Bauen mit Holz:Begehrter Forst

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Im Werk vorgefertigte Wände inklusive Fenster sind mittlerweile üblich im Holzfertigbau, wie sich hier beim Aufstellen eines Fertighauses in Oberbayern zeigt. (Foto: Rolf Poss/imago)

Investoren entdecken günstige Standorte für Windräder, die Bauindustrie ein riesiges Rohstofflager. Was Waldbesitzer jetzt über den Wert ihres Holzes erfahren.

Von Erich C. Setzwein, Mammendorf

Was ist der Wald wert in Zeiten von Gaskrise und Klimawandel? Eine Frage, die sich viele Waldbesitzer stellen dürften angesichts stark schwankender Preise, immer häufiger auftretender Investoren, die Standorte für Windräder suchen, und Unternehmen der Bauindustrie, die den Rohstoff Holz für klimaneutrales Bauen benötigen. Und dann ist da noch die Gesellschaft, die den Wald für die Freizeitgestaltung nutzt und schon kritisch nachfragt, wenn auch nur ein einzelner Baum umgehauen wird.

Fragen und Herausforderungen wie diesen stellen sich auch die Mitglieder der Waldbesitzervereinigung Fürstenfeldbruck (WBV). Einige Antworten darauf haben mehr als 100 von ihnen bei der Jahresversammlung in Mammendorf bekommen und dabei ausführlich erfahren, warum gerade Holz als Baustoff derzeit und in den kommenden Jahren sehr nachgefragt sein wird.

Lange Zeit galt Bauen mit dem Naturwerkstoff Holz als rückschrittlich. Die Industrie setzte die Maßstäbe, Ziegel und Beton werden immer noch bevorzugt. Doch in Zeiten, in denen der Kohlendioxid-Ausstoß bei Produktion und Betrieb von konventionellen Gebäuden eine immer wichtigere Rolle spielt, kommt Holz aus Baustoff wieder in den Vordergrund.

Vorangetrieben wird das Bauen mit Holz in Bayern nicht vom Bauminister, sondern von Michaela Kaniber (CSU), im Kabinett von Markus Söder zuständig für die Land- und Forstwirtschaft. Vor zwei Jahren wurde die bayerische "Holzbau-Offensive" gestartet und mit ihr als wesentlicher Teil die Holzbau-Fachberatung. Einer aus diesem Beratungsgremium ist Michael Keller, 61 Jahre alt und Zimmerermeister und Holzbauingenieur. Er durfte den Waldbesitzern in Mammendorf die "Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern" vorstellen und vertrat damit auch das Imagebündnis "Pro Holz Bayern". Finanziell unterstützt wird die Lobby des Holzhausbaus durch Kanibers Ministerium.

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Längst sei das Bauen von Holzhäusern auch in größeren Dimensionen als Einfamilienhausgröße üblich. Selbst im Geschosswohnungsbau seien fünf bis sieben Stockwerke möglich, wer möchte, bekomme auch 28 Etagen. Im Nachbarbundesland Baden-Württemberg seien sogar 32 Stockwerke zugelassen. Keller schwärmte von dem geringen CO₂-Ausstoß bei Produktion, Bau und Betrieb von Häusern aus Holz und appellierte an das Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt und die Zukunft der nachfolgenden Generationen.

Es sei ausreichend Holz zum Bauen vorhanden, und altes Bauholz, zum Beispiel aus Dachstühlen, werde nicht mehr weggeworfen oder verbrannt, sondern aufgearbeitet und bekomme neue Funktionen. Brettschichtholz lasse sich etwa aus den Holzabschnitten herstellen.

Mehr Mischung in den Wäldern

Keller nutzte die Gelegenheit, um die Waldbesitzer zum Umbau ihres Waldes zu animieren. Es sei das Ziel, den "Waldumbau geordnet voranzubringen". Die Türen, die er mit seinem Appell aufstoßen wollte, sind freilich schon seit Jahren offen bei der WBV Fürstenfeldbruck.

Denn Waldumbau in Zeiten des Klimawandels funktioniert nicht von einem auf das andere Jahre. Die Pflanzungen werden für die übernächste Generation gemacht, die den Forst dann bewirtschaftet und erntet. Anschaulich zeigte dies Paul Högenauer, Geschäftsführer von WBV, der anhand der Neuanpflanzungen im vergangenen Jahr 58 Prozent Laubwald und 42 Prozent Nadelwald vorrechnete. Eine Entwicklung, die der zunehmenden Trockenheit geschuldet ist.

Fichten werden kaum noch gepflanzt

Fichten, die besonders von trockenen Phasen und damit auch von Käferbefall betroffen sind, werden zwar weiterhin gepflanzt, aber es werden jetzt mehr Douglasien zusammen mit Buchen eingesetzt, auch Tannen, Spitzahorn und verstärkt auch Eichen bereichern die Forstflächen, die in solcher Zusammensetzung als "Zukunftswald" gelten.

Auf diese Mischung setzt auch die Holzbauindustrie. Sie benötigt verschiedene Sorten, vom Konstruktionsholz bis zur Plattenware. Besonders in Städten werde der Holzbau interessant, ließ Michael Keller die Waldbesitzer wissen. Aufstockungen von konventionell gebauten Häusern würden mit Holz erledigt. Was das Aussehen oder die Höhe der Holzbauten angehe, sagte Keller: "Es gibt kaum noch Grenzen." Ohne den Holzbau werde die Klimawende nicht gelingen, sagte Keller, schränkte aber gleichzeitig ein, dass diese Einstellung und dieses Wissen in anderen Länder noch nicht so weit sei.

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