Süddeutsche Zeitung

Offene Galerie am zweiten Advent:Von der Raumwirkung einer blühenden Kunst

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Irmgard Maria Brand hat sich der Makrofotografie im Großformat verschrieben. Warum sich die Fürstenfeldbrucker Künstlerin dabei als "Wandbildberaterin" versteht, ist am Sonntag bei einem Besuch in ihrem Atelier zu erfahren.

Von Christian Hufnagel, Fürstenfeldbruck

Blumiger kann eine Kunst nicht sein. Nichts als Blüten: Faserklar schwebt ein feuerroter Mohn an seinem Stängel; aus ihrem grünen Urgrund tauchen blaue Lavendel-Ähren auf; der weißblütige Sog einer Rose zieht ins apricot-farbige Herz hinein und ein oranges Blatt unbekannter Art verliert sich in seiner konturlosen Umgebung. Mal ist das Objekt messerscharf, mal sind es nur Details, mal verschwindet alles in Unschärfe und es dominiert rein die Farbe. Aber immer ist es eine stimmige Komposition von Konkretem und Abstraktem, von Form und Farbe. Und dabei entfaltet die Makroaufnahme über die Formatgröße hinaus eine raumgreifende Wirkung, weitet sich eine minutiöse Winzigkeit der Natur zum bestimmenden Interior für den Menschen.

Irmgard Maria Brand konzentriert sich in ihrem Schaffen auf Blumen. Das ist nicht zu übersehen, wenn man ihre kleine Galerie in Fürstenfeldbruck betritt. Der Besucher kommt in einen Verkaufsraum und kann sich zugleich mitten in der Natur (wohl-)fühlen. Es umhüllt ihn eine florale Fotokunst, die so fein ziseliert erscheint, dass es einem die Sinne umweht und man die abgelichteten Blütenmotive buchstäblich zu riechen glaubt. Und es wird sofort augenscheinlich, warum sich die Fotografin als "Wandbildberaterin" bezeichnet und auf ihrer Homepage die Aufforderung aller Floristen steht: "Sag's durch die Blume." Was die Fotografin vermitteln will, sind zugleich Ambitionen einer Innenarchitektin, nur dass nicht Möbel, sondern Fotografien das Transportmittel sind, um in Räumen "eine Atmosphäre zu schaffen, in der Sie sich jeden Tag wohlfühlen, die Ihnen Kraft und Freude schenkt, Geborgenheit und Wärme".

Irmgard Maria Brand schöpft in ihrer künstlerischen Profession, sie hat sich vor ein paar Jahren mit der Fotografie selbständig gemacht, dabei aus ihrem vormaligen Beruf der Heilpraktikerin. Sie möchte den Menschen die Natur näher bringen, indem diese ihre Blumenbilder ansehen. Und damit "in Resonanz treten mit der Heilkraft der Natur". Die gebürtige Niederbayerin ist sich natürlich bewusst, dass sie eine solche Balsamwirkung auf die Seele nicht beweisen kann und es viele Menschen gibt, die das für einen "Schmarrn" halten. Die 59-Jährige aber glaubt daran, dass von allem eine Schwingung ausgeht, ob es nun "Globuli und Kristalle sind oder das Betrachten der Bilder ist".

Ganz weiß gehaltene Wände können natürlich auch ihren Reiz und ihre ästhetische Berechtigung haben. Aber wie sehr sich eine positive Wirkung einstellen kann, die einen unwillkürlich anspricht, zeigen Fotomontagen auf der Homepage der Künstlerin: Eine in Weiß gehaltene Büroflucht würde nichts als reines Arbeitsatmosphäre ausstrahlen, aber zwei großformatige gelbe Blüten im Vordergrund und die raumhohe Getreideähre am Ende des Ganges ziehen das Augenmerk auf sich und markieren die Eckpunkte einer Wohnatmosphäre, die farbige Behaglichkeit wie kühle Kunstgalerie-Verfremdung faszinierend vereint.

Wem die Farbe Rot näher ist, könnte sich für ein Triptychon mit feurigen Mohnblüten entscheiden, was einen stärkeren Kunstakzent setzt und das Interior zurücktreten lässt. In jedem Fall veranschaulichen die Beispiele, was Irmgard Maria Brand als ihre spezielle Dienstleistung bewirbt: nämlich eine "individuelle Wandbildberatung".

Die Fotografin hat es aber auch kleiner und gewöhnlicher für jene, die das große Format scheuen: Grußkarten fertigt sie in einer großen floralen Motivauswahl und die reine Porträt-Fotografie gehört natürlich auch zu ihrem Repertoire. Schließlich offeriert die Lichtbildnerin ihren Kunden auch noch die einzigartige Möglichkeit, es sich auf ihrer Kunst buchstäblich bequem machen zu können: Auf den Stoffbezug ihrer Liegestühle sind Blüten in Makrogröße gedruckt, so dass man sich im wahrsten Sinne des Wortes etwa auf Rosen betten kann, gleichwohl es natürlich nur eine riesige rosa Blüte ist.

Wie sich das nun wiederum anfühlt, können Kunstinteressierte am Sonntag, 4. Dezember, selbst erfahren. Da öffnet Irmgard Maria Brand ihr Atelier in der Landsberger Straße 14, und zwar von 11 bis 17 Uhr. Ein Besuch wird in jedem Fall eine blumige Sache.

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