Flüchtlinge:Warmherziger Empfang

Bei der Begrüßungsrunde für die Flüchtlinge in einer ehemaligen Mammendorfer Pension gründen 35 Menschen einen Helferkreis. Die Initiatorin ist von der Resonanz positiv überrascht

Von Manfred Amann

Mammendorf: Begruessung Asyl-Bewerber

Erste Begegnung: Bewohner der neuen Flüchtlingsunterkunft in Mammendorf und ehrenamtliche Helfer

(Foto: Johannes Simon)

Die Entscheidung des Landratsamtes, in der ehemaligen Pension an der Münchner Straße in Mammendorf 50 Asylsuchende unterzubringen, hat bei den Bürgern im Ort und in den Nachbardörfern eine unerwartet hohe Hilfsbereitschaft geweckt. Bei einer "Begrüßungsrunde" in der mit mittlerweile mit 28 Flüchtlingen belegten Unterkunft haben 35 Freiwillige schriftlich ihre Bereitschaft erklärt, einen Beitrag dafür zu leisten, dass sich die hilfsbedürftigen Menschen aus den fremden Ländern möglichst rasch in der neuen Umgebung zurechtfinden und menschenwürdig leben können.

"Das ist ja der Wahnsinn, mit so einem Andrang habe ich nicht gerechnet, höchstens mit zehn oder zwölf", freute sich Josefine Lechner aus Jesenwang, die schon beim Helferkreis in Fürstenfeldbruck aktiv ist. Sie hatte angeregt, auch in Mammendorf einen solchen zu bilden, um die Integration zu fördern. Als nächstes wird der Pfarrverband, der die Aktion unterstützt, zu einem Helfertreffen einladen, auf dem dann Aufgaben zugeordnet werden und eine Leitung gefunden werden soll. Die Gruppe soll Arno Neugebauer unterstützen, der im Auftrag des Landratsamtes auch die Unterkünfte in Fürstenfeldbruck und Grafrath betreut. Für den Aufbau hat auch Birgit Epp vom Grafrather Helferkreis Unterstützung zugesagt. Unter den Freiwilligen sind etliche Lehrer, die Unterricht in Englisch und Deutsch geben wollen. Schon jetzt würden Lehrkräfte in Bruck und Mammendorf ohne Bezahlung Nachhilfestunden geben, sagte Lechner.

Für einen Helfer aus Aufkirchen ist das Erlernen der deutschen Sprache ohnehin das allerwichtigste für die Flüchtlinge. "Ich sage es den Leuten immer wieder, dass sie bei uns nur dann eine Chance haben, wenn sie sich gut verständigen können", sagte der Ehrenamtliche, der mit Senegalesen moslemischen Glaubens auch schon die Moschee in Fürstenfeldbruck besucht hat. "Die waren so dankbar", sagte er und regte an, darauf zu achten, dass eine ungehinderte Pflege der jeweiligen Religion zugestanden wird. Und eines hält der Aufkirchener noch für wichtig, nämlich die Flüchtlinge zu fordern. Dem pflichtete Lechner mit dem Hinweis bei, dass diese ihre Fahrräder selbst reparieren könnten, dafür aber kein Werkzeug vorhanden sei.

Kies- und Betonwerkschef Otto Selmayr, der vom ersten Tag an Transportdienste übernahm, erzählte, dass Fernseher und Receiver ganz oben auf der Wunschliste der Asylbewerber ständen, damit sie ihre Heimatsender empfangen könnten. "Wir wollen sehen was zu Hause passiert, wo unsere Bekannten und Verwandten noch leben", erklärte eine Frau, die mit ihrer Familie aus Aleppo im Kriegsgebiet Syrien geflüchtet ist. "Mein Sohn hat Verletzungen von Bombensplittern am Bein", gab sie in gebrochenem Englisch zu verstehen. Sie wolle, dass ihre Kinder schnell die Sprache lernten, um auf eine weiterführende Schule gehen und später studieren zu können.

Gebraucht werden laut Lechner Fahrräder, weil die Sprachschüler damit zum Unterricht fahren. Nach Fürstenfeldbruck koste die Fahrkarte 5,80 Euro, das könne sich kein Asylbewerber zweimal die Woche leisten. Gefragt werde immer wieder nach Teppichen, um die Zimmer wohnlicher gestalten zu können. Die Spendenbereitschaft sei in der Region aber allgemein recht gut, befand Lechner. Zu der Begrüßungsrunde waren auch Bürgermeister Johann Thurner, Gemeinderat Benjamin Miskowitch und die Landtagsabgeordnete und Landratskandidatin der SPD, Kathrin Sonnenholzner, gekommen. Bei einem Rundgang konnte sie sich selbst überzeugen, dass in verschiedenen Zimmern noch die Voraussetzungen fehlen, um sie bewohnen zu können.

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