mir selber im Bauch weh, aber es ist besser, alle Gemeinden bauen gemeinsam eine Trasse, statt dass jeder für viel Geld Stückwerk produziert", sagte der BBV-Stadtrat und verweist auf Debatten etwa um die Olchinger Südwestumgehung.

Für "völlig abwegig" hält indes der Eichenauer Bürgermeister Hubert Jung (CSU) die Idee. Ein solcher "weitreichender Eingriff" in die Landschaft sei nicht akzeptabel. Jung erinnerte daran, dass in den frühen Neunzigerjahren Eichenauer Pläne, im Westen des Ortes eine Umgehung zu bauen, daran gescheitert seien. "Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen", sagte der Olchinger Bürgermeister Andreas Magg (SPD). Sowohl aufgrund der Länge der Trasse als auch, weil sie durch ein schützenswertes Erholungsgebiet führen würde. "Eher skeptisch als euphorisch" ist sein Emmeringer Amtskollege. Topografie, Naturschutz und Kosten müssten berücksichtigt werden, sagte Michael Schanderl (FW). Immerhin würden sowohl Pleil als auch Lohde begreifen, dass "Stillstand verkehrt wäre".

Umweltschützer und Grüne wollen trotzdem Pleil wählen und nicht den CSU-Mann Andreas Lohde. "Auch die BBV unterliegt Irrungen und Wirrungen", sagte Geißler. "Aber die würden das nie durchdrücken, weil sie nicht beratungsresistent sind wie die CSU." Auch Brückner hält Pleils Idee für utopisch, aber den Kandidaten für Argumente zugänglich. Vernünftig wäre es, die B 2 und damit den Durchgangsverkehr auf die Stuttgarter Autobahn zu verlegen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: