Mammendorf:Vorbildliche Forstwirtschaft

Mammendorf: Hier entsteht neuer Wald ganz von selbst: Stefan Warsönke (von links), André Dubetz und Ferdinand Graf von Spreti.

Hier entsteht neuer Wald ganz von selbst: Stefan Warsönke (von links), André Dubetz und Ferdinand Graf von Spreti.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Waldbesitzer wie die Grafen von Spreti denken in Generationen voraus. Für ihre vorausschauende Waldbewirtschaftung in Mammendorf haben sie den Bayerischen Staatspreis erhalten.

Von Erich C. Setzwein, Mammendorf

Wer den Klimawandel verstehen will, sollte in den Wald gehen. Nicht in einen speziellen, es geht eigentlich jeder. Und es sollte jemand dabei sein, der sich mit Bäumen und der Vegetation im Wald auskennt. Erst dann ist zu erkennen, ob die Gewächse am Boden vielfältig sind oder wie trostlos und dunkel es unter dichten Fichtenkulturen aussieht. Stürme schlagen Schneisen in die reinen Fichtenbestände, Trockenheit setzt die Fichten zu, und der Borkenkäfer hat ein leichtes Spiel. Monokulturen, die Generationen von Waldbauern die Existenz gesichert haben, soll es aber in den Wäldern der Familie von Spreti nicht mehr geben. Sie gehört zu den großen Privatwaldbesitzern in Oberbayern und Schwaben und verfügt im nordwestlichen Landkreis über 400 Hektar zusammenhängender Wald. Die Einheimischen kennen die Flächen auch unter dem Namen Freiherr von Lotzbeck'sche Güteradministration. Immer noch beträgt der Fichtenanteil im gesamten Waldbestand etwa 70 Prozent, aber wohl nicht mehr lange.

Folgen des Klimawandels

Doch was ist lange? Die Zeiträume, in denen Waldbesitzer denken und planen, lassen sich mit den Kurzfristentscheidungen anderer Menschen kaum vergleichen. Ferdinand Graf von Spreti, der von Beruf Rechtsanwalt und dem als Erbe die Aufgabe zugefallen ist, sich um den Wald der Familie zu kümmern, ist jetzt 37 Jahre alt. Wenn er über den Umbau der Forstflächen spricht und dabei auf eine Mischung von Bäumen setzt, die möglicherweise die Folgen des Klimawandels aushalten könnten, dann spricht er eben von mehreren Generationen, von zwei- oder dreihundert Jahren voraus. Keiner weiß, was dann sein wird, aber der Waldbesitzer möchte den Familienbesitz nicht einfach dem Zufall überlassen.

Deshalb wird seit etwa zehn Jahren unter anderem zwischen Mammendof und Oberschweinbach versucht, den Wald auch wieder sich selbst zu überlassen und schonend einzugreifen. Weil das bislang nach Ansicht von Forstexperten gut klappt, hat er dafür einen Bayerischen Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung erhalten. Darauf sind nicht nur Graf von Spreti und sein Betriebsleiter André Dubetz stolz, sondern auch ein wenig die Förster des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (AELF) in Fürstenfeldbruck.

Beratung und Unterstützung

Ohne Beratung und staatliche Unterstützung ist die moderne Forstwirtschaft nicht mehr denkbar. Das wissen nach Ansicht von Stefan Warsönke, Bereichsleiter Forst beim AELF, immer mehr Waldbesitzer. Doch nicht jeder nimmt es auf sich, den Boden prüfen zu lassen, um festzustellen, welche Klimafolgen es schon gibt und ob der Standort für bestimmte Baumarten auch geeignet ist. Für Hubertus Graf von Spreti und Andre Dubetz sind sowohl die wirtschaftliche als auch die ökologische Sicht auf den Wald wichtig. Und sie sind daran interessiert, ein Gleichgewicht herzustellen. "Der Wald soll wachsen können, und das Wild soll sich wohlfühlen", sagt Dubetz. Dass Wohlfühlen auch heißt, dass die Wildbestände angepasst werden müssen, um die Verbissschäden zu reduzieren und damit das Überleben der jungen Bäume zu gewährleisten, geht der Besitzer und sein Betriebsleiter regelmäßig auf die Jagd. Und sie bieten den Rehen, die sich in ihren Wäldern aufhalten, an bestimmten Stellen weniger Schmackhaftes an. Anita Ottmann, Revierförsterin am AELF erklärt, dass die in den Wäldern neu gepflanzten Fichtensetzlinge aus Baumschulen kommen, in denen sie gedüngt werden. Das scheint für die Rehe so zu wirken, wie für Menschen eine Schüssel Kartoffelchips: Es verleitet zum Knabbern.

Anreize zum Fressen

Wenn allerdings solche schmackhaften Anreizen fehlen, wird auch weniger verbissen. Denn auf die jungen Tannen, die unter alten Fichten und zwischen anderen jungen Bergahornen und Lärchen aufwachsen, hat so manches Reh keinen Bock. Die Naturverjüngung funktioniert also an vielen Stellen, aber ohne die häufige Kontrolle und die konsequente Bejagung würde sich der Wald nicht so entwickeln, wie es von Spreti und Dubetz gerne hätten. Dass das Gleichgewicht hergestellt zu sein scheint, zeigen die wenigen Zäune, die im Wald aufgestellt werden müssen und vor Verbiss schützen sollen. Das gilt nicht nur für die 400 Hektar bei Nannhofen, sondern auch für die übrigen 1100 Hektar, die die Familie rund um das schwäbische Großaitingen besitzt.

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