Fliegerhorst:Alle gegen einen

Sitzung des Kreistag Fürstenfeldbruck

Martin Runge bei seiner Lieblingsdisziplin: reden

(Foto: Matthias F. Döring)

Grünen-Kreisrat Martin Runge passt das geplante Vorgehen der vier Fliegerhorst-Anrainer nicht. Deshalb prescht er schon mal mit Informationen vor. Das bringt die übrigen Kollegen im Kreistag gehörig auf die Palme

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Planungen zum Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck haben im Kreistag die Wellen hoch schlagen lassen. Weniger aus inhaltlichen Gründen, denn das Kreisgremium ist für Details der Umwandlung des Militärgeländes in ein ziviles Quartier nicht zuständig. Doch die Kreisräte fast aller Parteien echauffierten sich in der Kreistagssitzung am Donnerstag massiv über das Verhalten ihres Kollegen Martin Runge von den Grünen, der das Vorhaben der Fliegerhorst-Anrainergemeinden, sich zu einem Zweckverband zusammenzuschließen, "die falscheste Form" nannte und heftig dagegen zu Felde zog - noch bevor das Thema in den betroffenen Kommunen besprochen worden ist.

Hans Seidl (CSU), Bürgermeister der beteiligten Gemeinde Maisach, bat darum, "den Weg nicht schon vorher zu zerstören". Der Fliegerhorst sei ein "enormes planerisches Geschenk", fuhr Seidl fort, die Aufgabe "können wir aber nur gemeinsam schaffen und nicht eine Kommune allein". Michael Schanderl (FW), Bürgermeister von Emmering, das mit den Städten Fürstenfeldbruck und Olching und der Gemeinde Maisach einen Zweckverband für die Konversion des Fliegerhorstgeländes gründen möchte, stimmte Seidl zu und wurde regelrecht schnippisch: "Wenn ich den Rat der Grünen als besonders wertvoll angesehen hätte, dann hätte ich ihn vorher eingeholt", sagte er in Richtung Martin Runge, der eine Reihe vor ihm sitzt. Auch SPD-Kreisrat Ulrich Schmetz brachte seine Missbilligung über Runges Verhalten zum Ausdruck: Dieser würde sich selbst "gern und lange reden" hören, aber "dieses Gefühl teilen nicht alle", so Schmetz. Der Brucker CSU-Ortsverband kritisierte in einer Pressemitteilung, dass das geplante gemeinsame Vorgehen von Runge "öffentlich zerredet" werde. Auch Klaus Wollenberg (FDP) rügte - an Runge gerichtet -, "nicht über die Form des Daches zu reden, wenn man noch keinen Bauplan hat".

Landrat Thomas Karmasin (CSU), der in Sachen Fliegerhorst die Gespräche der vier betroffenen Kommunen moderiert, betonte noch einmal, dass das Areal dem Kreis nach dem Bundeswehrabzug als Planungsgebiet "wie eine reife Frucht in den Schoß" falle. Dabei könne man Chancen für die nächsten Generationen erwirtschaften oder eben verspielen. Karmasin erinnerte daran, dass unter vier Kommunen, die von Bürgermeistern dreier verschiedener Parteien (CSU, FW, SPD) regiert würden, Konsens erzielt worden sei. Der Brucker CSU-Chef Andreas Lohde betont in seinem Schreiben, dass die Umwandlung des Areals "im Schulterschluss mit den anderen Kommunen" besser zu erreichen sei. Auch die Frage der Altlasten, die im Boden des Fliegerhorstes vermutet werden, könne "anders angegangen werden", wenn sich eine Entwicklungsgesellschaft um eine transparente Begutachtung bemühe. Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD) fehlte in der Kreistags- und in der voran gegangenen Ausschusssitzung.

Runge blieb dabei, noch einmal seine Argumente aus der vorherigen Sitzung zu wiederholen. Er kritisierte die beabsichtigte Zweckverbandsgründung und dessen mutmaßliche Ausgestaltung sowie die seinerzeit auf Maisacher Flur erfolgte Ansiedlung der BMW Driving Academy als "lärmerzeugenden Parcours". Michael Schanderl wies darauf hin, dass Emmering seine Planungen für ein eigenes Gewerbegebiet zugunsten der Zusammenarbeit zurückgestellt habe, dass dieses Gewerbegebiet auf der grünen Wiese bei einer Nichteinigung aber ausgewiesen werde. Man möge mehr Vertrauen in die Kommunalpolitik haben, wünschte er sich noch, immerhin sei man bereits zwei Jahre mit der Frage befasst.

Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) sagte, wenn die Menschen genügend Informationen erhielten und "nicht ein Kartell über das Entwicklungsgebiet" entscheide, dann könne das Vorhaben durchaus Strahlkraft haben. Sein Gröbenzeller Pendant, Martin Schäfer (UBV), verwies auf die durch die Fliegerhorstplanung entstehenden Verkehrsprobleme für "das Nadelöhr Gröbenzell" und mutmaßte, dass die Auswirkungen auch im ländlichen Raum zu spüren sein würden.

Martin Runge gab keine Ruhe. Er verwies darauf, auch bei den Themen Sparkassenfusion und MVV-Tarifreform eingehakt zu haben. Und hier "wollen Sie der Welt was überstülpen, ohne Debatte", warf er den Kollegen vor. Die Grünen hingegen "wollen Sie vor so großen Fehlern bewahren". Bei der CSU begannen sie zu lachen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: