Süddeutsche Zeitung

Fotografie in Eichenau:Die Natur im Fokus

Marie-Therese Ritz-Burgstaller hat in vielen Ländern gelebt und als Reiseführerin auf Schloss Neuschwanstein gearbeitet. Die größte Freude erlebt sie beim Beobachten und Fotografieren von Tieren und Pflanzen

Von Ariane Lindenbach, Eichenau

Mit 20 Jahren lebt Marie-Therese Ritz-Burgstaller als junge Mutter Ende der Sechzigerjahre in Südafrika. Bis Anfang der Achtzigerjahre wohnt sie dann mit ihrem damaligen Mann und der gemeinsamen Tochter unter anderem in Libyen. Ghana und Bulgarien. Später hat sie als Reiseführerin Touristinnen und Touristen Schloss Neuschwanstein gezeigt - die in Belgien geborene 72-Jährige hat kein gewöhnliches oder auch nur langweiliges Leben geführt. Die Eindrücke in fremden Ländern haben sie unter anderem zur Fotografie gebracht. Seit bald 20 Jahren hat sich die begeisterungsfähige Naturliebhaberin im Landkreis vor allen Dingen mit ihren Naturfotografien einen Namen gemacht. 2010 dann hat die Autodidaktin den Bildband "Fauna Flora Fursty - Frühling, Sommer, Herbst und Winter auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck" herausgegeben.

"Herzlich willkommen in meinem Natur- und Pflanzenparadies" - Marie-Therese Ritz-Burgstaller empfängt die Besucherin mit einem fröhlichen Singsang an der Gartentüre. Sie spricht das "ch" fast wie ein "sch", ihre lebhafte Modulation lässt eine Sozialisation in Rheinnähe vermuten. "In Belgien geboren, in Luxemburg aufgewachsen", erklärt die Gastgeberin, die extra frischen Kuchen besorgt hat, den sie zum Kakao anbietet.

Sie weiß so vieles zu erzählen und zu zeigen, angefangen bei ihrem Garten. "Der Natternkopf ist meine wichtigste Pflanze für die Bienen", sagt sie und deutet auf eine violette Pflanze hinten im Beet. In der Bewegung bleibt ihr Blick am Sommerflieder hängen, auch bekannt als Schmetterlingsstrauch, an Bart- und Witwenblumen sowie am Wollziest. "An den Wollziest gehen nur die Wollziestbienen." Ritz-Burgstaller zeigt noch Kamille und Lavendel, Brennnnessel und Thaibasilikum, den kleinen, künstlichen Teich für die Erdkröten - "der ist auch für die Igel und Vögel, dass die trinken können". Und die selbst gebastelten Insektenhotels, die neben- und untereinander an der Hausecke hängen, die "Villa Mecki" und weitere, selbst gebaute Behausungen für die Igel in ihrem Garten. Am Rand der gepflasterten Terrasse vor dem Übergang zum Beetbereich steht ein kleiner Napf, voll mit Igelfutter, überdacht mit einem Holzbrett, auf dem wiederum ein paar ungeschälte Erdnüsse liegen, daneben sitzen drei kleine Hundefiguren mit Sonnenbrillen: Solarlampen. Das Arrangement ist natürlich für die Tiere in ihrem Garten: das Futter unten für die Igel, die Nüsse für den Eichelhäher, der sich hier täglich seine Leckerbissen abholt.

Es war schon immer die Liebe zur Natur, die Marie-Therese Ritz-Burgstaller angetrieben hat, sei es als sie das erste Mal mit einer kleinen Kodakkamera einen Termitenhügel fotografierte und sich daraus ihre Leidenschaft für die Naturfotografie entwickelte, oder sie sich beibrachte, Skorpione, die sie aus Libyen mitgebracht hatte, in Kunstharz zu gießen; die Ergebnisse bewahrt die Eichenauerin mit mindestens zehn Kameras und vielen Souvenirs von ihren 13 Jahren im Ausland - sie lebte mit ihrer Familie in Iran, Nigeria, Südafrika, Libyen und Bulgarien - in einer großen Glasvitrine im Wohnzimmer auf. Beides, Fotografie und die Liebe zur Natur, hat die 72-Jährige im Lauf ihres Lebens perfektioniert und immer weiter verfeinert.

Zu Papier geworden ist beides in dem 2010 erschienenen Bildband. Das 130 Seiten zählende Werk zeigt die Vielfalt der Natur, die auf dem Gelände zwischen Fürstenfeldbruck, Emmering, Gernlinden und Maisach zu finden ist, mit Aufnahmen, wie zum Beispiel der von der Ameise, die einen Hauhechel-Bläuling, eine Falterart, am Flügel zwickt, oder das Turmfalken-Pärchen bei der Paarung. Für viele Aufnahmen hat die Fotografin sicherlich etliche Stunden dort verbracht - für sie das reine Glück. "Ich bin eigentlich um jeden Tag glücklich, wo ich raus kann in die Natur", lacht die 72-jährige, die ihre Begeisterung auch an ihre Tochter Natalie weitergegeben hat.

Die 52-jährige hat gerade mit ihrem Smartphone die Entwicklung einer Raupe zum Schmetterling fotografisch dokumentiert. Und auch ihren Lebensgefährten Anton, der sie "die Frau mit den tausend Talenten" nennt, hat sie schon angesteckt: "Es ist einfach faszinierend. Mich hat das vorher auch nicht interessiert - ein Vogel, der fliegt halt." Doch seit er Marie-Therese Ritz-Burgstaller kenne, finde er immer mehr Gefallen daran, die faszinierenden Vorgänge zu beobachten.

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Quelle:
SZ vom 07.12.2021
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