Energiewende:Gemeinden fürchten mehr Lärmbelastung durch Flugzeuge

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Kommen sich Flugzeuge und Windräder in die Quere? (Foto: Carmen Voxbrunner)

In Jesenwang und Landsberied ist man in Sorge, dass die Maschinen wegen möglicher Windräder in nahen Waldgebieten wieder  Siedlungsgebiet überfliegen müssen.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Führt der Bau von Windrädern für einige Gemeinden im ländlichen Westen des Landkreises Fürstenfeldbruck zu mehr Lärmbelastung? Nicht durch die Windräder selbst, aber durch Flugbewegungen? Entsprechende Befürchtungen gibt es vor allem in den Gemeinden Jesenwang und Landsberied. Die Sorge: Wenn in den umliegenden Wäldern irgendwann Windräder stehen, dann müssen die Flugzeuge vom Sonderlandeplatz Jesenwang wieder bewohntes Gebiet überfliegen.

Im Bereich der Gemeinden Jesenwang, Landsberied, Grafrath und Moorenweis ist im Entwurf für den Regionalplan für Windenergie, den der regionale Planungsverband München (RPV) derzeit erstellt, eine von insgesamt acht Vorrangflächen im Landkreis ausgewiesen. Mit fast 300 Hektar Fläche ist sie die größte. In Jesenwang sieht man den örtlichen Flugplatz bei den Planungen nicht berücksichtigt. Die Flugzeuge könnten beim Vorhandensein von Windrädern nicht mehr über den Wald fliegen und müssten stattdessen über bewohntes Gebiet ausweichen, so die Befürchtung.

Diskussion unter Kreisräten

„Das hat immissionsrechtliche Auswirkungen auf die Bürger“, warnt Erwin Fraunhofer. Der CSU-Kreisrat und Bürgermeister von Jesenwang entfacht damit eine längere Diskussion im Kreistagsausschuss für Mobilität, Energie, Umwelt und Planung. Fraunhofer erinnert daran, dass man mit dem Flugplatzbetreiber vor langer Zeit ein Agreement getroffen habe, wonach bewohnte Gebiete möglichst gemieden werden sollten. Der Betreiber habe das eingehalten. Dafür hatte gut 30 Jahre lang auch eine Bürgerinitiative gekämpft, die sich inzwischen aufgelöst hat.

Unterstützung erhält Fraunhofer von seinem Fraktionskollegen Hubert Ficker, der Zweiter Bürgermeister in Landsberied ist. Ficker berichtet von Unmut aus dem Landsberieder Gemeinderat und moniert, dass bei der Planung auf die Entwicklung von kleinen Orten wenig Rücksicht genommen werde. In Landsberied teilt man die Argumentation, wonach der Ort künftig wieder von An- und Abflügen aus Jesenwang betroffen sein könnte.

Auch Grünen-Kreisrat Hans Märkl, ebenfalls ein Landsberieder, kritisiert „die Konzentration auf den westlichen Landkreis“, betont aber: „Ich bin kein Windkraftgegner.“ In der Grünen-Fraktion ist man in der Beurteilung der Lage uneins. Märkls Fraktionskollege Jan Halbauer nennt den Windkraftausbau notwendig, räumt aber ein, dass „nicht jeder mit allem glücklich sein“ werde. Die Vorteile würden aber bei Weitem die Nachteile überwiegen. Man sei nach 30 Jahren Diskussion „endlich auf dem richtigen Weg“.

Der Landkreis-Westen sei in den Vorhaben des Planungsverbandes ohnehin „nicht sehr mit großen Flächenausweisungen belastet“, sagt Kreisbaumeisterin Karin Volk. Solche befänden sich vor allem im Süden und Osten der Stadt München. Sie erinnert aber auch daran: Wenn das Ziel, 1,1 Prozent der Flächen als Vorrangflächen für Windkraft auszuweisen, nicht erreicht werde, könnte die Errichtung von Windkraftanlagen nicht mehr gesteuert werden. Diese wären dann überall privilegiert zulässig. Die Belange des Flugplatzes Jesenwangs, sagt sie noch, „waren uns so dezidiert nicht bekannt“. In der kommenden Woche soll es nun ein Gespräch mit den Beteiligten geben und die Stellungnahme des Landkreises dann um den Aspekt des Flugplatzes ergänzt werden.

In seiner Stellungnahme, die der Landkreis Fürstenfeldbruck zum Entwurf des Regionalplans abgibt, regt er an, die Ausweisung von Windkraftflächen in Waldgebieten zu reduzieren für den Fall, dass die Flächenziele mehr als erreicht werden sollten. Der Landkreis Fürstenfeldbruck ist mit 21,5 Prozent Waldfläche relativ arm an Wäldern. Mehr als die Hälfte der vorgesehenen Vorranggebiete im Landkreis liegen jedoch in Waldgebieten. Zudem befürchtet der Landkreis, dass zwei Vorranggebiete bei Inning und Wörthsee/Gilching im Nachbarkreis Starnberg die Blickbeziehungen zu den Alpen entlang der südlichen Landkreisgrenze beeinträchtigen könnten.

Darüberhinaus sei insbesondere für den Grafrather Ortsteil Mauern eine bedrängende Wirkung zu erwarten, heißt es weiter. Um Flächenkonflikte zwischen der Nutzung von Wind- und Sonnenenergie zu vermeiden, rät das Landratsamt dem RPV, sich mit den jeweiligen Kommunen abzustimmen. Die Kreisbehörde nennt zudem das Beispiel Mauern, in dessen Süden sich das Starnberger Windenergie-Vorranggebiet befindet und in dessen Norden eine fast 30 Hektar große Freiflächen-Photovoltaikanlage geplant ist.

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