Süddeutsche Zeitung

Freibäder im Landkreis Fürstenfeldbruck:Amperoase auf dem Trockenen

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Das Brucker Freibad reduziert von Samstag an seine Öffnungszeiten, weil nicht einmal die Hälfte der Stellen besetzt ist. Ähnlich sieht es in Maisach und Mammendorf aus, nur Germering hat keine Personalprobleme

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Die Amperoase reduziert ihre Öffnungszeiten. Weil Schwimmmeister fehlen, empfängt das städtische Freibad an der Amper von Samstag an Besucher erst um 11 Uhr vormittags, nicht mehr wie bislang um 8 Uhr. Der Personalmangel bei Fachangestellten für Bäder - bundesweit fehlen laut Bundesverband Deutscher Schwimmmeister mehr als 2500 - betrifft allerdings nicht nur die Einrichtung in der Kreisstadt. Auch das Freibad in Maisach hat bereits einen Tag, den Montag, gestrichen. Im Freizeitpark Mammendorf wird der Betrieb mit Überstunden und einer externen Kraft aufrecht erhalten. Allein in der Stadt Germering haben die Stadtwerke ausreichend Mitarbeiter für Freibad, Hallenbad und Eishalle.

Für Johannes Hieber, der in der Amperoase täglich vormittags seine Runden zieht, und mehrere seiner Bekannten kam die Nachricht am Donnerstag überraschend. Die Herrschaften finden den Zeitpunkt, den Beginn der Sommerferien, für die reduzierten Öffnungszeiten absolut unpassend. "Die Verärgerung ist schon sehr groß und das Unverständnis, dass das zum Ferienbeginn ist", erklärt der 86-jährige Saisonkarteninhaber. "Viele Leute sind regelmäßig da", die meisten Schwimmer, die am Vormittag in die Amperoase kommen, sind Hieber zufolge schon in Rente und besitzen Dauerkarten. Er selbst kommt nach dem Frühstück gegen halb zehn Uhr und bleibt etwa bis Mittag. "Ab elf Uhr kommen die Familien", weiß der 86-Jährige, dann werde es erfahrungsgemäß schwieriger mit dem Schwimmen.

Laut Amperoase ist die jetzige Situation durch eine Kombination aus unbesetzten Stellen und Krankheit entstanden. Allerdings klingt es dramatisch und es verwundert, dass der Betrieb überhaupt so lange reibungslos weitergelaufen ist. Denn aktuell ist nicht einmal die Hälfte der Stellen besetzt. "Derzeit stehen nur circa 40 Prozent des Personals zur Verfügung", melden die Stadtwerke. Deshalb öffnet das Freibad in der Amperoase nun also später - auch wenn der Saunabetrieb davon unberührt wie immer täglich von 13 bis 20 Uhr weiterläuft.

Ähnliches Bild in Maisach. Einen Rettungsschwimmer hatte die Gemeinde 2020 gesucht. Ohne Erfolg, wie Bürgermeister Hans Seidl (CSU) erzählt. Aktuell habe man die Suche auf Eis gelegt, "aufgrund der Pandemie ist die Nachfrage überschaubar". Doch wohl schon 2022 wird weiter gesucht, wobei Seidl wenig optimistisch ist: "Da sind wir wieder beim gleichen Thema wie bei den Pflegekräften", die Jobs seien nicht gut genug bezahlt, um damit ein Leben im Großraum München finanzieren zu können. Noch ein paar Kilometer weiter westlich, im Freizeitpark Mammendorf, ist es ähnlich. Nur zwei der vier Stellen für Fachangestellte für Bäderbetriebe sind besetzt, unterstützt werden sie von einer externen Kraft. Der zuständige Landkreis sucht seit Jahren, "es ist ein Dauerbrenner", sagt Walter Krautloher vom Referat für Schulen, Sport, Kultur. Vom Versuch der Brucker Kollegen, über Vereine ehrenamtliche Aufsichtskräfte zu gewinnen, hält er wenig. Ebenso wie Seidl: "Was sollen Ehrenamtliche noch alles leisten?"

Ganz so abwegig findet indes Stefan Sponer die Idee nicht: "Es gibt Bäder in Deutschland, die werden von Vereinen betrieben", sagt der langjährige Vorsitzende der Wasserratten Fürstenfeldbruck. Dafür freilich müssten den Vereinen mehr Kompetenzen sowie finanzielle Hilfen zuteil werden, betont er. Denn nach seiner Beobachtung ist die jetzige Situation Folge einer jahrzehntelang fehlgeleiteten Politik. Dass die Amperoase nun kürzer öffnet, ist für Sponer "keine Überraschung". Bereits Anfang Juni hat er mit der Stadt vertraglich vereinbart, dass der Verein während seines Trainings auf die Anwesenheit von drei Schwimmmeistern verzichtet. Damit spart die Amperoase in fünf Stunden 15 Arbeitsstunden der begehrten Fachkräfte. Und Sponer hat mit seiner Unterschrift die gesamte Verantwortung auf sich genommen.

"Keine personellen Probleme" gibt es indes laut Edeltraud Felser in Germering. Das liege an der offensiven Ausbildung, erläutert die Assistentin der Geschäftsleitung. Und: "Wir versuchen den Wünschen der Mitarbeiter entgegen zu kommen, soweit es der Betrieb möglich macht."

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SZ vom 30.07.2021
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