Für Flüchtlinge:Die erste Traglufthalle

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Eine Traglufthalle wie in Neubiberg wird bis November auch in Germering für Flüchtlinge aufgebaut. (Foto: Stephan Rumpf)

Germering stellt dem Landkreis zur Unterbringung von 200 Asylbewerbern ein Grundstück im Aubinger Weg zur Verfügung. 80 000 Euro beträgt die monatliche Miete für das mobile Gebäude

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

In einer Traglufthalle am Aubinger Weg sollen in Neugermering voraussichtlich im November 200 Asylbewerber untergebracht werden. Das hat am Dienstag der amtierende Dritte Bürgermeister Helmut Ankenbrand (SPD) der SZ bestätigt. Mit dem Brucker Landratsamt, das die Unterbringung der Flüchtlinge managt, ist die Bereitstellung von weiteren 200 Plätzen bereits fest verabredet worden. "Diese Entscheidung haben die Fraktionssprecher der im Stadtrat vertretenden Parteien einvernehmlich getroffen", berichtet Ankenbrand. "Das zeigt das gute Germeringer Klima bei wichtigen Fragen." Die offizielle Zustimmung des Germering Stadtrates Ende September scheint deshalb nur noch Formsache zu sein.

Allerdings hat die Beratung der Fraktionssprecher auch ergeben, dass nicht die zuvor diskutierten 300 Plätze für die Flüchtlinge bereitgestellt werden. "Wir wollten eine zu hohe Konzentration an einem Ort vermeiden", erläutert Ankenbrand. Mit den angebotenen 200 Plätzen hat Germering nun sein Soll erfüllt. Zuvor lag die Stadt mit 270 Asylbewerbern unter dem Verteilungsschlüssel von 448, die das Landratsamt zuletzt für Germering festgelegt hatte. 70 Asylbewerber sind am Starnberger Weg und 200 werden demnächst insgesamt im ehemaligen Seniorenheim der Caritas untergebracht. Die Unterkunft am Starnberger Weg existiert bereits seit den 1990er-Jahren und ist seitdem durchgehend belegt.

Die Traglufthalle wird auf einem freien Grundstück gegenüber einer großen Seniorenwohnanlage und des Abenteuerspielplatzes aufgebaut. Unmittelbar grenzen der Krautgarten und eine Firma, die Reinigungsmaschinen vertreibt, an das Grundstück an. Es ist im Eigentum der Stadt und wird an das Landratsamt verpachtet. "Wie lange, kann ich nicht sagen", so Ankenbrand. Der Standort liegt im Außenbereich Germerings, wo bis auf zwei Bestandswohngebäude vornehmlich Gewerbe angesiedelt ist. Auf jeden Fall ist der Bau einer Traglufthalle dort möglich. "Das hat unsere baurechtliche Prüfung ergeben", bestätigt Ines Roellecke, die Pressesprecherin des Landratsamtes. Der Landkreis habe aktuell pro Woche 43 Flüchtlinge unterzubringen, so Roellecke. Zuvor waren es 24 und im Juni noch 13 pro Woche gewesen. "Wir haben auf den Hilferuf des Landrates von Anfang August umgehend reagiert", sagt Ankenbrand, "und das Grundstück angeboten".

Jetzt erfolgt zwei Wochen lang die Ausschreibung des Landratsamtes. Erfahrungen mit Traglufthallen gibt es im Landkreis München, der offenbar vorwiegend auf diese Art der Unterbringung von Flüchtlingen setzt. So existieren bereits derartige Unterkünfte für 200 bis 300 Personen in Taufkirchen und Neubiberg. Diese Hallen sind neun Meter hoch und die Folie lässt zu 70 Prozent das Tageslicht durch. In Taufkirchen sind in den durch Stellwände abgetrennten elf Quadratmeter großen "Räumen" je drei Stockbetten, also sechs Personen, untergebracht. Dazu gibt es einen Sanitär- und Essbereich sowie Sitzgruppen zum Ausruhen. Etwa 80 000 Euro Miete pro Monat kostet die Halle in Taufkirchen. Damit ist die Traglufthalle immer noch günstiger als die Miete von Wohncontainern.

In der Halle läuft ständig ein Gebläse, das einen leichten Überdruck erzeugt. Die Halle wird über eine Druckschleuse betreten. Zuerst muss deshalb die Eingangstür zugemacht werden, ehe die Bewohner die zweite Tür zu ihrer Unterkunft öffnen können. Jürgen Wowra, Chef der Berliner Firma Paranet, die seit 1996 Traglufthallen baut, besucht gerade seine neueste Halle in Neubiberg, die am Mittwoch belegt werden soll. Er wird auch die weiteren fünf Hallen im Landkreis München erstellen. "Das ist ein hochkomplexes Werk", sagt Wowra. Ehe die aufgeblasene elastische luftdichte Hülle aufgestellt werden kann, müssen auch in Germering noch Erdarbeiten erfolgen, um den Wasser- und Kanalanschluss sicherzustellen. Zudem muss ein Holz- oder Kunststoffboden verlegt werden, auf der die Halle stehen wird.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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