Frost im Landkreis:Gut isoliert

Eichenau: Winter-Impression am Starzelbach

Der Zauber der Winterlandschaft mit Raureif ist zurzeit am Starzelbach in Eichenau zu erleben.

(Foto: Johannes Simon)

Der Dauerfrost im Landkreis setzt derzeit Mensch wie Material zu. Während sich Arbeiter im Freien mit warmer Kleidung schützen, sollten Wasserleitungen gut gedämmt sein

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Dafür, dass seit Tagen Dauerfrost herrscht, sind bisher erstaunlich wenig Wasserrohre eingefroren. Dies hat am Dienstag Karl Heinz Lauerer vom Fürstenfeldbrucker Heizungsbau- und Installationsbetrieb Lauerer auf SZ-Anfrage erklärt. Der Firmenchef führt die relativ niedrige Zahl von eingefrorenen Leitungen und Rohrbrüchen darauf zurück, dass es kaum noch nicht isolierte alte Häuser mit über Putz verlegten Wasserrohren gebe und Hausbesitzer vielleicht dazugelernt hätten. Sollte eine Heizung ausfallen, was zurzeit öfter passiere, führt das Lauerer nicht in erster Linie auf die Minustemperaturen, sondern auf Versäumnisse bei der Wartung und Pflege der Anlage zurück. Störungen träten in der Regel unabhängig davon auf, ob es kalt sei oder nicht.

Das Gleiche gilt laut Lauerer übrigens auch für Rohrbrüche infolge von Frost. Auch hier sei meist Nachlässigkeit im Spiel. Beispielsweise ein offengelassenes Fenster oder vor dem Antritt einer Urlaubsreise eine abgedrehte Heizung. Bei strengem Frost haben für den Brucker Heizungsbauer ältere Anlage sogar einen Vorteil gegenüber neueren. Sie sind meist etwas größer ausgelegt als es die strengen neuen Vorschriften erlauben. Dagegen berichtet eine Mitarbeiterin des Olchinger Heizungsbauers Saalfeld, dass zurzeit ältere Anlage, die bis zum Anschlag laufen, häufiger ausfallen. Deshalb könne es zurzeit schon mal passieren, dass eine Heizung in zwei Tagen komplett erneuert werden müsse. Zudem sei der Notdienst der Firma häufiger gefragt als sonst, weil Heizkörper nicht mehr warm werden oder Ventile versagten.

Steht Sofie Schwarzmann aus Überacker mit ihren Kasschmankerln von ihrem Bauernhof in Überacker, also mit Kiabergkas oder Maisachtalern, am Donnerstag wieder bei Minusgraden von 7 Uhr an auf dem Grünen Markt in Fürstenfeldbruck, dann träumt sie, wie sie zugibt, schon mal vom warmen Holzofen daheim. Wenn sie aber dann darauf hinweist, "eine Bäuerin ist es gewohnt, dass man in der Kälte arbeitet, da ist man nicht zimperlich", klingt das fast etwas trotzig. Wichtig ist es Schwarzmann, an solchen Frosttagen, nette Kunden zu haben, dann gehe es.

Am wichtigsten ist es für die Bäuerin, sich an einem Markttag besonders warm anzuziehen. Das fange mit Angorawäsche an und höre mit Kaschmir auf. Als unverzichtbar erwähnt Schwarzmann ihre handgestrickten Socken. Die seien besonders dick. Da "geht nichts durch", sagt sie. Trotzdem hätte Sofie Schwarzmann nichts dagegen, wenn es zum Ende der Woche etwas wärmer würde. Schließlich steht sie nicht nur in Bruck auf dem Markt, sondern auch noch in Maisach und Puchheim. "Wünschen's mir, dass es nicht so kalt ist," sagt sie zu der Aussicht, noch drei Vormittage im Freien in der Kälte zu verbringen.

Waldbauern und Forstleute freuen sich ebenso wie Landwirte über die Tage mit Dauerforst. Einen gefrorenen Waldboden bezeichnet Hans-Jürgen Gulder, der das Brucker Amt für Landwirtschaft leitet, als "Idealzustand" für den Holzeinschlag. Komme, wie zurzeit, noch eine Schneedecke dazu, entstünden beim Rücken der gefällten Bäume kaum noch Schäden auf den empfindlichen Waldböden. So lange die Waldarbeiter in Bewegung sind, mache ihnen die Kälte nichts aus. Das seien sie gewohnt.

Dass kalte und lange Winter Schädlinge und Ungeziefer töten, bezeichnet Gulder als Mär. So seien beispielsweise Borkenkäfer an kalte Winter angepasst. Temperaturen von minus 15 oder minus 20 Grad würden die Holzschädlinge problemlos überstehen. Laut Gulder freuen sich Bauern über die sogenannte Frostgare. Diese Bodengare mache die Krume lockerer und krümeliger.

Auch die Feuerwehren müssen sich auf die winterlichen Verhältnisse einstellen. So müssen sie vor allem die Pumpen in den Löschfahrzeugen, die Wasser enthalten und auffrieren können, frostsicher machen. Die Pumpen müssen entwässert und die Schläuche und Abgänge mit biologischen Frostschutzmitteln behandelt werden. Zu einer großen Belastung für die Helfer werden stundenlange Einsätze im Freien, wie sie bei Verkehrsunfällen üblich sind. Hier ist es wichtig, unter der Einsatzkleidung warme Winterkleidung zu tragen. Laut dem Geschäftsführer Alois Krammer erreicht der Stromverbrauch der Kunden der Komm-Energie von Eichenau, Puchheim und Gröbenzell an extrem kalten Januartagen wie jetzt absolute Spitzenwerte. Das Netz sei dem gewachsen, auch Störungen habe es deshalb nicht gegeben. Auf dem Friedhof in Fürstenfeldbruck ist der Boden noch nicht so tief gefroren, dass Mitarbeiter des kommunalen Bestattungsdienstes zum Öffnen der Gräber einen Presslufthammer benötigen. Es sehe noch gut aus, sagt Detlef Kohlmannsberger, Leiter des städtischen Bestattungsdienstes.

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