Flüchtlinge aus dem Irak:Puchheim mit Flüchtlingen überfordert

Eine Maklerin aus Norddeutschland bringt in Wohnblock in der Planie 120 Iraker unter, was Gemeinde und Schulamt vor Probleme stellt.

Peter Bierl

Etwa 230 Menschen mit Migrationshintergrund sind in den vergangenen Monaten in das Wohnviertel Planie in Puchheim gezogen, darunter etwa 120 Flüchtlinge aus dem Irak, die fast kein Wort Deutsch sprechen und erwerbslos sind. "Wir stehen vor einer Situation, die uns ratlos macht", bekannte Bürgermeister Herbert Kränzlein (SPD) am Freitag. Die kleineren Kinder sind in Kindergärten untergebracht, die Größeren in Puchheimer Schulen, wo sie "nur Bahnhof verstehen", wie Schulamtsleiter Joachim Linkert sagte.

Puchheim: Planie

120 Flüchtlinge sind in Puchheim untergekommen: Blick auf die Häuser in der Planie.

(Foto: Johannes Simon)

Die Gemeinde hat auf eigene Kosten eine Dolmetscherin engagiert und bietet im Mehrgenerationenhaus "Zap" Hilfe und Beratung an. "Es kann nicht sein, dass die Regierung die Kommune alleine lässt, wenn eine solch große Gruppe von Menschen mit anderer Sprache und Mentalität kommt", kritisierte der Bürgermeister. Hintergrund ist, dass eine Immobilienfirma aus Niedersachsen, die viele Wohnungen in den Hochhäusern der Planie besitzt, im Sommer mehrere Dutzend auf einmal auf den Markt geworfen hat. Eine Maklerin habe die Wohnungen an Migranten, darunter die Iraker sowie etliche Menschen aus Nordafrika vermietet, berichtete der Bürgermeister der SZ. Bei den Irakern handelt es sich um Christen, die als Flüchtlinge gelten. Jeweils eine Person in jeder Familie habe einen gesicherten Aufenthaltsstatus, die Familien seien in der Regel groß, Eltern und Kinder sprechen meist kein Deutsch. Dass die meisten der Iraker gemeinsam in einem der Häuser wohnen, hält Kränzlein auch nicht für optimal.

Am Donnerstag hatte er zu einem Gespräch eingeladen. Über zwei Stunden beriet Kränzlein mit Vertretern von Ausländerbehörde, Jugendamt, Schulamt, Polizei, Zap, Volkshochschule und Job-Center sowie den Leitungen von Grund- und Hauptschule, Kindergarten und Krippe. "Es kursieren viele Gerüchte, wir wollten die Fakten sammeln", sagte Kränzlein. Von der Polizei sei berichtet worden, dass es keine Probleme wegen der Neubürger gebe.

Große Sorgen bereiten die schulpflichtigen Kinder. Die einzige Übergangsklasse für Kinder, die kein Deutsch sprechen, in Germering an der Wittelbacher Schule ist voll. Das Schulamt kann derzeit nicht helfen, weil sämtliche 40 Lehrer der mobilen Reserve bereits im Einsatz sind. Der Bürgermeister und der Leiter des Schulamtes gerieten deshalb in Streit, wie Linkert berichtete. Der Schulamtsleiter schlug vor, die Volkshochschule solle übergangsweise Unterricht anbieten. "Das gibt es anderswo auch, die Kosten hat eine Stiftung übernommen", sagte Linkert am Freitag.

"Auf jeden Fall" würden zum neuen Schuljahr im September weitere Übergangsklassen eingerichtet werden, versicherte Linkert. Für die 38 Kinder plant er zwei Grundschulklassen an der Schule Süd, und eine Hauptschulklasse am Gerner Platz, für die dort jedoch Räume fehlen. "Wir sind von der Entwicklung genauso überrollt worden wie die Gemeinde", sagte Linkert. Es werde geprüft, ob es in den umliegenden Schulamtsbezirken noch freie Kapazitäten gibt. Etwa 30 Migranten-Kinder besuchen die Kindergärten in Puchheim, wofür die Gemeinde extra Geld zur Verfügung stellt.

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