Frauennotruf warnt vor K.-o.-Tropfen:"Hilfloser und willenloser Zustand"

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Eines der größten Probleme der Drogenszene - so bezeichnet eine UN-Studie die K.-o.-Tropfen. Vor der Wiesn klärt der Frauennotruf Bruck über die Gefahren auf.

Ariane Lindenbach

Der Frauennotruf Fürstenfeldbruck informiert heuer verstärkt über K.-o.-Tropfen. Anlass ist eine UN-Studie vom Februar, in der diese Substanzen als eines der größten Probleme der Drogenszene deklariert werden. Kurz vor Beginn der Wiesn ist das Thema besonders brisant. Ariane Lindenbach sprach mit der Sozialpädagogin Anja Spitzer vom Frauennotruf.

Anja Spitzer warnt vor K.-o.-Tropfen. (Foto: Günther Reger)

SZ: Warum sind die Tropfen so gefährlich?

Anja Spitzer: K.-o.-Tropfen ist ein Überbegriff für verschiedene geschmacks- und geruchsneutrale Substanzen, die in einen willen- und hilflosen Zustand versetzen. Meist haben die Opfer Gedächtnislücken, was Ermittlungen ohnehin schon sehr schwer macht. Hinzu kommt, dass die Substanzen innerhalb von Stunden im Körper abgebaut werden. Das heißt, bis das Opfer wieder soweit zu sich kommt, dass es zur Polizei geht, sind viele Stoffe schon nicht mehr nachweisbar.

SZ: Wie kann man sich vor K.-o.-Tropfen schützen?

Spitzer: Keine offenen Getränke annehmen, das Glas nicht unbeobachtet stehen lassen. Verlässt man den Tisch, sollte eine Vertrauensperson die Getränke im Auge behalten. Da beginnen allerdings schon oft die Probleme, denn als Täter kommt nicht nur der große Unbekannte in Frage. Es wurden auch schon Fälle von Betriebsfeiern bekannt oder solche, in denen der eigene Partner einer Frau Substanzen verabreichte, um sie gefügig zu machen. Doch es sind keineswegs immer nur Frauen die Opfer. Bei Männern werden die Tropfen oft eingesetzt, um sie auszurauben; bei weiblichen Opfern geht es in der Regel um Sexualdelikte.

SZ: Laut Brucker Polizei sind Fälle, in denen jemand K.-o.-Tropfen verabreicht bekommt, hier sehr selten. Gibt es im Landkreis überhaupt Informationsbedarf?

Spitzer: Ich denke, Fälle gibt es hier bestimmt, nur werden sie von den Opfern oft gar nicht erkannt beziehungsweise öffentlich nicht wahrgenommen. Es gibt sehr viele, die sagen, ich habe einen Kater und gestern habe ich den Alkohol schlecht vertragen. Andere schämen sich und wollen nicht zur Polizei gehen. Bei unserem Info-Stand heuer auf den Gesundheitstagen haben wir in Gesprächen erfahren, dass es solche Fälle durchaus auch im Landkreis gibt.

SZ: Was macht der Frauennotruf, um über die Gefahren zu informieren?

Spitzer: Wir haben im Frühjahr Informationsmaterial wie Flyer, Postkarten und Poster beim Frauennotruf Aachen bestellt. Das legen wir bei unseren Infoständen aus, etwa bei den Gesundheitstagen, den Germeringer Frauentagen oder im Oktober bei unserem Tag der offenen Tür, und stehen für Gespräche zur Verfügung. Wir kooperieren mit Kim, der Beratungsstelle für Mädchen und Jungen mit sexuellen Gewalterfahrungen, um das Thema unter Jüngeren zu publizieren und auch in den Schulen anzusprechen. Und jetzt vor dem Oktoberfest haben wir eine Großoffensive gestartet: Infomaterial wurde an die vier Polizeiinspektionen, die Jugendzentren und an 70 Ärzte verteilt.

SZ: An wen können sich Opfer wenden?

Spitzer: Wenn es akut ist, an Polizei und Notarzt, beim Frauennotruf ist das Notfall-Telefon 24 Stunden besetzt.

© SZ vom 27.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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