Flüchtlinge:Unterkunft im Altenheim

In der Don-Bosco-Einrichtung in Germering ist wohl doch Platz für Asylbewerber. Die Caritas, die das Haus betreibt, kündigt nach anfänglichem Zögern eine einvernehmliche Lösung mit Landrat Thomas Karmasin an

Von Andreas ostermeier, Germering

Der alte Gebäudeteil des Caritas-Altenheims in Germering wird wohl zu einer vorübergehenden Unterkunft für Flüchtlinge. Bis zu 100 Personen sollen dort nach dem Wunsch von Landrat Thomas Karmasin untergebracht werden, bis sie - voraussichtlich Mitte November - in den Fliegerhorst umziehen können. Adelheid Utters-Adam, Sprecherin des katholischen Sozialverbandes, stellte am Donnerstag eine "Lösung, mit der alle leben können", in Aussicht. Details sollen auf einer Pressekonferenz von Karmasin und der Caritas an diesem Freitag bekannt gegeben werden.

An die 80 Senioren haben früher in dem Don-Bosco-Altenheim in der Parkstraße in Germering gewohnt. Sie sind ausgezogen, weil die Caritas den alten Gebäudeteil abreißen will, um an dessen Stelle eine neue Betreuungseinrichtung zu bauen. Auf seiner beständigen Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge hat sich Karmasin an das Haus erinnert. Ehe es abgerissen wird, würde es der Landrat gerne als Unterkunft für Flüchtlinge nutzen. Wie im Fall der Grundschule am Niederbronner Weg in Fürstenfeldbruck sollen die neuen Bewohner allerdings nur so lange bleiben, bis die Kaserne als Aufnahmelager dienen kann. Das dauert aber noch einige Wochen, weil vor allem die Elektroinstallationen in den vorgesehenen Gebäuden modernisiert werden müssen.

Die Caritas reagierte zunächst zurückhaltend auf das Ansinnen des Landrats. Utters-Adam äußerte Bedenken, dass es in der Öffentlichkeit Vorwürfe gegen den katholischen Sozialverband geben könnte, wenn nach dem Auszug der Senioren Flüchtlinge einziehen. Immerhin waren die Pläne der Caritas von der Stadt Germering und dem Landratsamt kritisiert worden und hatten das Verhältnis zwischen der Organisation und den Kommunalpolitikern getrübt. Die Caritas wollte zudem keine Zusagen machen, ohne erst die 40 Bewohner des neueren Gebäudeteils des Altenheims und deren Angehörige informiert zu haben. Dies sollte am Donnerstagabend geschehen.

Altenheim Don Bosco

Im alten Teil des Caritas-Altenheims in Germering will Landrat Thomas Karmasin vorübergehend Flüchtlinge unterbringen.

(Foto: Günther Reger)

Germerings katholischer Stadtpfarrer Andreas Christian Jaster hat Verständnis für die Argumente der Caritas. Man dürfe eventuelle Ängste der Bewohner und ihrer Angehörigen nicht übergehen, sagte er am Donnerstag. Gleichzeitig machte er jedoch deutlich, dass es christliche Pflicht sei, den Verfolgten zu helfen. "Natürlich" müssten Flüchtlinge Unterkunft im Altenheim bekommen, sagte Jaster zur SZ. Seiner Ansicht nach eignen sich die Räume, immerhin seien sie ja noch bis vor mehreren Monaten bewohnt gewesen. Jaster ist bereits auf der Suche nach freiwilligen Helfern, die sich um die Flüchtlinge kümmern möchten. Er habe gemeinsam mit der Arbeitsgruppe "Caritas und Soziales" einen Aufruf auf die Homepage der Stadtkirche Germering (unter Aktuelles) gestellt, berichtete er.

Landrat Thomas Karmasin hofft darauf, dass ihm die Caritas entgegenkommt. Er wünsche sich, dass es bereits nächste Woche losgehen könne, so Karmasin. Probleme, die sich aus der Verbindung der beiden Gebäudeteile des Altenheims ergeben, lassen sich nach den Worten des Landrats lösen. So würde das alte Gebäude einen eigenen Eingang bekommen, wenn ein früherer Lieferantenzugang dafür genutzt wird. Auch lässt sich das Treppenhaus so absperren, dass es keine Verbindung zwischen den Wohnbereichen der Senioren im neuen Teil des Gebäudes und denen der Flüchtlinge gibt.

Die Caritas hätte nach den Worten von Karmasin gerne eine längere Vorlaufzeit gehabt. In vier bis sechs Wochen wollte sie dem Landkreis eine Unterbringungsmöglichkeit für Flüchtlinge vorschlagen. Doch das nützt dem Landrat nichts, er benötigt rasche Hilfe. Denn Zeit hat er angesichts der Zustände in der Bayernkaserne in München und der täglich ankommenden Flüchtlinge keine.

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