Flüchtlinge:Eichenauer Dialog

Flüchtlinge: 40 Vertreter von Asylhelferkreisen aus dem Landkreis sind im Eichenauer Rathaus zu einem Gespräch mit Landtags- und Bundestagsabgeordneten zusammengekommen.

40 Vertreter von Asylhelferkreisen aus dem Landkreis sind im Eichenauer Rathaus zu einem Gespräch mit Landtags- und Bundestagsabgeordneten zusammengekommen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Asylhelfer im Landkreis sehen sich und die von ihnen Betreuten immer größeren Schwierigkeiten ausgesetzt. Bei einem Gespräch mit Abgeordneten aus Bund und Land wird erneut die als unerträglich geschilderte Situation im sogenannten Ankerzentrum ein Thema

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Unter den noch verbliebenen Asylhelfern im Landkreis breitet sich Unverständnis über den restriktiven Umgang des Landratsamtes mit Arbeits- und Ausbildungsgenehmigungen und Frust über die Verlegung von bereits im Ort integrierten Asylsuchen in Sammelunterkünfte aus. Zudem entspanne sich die Situation in der früheren Erstaufnahmestelle am Fliegerhorst, dem sogenannten Ankerzentrum, trotz der Ankündigungen der Regierung von Oberbayern nicht. Diese Zwischenbilanz haben am Montagabend mehr als 40 Vertreter von Helferkreisen aus dem Landkreis in einem Gespräch mit Landtags- und Bundestagsabgeordneten in Eichenau gezogen.

Wohnungen und Unterkünfte

"Unterbringung hat nichts mit Wohnen zu tun", sagte Hans Sautmann, Sprecher der Eichenauer Asylhelfer und Gastgeber des nichtöffentlichen Informationsaustausches mit den Politikern. Und tatsächlich gibt es, wie es die Helfer schildern, momentan die Tendenz zum "Abmieten". Asylbewerber, die bislang in gemieteten Wohnungen in den Orten lebten, müssten in eine größere Unterkunft umziehen. Das führe zu Spannungen, zum Abbruch der Ausbildung oder Sprachkursen und in nicht wenigen Fällen zu Depressionen. Dass in den Asylunterkünften eine große Zahl von anerkannten Flüchtlingen lebe, die sogenannten Fehlbeleger, mache die Sache noch schlimmer, hieß es. Eichenaus katholischer Pfarrer Martin Bickl forderte deshalb, für die Anerkannten Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Er setzte sich für eine ortsnahe Unterbringung der Menschen aus. Für den SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Schrodi, der am Karfreitag das "Ankerzentrum" besuchen möchte, stellt es sich so dar: "Die Situation soll so gestaltet werden, dass die Leute freiwillig zurückgehen."

Arbeit und Ausbildung

Als zweites übergreifendes Thema moderierte Ludger Wahlers aus Puchheim das Thema Arbeits- und Ausbildungssituation. Als großes Problem dabei stellte er heraus, dass nur derjenige arbeiten dürfe, der seine Identität nachweisen könne. Es sei einerseits schwierig, aus bestimmten afrikanischen Ländern überhaupt Papiere für die Flüchtlinge zu bekommen, stellte Wahlers fest, andererseits hätten viele Asylbewerber Angst, nach Feststellung ihrer Identität abgeschoben zu werden. FW-Landtagsabgeordneter Hans Friedl aus Alling zitierte in diesem Zusammenhang den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der bei einem Besuch der FW-Fraktion kürzlich angekündigt habe, die Landratsämter bekämen einen größeren Ermessensspielraum. Nur nach dem Ermessen zu handeln, möchte die Landtagsabgeordnete der Grünen, Gabriele Triebel, aber nicht. Sie forderte vom Landratsamt, sich ganz klar an die Gesetze zu halten.

"Ankerzentrum"

Die Situation in der von der Regierung von Oberbayern betriebenen Unterkunft am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck ist nach Beschreibung von Andrea Gummert und Dieter Pimiskern von der Caritas "sehr schwierig". Vor allem die Frauen unter den derzeot 800 Bewohnern hätten darunter zu leiden. So könnten keine Schutzräume für Frauen geschaffen werden. Frauen müssten Duschen benutzen, die für alle offen stehen, auch Männer. Für Gummert haben "Familien im Ankerzentrum nichts verloren". Sie berichtete von einem Raum, in dem derzeit 16 Frauen und drei Kleinkinder lebten, wo niemand Ruhe finden könne. Laut Pimiskern leben die Bewohner zwischen drei bis vier Wochen oder bis zu mehreren Monaten in Fürstenfeldbruck.

Situation der Kinder

In den Flüchtlingsunterkünften wachse eine Generation unter für Kinder unwürdigen Zuständen auf, wurde in der Diskussion geäußert. Grünen-Landtagsabgeordneter Martin Runge rief die UN-Kinderrechtskonvention in Erinnerung und seine Fraktionskollegin Triebel machte auf die "zwei bis drei Anfragen" aufmerksam, die sie im Landtag zur Unterbringung von Kindern in Fürstenfeldbruck schon gestellt habe. Der CSU-Landtagsabgeordnete Benjamin Miskowitsch schlug der Runde ein Treffen mit Landrat Thomas Karmasin vor, in dem auf die Zustände aufmerksam gemacht werden könne.

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