Fliegende Unruhestifter:Die Vertreibung der Saatkrähen beginnt wieder

Saatkrähe,Saatkrähe (sicher, da am Schnabel hinten weiß)

Die Saatkrähe als Plage empfinden vor allem die Anwohner am Puchheimer Friedhof am Schopflachwäldchen.

(Foto: Günther Reger)

In Puchheim startet das Umweltamt seine Maßnahmen in diesem Jahr früher, weil die Tiere bereits Nester bauen

Von Peter Bierl, Puchheim

In der Stadt Puchheim hat der Kampf gegen die Saatkrähen begonnen, einige Wochen früher als sonst, weil die Vögel bereits begonnen haben, Nester zu bauen. Ein Falkner sei schon seit Herbst im Einsatz, sagte Monika Dufner vom Umweltamt der Stadt. Erstmals dürfen Greifvögel in dieser Saison auch am Rand der Hauptkolonie eingesetzt werden. Im vergangenen Jahr ist die Saatkrähen-Population wieder gewachsen und der Versuch gescheitert, die Tiere in ein Wäldchen an der Eichenauer Straße umzusiedeln.

Eine Ursache dafür sieht Dufner darin, dass an dem neuen Standort jüngere Bäume stehen. Die Krähen legten dort zwar Nester an, die ein Sturm im Februar von den Bäumen fegte. Anschließend waren die Tiere weg. Immerhin registrierte das Umweltamt im vergangenen Jahr keine Splitterkolonien mehr, die entstanden waren, nachdem die Stadt auf Druck der Bürger seit 2011 versucht, die Tiere aus der Kolonie am Friedhof am Schopflachwäldchen im Süden zu vertreiben. 2018 wurde nur noch eine Splitterkolonie in der Nordendstraße bemerkt, weit jenseits der Bahnlinie und fast schon in Gröbenzell.

Die Brutkolonie am Friedhof wurde 2008 festgestellt, nach einiger Zeit klagten Nachbarn über Lärm und Kot und forderten von der Stadt einzuschreiten. Dabei warnten Vogelschützer und Experten, dass die Saatkrähen sich noch rasanter vermehren. Tatsächlich wuchs die Zahl der Nester und erreichte 2017 mit mehr als 400 einen Höhepunkt, davon waren 45 auf Splitterkolonien verstreut. Im folgenden Jahr zählten die Mitarbeiterinnen der Stadt 240 und 2019 wieder 315 Nester.

Den neuerlichen Zuwachs führt Dufner darauf zurück, dass die Zahl der Saatkrähen in ganz Bayern gestiegen ist. Sie vermutet einen "Zuzug" von Krähen. Vielleicht sind es Rückkehrer, denn in Germering und Gilching argwöhnt man, dass die Saatkrähen, die dort niedergelassen haben, aus Puchheim stammen.

Die Regierung erlaubt in diesem Jahr erstmals, dass der Falkner an den Randgebieten der Hauptkolonie aktiv wird. Zur Prävention werden dessen Greifvögel auch an ehemaligen Standorten der Splitterkolonien eingesetzt, damit sich die Krähen dort nicht wieder einnisten. Dabei ist der Falkner auf die Unterstützung der Bürger angewiesen. Wer beobachtet, dass Vögel an einer Stelle Nester bauen, soll dies melden, eventuell kann man diese noch entfernen. Auf keinen Fall sollte man die Saatkrähen füttern, warnte die Biologin.

Das langfristige Ziel der Stadt bleibt, die Saatkrähen vom Friedhof am Schopflachwäldchen wegzubekommen, wegen der nahen Wohnhäuser, und sie an einer Ort umzusiedeln, wo sie nicht stören, etwa in dem Wald an der Eichenauer Straße. Um dafür eine Genehmigung von der Regierung zu bekommen, ist es notwendig, dass der neue Standort sich etabliert und geschützt ist, erklärte Dufner.

Obendrein werde man wieder Eier aus den Nestern entfernen, kündigte Dufner an. Anfang Februar werden außerdem wieder Bird Gards installiert, das sind Lautsprecher, die Panikrufe von Saatkrähen abgeben, und damit die echten Vögel vertreiben. Die Lautsprecher werden am Rand der Hauptkolonie und an früheren Splitterbereichen aufgestellt.

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