Forschernachwuchs:Auf den Spuren von UV-Licht und Schallwellen

Forschernachwuchs: Markus Huber (von links), Lukas Döllerer und Amelie Schween gehören zur Forschergruppe Germeringer Max-Born-Gymnasium.

Markus Huber (von links), Lukas Döllerer und Amelie Schween gehören zur Forschergruppe Germeringer Max-Born-Gymnasium.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Am Germeringer Max-Born-Gymnasium hat sich eine erfolgreiche Forschergruppe etabliert

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Markus Huber zeigt auf sein Kunststoffgehäuse mit einer Linse vorne dran. "Das ist eine FLUV-Kamera", sagt Markus, um die Abkürzung dem verdutzt dreinblickenden Frager sofort zu erklären: "Das ist eine UV-Kamera, die einen fluoreszierenden Farbstoff verwendet, um unsichtbares UV-Licht in sichtbares blaues Licht zu verwandeln." Leichter fällt es, zu begreifen, was diese Ultra-Violett-Kamera für einen Sinn macht, wenn der 15-jährige Gymnasiast eine plausible Anwendung erläutert. "Mit der Kamera kann man sehen, wo man beim Sonnenbaden die Sonnencreme aufgetragen hat." Im Umkehrschluss erkenne man dann natürlich auch, an welcher Hautstelle die Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor fehle, wo also Sonnenbrand droht.

Markus Huber geht in die zehnte Klasse und gehört zur sogenannten Forschergruppe des Germeringer Max-Born-Gymnasiums (MBG), die neulich zusammen mit insgesamt sechs Schülerinnen und Schülern bei der Forscherwoche in Bremen weilten. "Dort kamen die Forschergruppen aus fünf deutschen Gymnasien zusammen, die seit 25 Jahren eine jährliches Treffen veranstalten", erläutert die mitgereiste Oberstudienrätin Bettina Rißner. Markus Hubers Antrieb solch eine UV-Kamera zu entwickeln, war ein "schöner Sonnenbrand gewesen", so der Schüler. Jetzt habe er eine "wunderbare Möglichkeit" zu überprüfen, wie gut auch der Lichtschutzfaktor einer Sonnencreme ist. Für Lehrerin Rißner, die Biologie und Chemie unterrichtet, besteht die Möglichkeit, die Idee Hubers auch in der Arbeitswelt anzuwenden, zum Beispiel bei Bauarbeitern, die im Freien arbeiten.

Markus Huber betreibt sein Forschungsprojekt im Rahmen von "Jugend forscht", das am MBG als Wahlunterricht läuft. Lukas Döllerer, 17, ist in der zwölften Klasse, und dort ist das W-Seminar angesiedelt. Das W steht für Wissenschaftsseminar. Döllerer hat seine Seminararbeit über RFIDs, geschrieben. Er hat kleine RIFD-Chips dabei, die aus der Entfernung mit Radiowellen ausgelesen werden können. "Die sind beispielsweise in Kaufhäusern an der Ware befestigt", erläutert Studiendirektor Eckart Werner-Forster, der die "Jugend forscht"-Schüler seit vielen Jahren betreut und die Gruppe leitet. Der Mathematik- und Physiklehrer besitzt selbst einen Chip, mit dem er die Eingangstür zur Schule öffnen kann. Sofort entwickelt sich eine Diskussion, ob man den Chip des Lehrers hacken könnte. Werner-Forster nimmt es mit Humor und meint: "Das wird schon sicher gemacht sein."

Amelie Schween, 18, hat in ihrem W-Seminar Studien analysiert, die sich mit den psychischen Gefahren von VR (virtueller Realität) beschäftigen. "Je älter die Jugendlichen sind, desto geringer ist die Gefahr, auch bei gewalttätigen Computerspielen", fasst sie zusammen. Komme es zu Amokläufen wie 2016 am Olympia-Einkaufszentrum, würden "viele andere Faktoren mitspielen". Ab welchem Alter keine Gefahr mehr droht, lässt sich laut Amelie auf Grund individueller Eigenheiten nicht vorhersagen. Schween hat auch die sogenannten VR-Brillen getestet, die dem Träger eine dreidimensionale Welt vorgaukeln, indem jedes Auge auf einen eigenen Bildschirm blickt. "Da besteht die Gefahr, dass man das Zeitgefühl verliert", sagt sie "und die Realität total ausblendet." Auf der Forscherwoche in Bremen hat sie mit einem programmierten Laser einen schmucken sechseckigen Glas-Untersetzer aus identischen Dreiecken produziert.

Darius Winter, 15, misst bei seinem "Jugend forscht"-Projekt, wie gut die Lochgipsplatten an der Decke von zwei Gängen des Schulhauses Schall dämpfen, also ihren versprochenen Dienst auch leisten. Tatsächlich helfen sie, Lärm im Gang zu mindern, doch sind sie nicht optimal montiert und schlucken daher tiefe Töne kaum. Dass es im Schulhaus nach all den Sanierungen noch Gänge gibt, in denen es keine Schall dämpfenden Elemente gibt, wundert ihn allerdings sehr. Colin Degner, 19, hat sich mit alten Elektronenröhren beschäftigt. Er ist dabei zu prüfen, ob der Klang von Röhrenverstärkern schöner ist als der moderner Transistorverstärker. Degner will nach dem Abitur voraussichtlich Elektrotechnik studieren.

In Bremen haben die MBG-Schüler den Partner-Gymnasien ihre Arbeiten präsentiert und viele begeisterte Rückmeldungen der anderen bekommen. Nächstes Jahr erwarten die MBG-"Forscher" die anderen Schulen nach fünf Jahren wieder einmal in Germering zur gemeinsamen Forscherwoche. Bettina Rißner und Eckart Werner-Forster sind spürbar stolz auf den Wissensehrgeiz ihrer Schülerinnen und Schüler. Der zusätzliche Einsatz der beiden Lehrer lohnt sich. Das liegt auch daran, dass bereits in der fünften bis siebten Klasse im Wahlfach "Forscherklasse" der Nachwuchs auf diesem Gebiet herangezogen wird. Das kommt nicht von ungefähr, ist doch das MBG eine "Mint-EC-Schule", also ein Exzellenz-Center für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

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