Flüchtlingshilfe:Bedarf gedeckt

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In manchen Kommunen schließen ehrenamtliche Asyl-Helfer ihre Kleiderkammern. Denn es kommen weniger Flüchtlinge in den Landkreis. Das Angebot in Germering wird immer noch stark nachgefragt

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Die Kleiderkammer der Asylhelfer in Olching ist jüngst geschlossen worden. Denn der Bedarf ist nicht mehr so groß wie vor drei Jahren, als eine Vielzahl Geflüchteter in den Landkreis kam. Ähnlich ist es in Eichenau, dort hat die Anlaufstelle, wo Geflüchtete Kleidung oder Gebrauchsgegenstände wie Kinderwagen bekommen konnten, bereits im Frühjahr dicht gemacht. Aus dem selben Grund: Der geringer werdende Bedarf rechtfertige den großen Aufwand nicht mehr, heißt es. Allerdings gibt es durchaus Kommunen, in denen das Angebot der Kleiderkammern nach wie vor geschätzt wird.

"Der große Ansturm ist längst vorbei": Mit dieser Überschrift hatte der Helferkreis Asyl Olching die Schließung der Kleiderkammer in der ehemaligen Hauptschule Heckenstraße angekündigt. Wie dessen Sprecher Karl-Heinz Theis vom Helferkreis erläutert, ist die Zahl der Flüchtlinge - und somit auch der Bedarf nach Kleidung - im Vergleich zu 2015 und 2016 deutlich gesunken. Als sehr schnell viele Menschen ins Land kamen, gerieten die etablierten Kleiderkammern an ihre Grenzen. Die ehrenamtlichen Helfer in vielen Kommunen reagierten rasch. Sie sammelten Altkleider und eröffneten eigene Kleiderkammern für die Geflüchteten. Vor drei, vier Jahren, berichtet Theis, "war der Höhepunkt, da hatten wir in Olching knapp 400 Flüchtlinge. Jetzt haben wir noch um die 240". Viele von ihnen seien schon länger in Deutschland und als Asylsuchende anerkannt. "Die fallen aus dem Kreis der Berechtigten heraus." Die Kleiderkammer sei ausschließlich für Asylbewerber gedacht gewesen.

Definitiv beendet ist das Extra-Angebot noch nicht. "Wenn sich ergeben würde, dass die Kleiderkammer wieder benötigt würde, könnten wir sie ganz schnell wiederbeleben", sagt Theis. Der Helferkreis behalte die Räumlichkeiten, das "hervorragende Kleiderkammer-Team" arbeite in anderen Funktionen weiter mit und könnte rasch wieder die Arbeit aufnehmen. So lange das nicht nötig ist, können Geflüchtete und Kleiderspender zum "Schicki-Miki" in der Hauptstraße in Olching ausweichen.

Dass die Zahlen Geflüchteter zurückgehen, bestätigt das Landratsamt. "Aktuell (Juni 2019) bewegen sich die Zuweisungen von Asylbewerbern in den Landkreis Fürstenfeldbruck auf einem eher niedrigen Niveau", steht auf der Homepage. Sprecherin Ines Roellecke berichtet, im März 2016 seien insgesamt gut 3600 Flüchtlinge im Landkreis untergebracht gewesen. Ende Juli dieses Jahres waren es noch rund 2600 Menschen. "Neue kommen nicht mehr viele, und wenn, dann kommen sie erst einmal in den Fliegerhorst." Laut Birgit Epp von den Brucker Asylhelfern betreibt die Caritas dort eine Kleiderkammer. Außerhalb des Fliegerhorstes können Flüchtlinge günstige Secondhand-Kleidung beim BRK-Shop in der Pucher Straße beziehen. "Der Bedarf war nicht mehr so gegeben", begründet Kristin Eissfeldt die Schließung der Eichenauer Kleiderkammer im Lanzenberger Haus Ende März. "Der Aufwand hat sich nicht mehr gelohnt." Einem großen Team von sieben bis neun Helfern habe eine kontinuierlich sinkende Zahl Geflüchteter gegenübergestanden.

In Puchheim und Germering hingegen beobachten die ehrenamtlichen Helfer keinen sinkenden Bedarf. Dennoch haben auch die Puchheimer Asylhelfer ihre Kleiderkammer geschlossen. "Weil das Gebäude anderweitig gebraucht wurde", erklärt Reinhild Friedrichs. Sonst hätten die Asylhelfer Miete für den Schuppen in der Hügelstraße in Puchheim-Ort zahlen müssen. Das war Friedrichs zufolge nicht leistbar. Jetzt dürfen in Puchheim lebende Geflüchtete zur Kleiderkammer des Oekumenischen Sozialdiensts Gröbenzell kommen. Die hat "eine sehr starke Besucherzahl", wie der Aufsichtsratsvorsitzende des Oek, Winfried Bauer, jüngst bei der Jahresversammlung berichtete. Wie im Schicki-Micki in Olching oder dem Brucker BRK-Shop können Menschen mit geringem Einkommen dort gegen Vorlage eines Berechtigungsscheines und einen geringen Geldbetrag gut erhaltene Kleidung, Wäsche, Schuhe und Hausrat erwerben.

In der Stadt Germering wird die Kleiderkammer des Helferkreises Germering nach wie vor gut angenommen. "Ich weiß, dass viele Kleiderkammern Probleme haben, aber unsere läuft gut", sagt Frauke Schirmacher. Die Nachfrage sei "ein bisschen jahreszeitenabhängig", aber nach wie vor gegeben. Deshalb würden Kleiderspenden immer gerne genommen, sagt die Verantwortliche für die Kleiderkammer. Nach ihrer Einschätzung "ist das Problem, dass die ganze Flüchtlingsgeschichte politisch nicht so gewollt ist".

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