Feuerwehr wird 150 Jahre alt:Brände löschen, Entenküken retten

Die Mitglieder der Feuerwehr sind gerüstet für alle großen und kleinen Katastrophen. Am Sonntag aber steht Feiern auf dem Dienstplan.

Stefan Salger

Retten, bergen, löschen, schützen - diese Schlagworte stehen für die Feuerwehr. Das Einsatzspektrum ist freilich über die Jahre immer breiter geworden. Das wird auch bei der Feier der Brucker Wehr anlässlich des 150-jährigen Bestehens deutlich.

Heute werden die Männer und Frauen mit den roten Einsatzfahrzeugen nicht mehr nur bei Bränden alarmiert - die meisten Einsätze entfallen auf Verkehrsunfälle. Bei Hochwasser rückt die Feuerwehr ebenso aus wie bei eher kleineren, kuriosen Katastrophen. Denn Feuerwehrleute sind Mädchen für alles. Und so findet sich unter der Rubrik "Einsätze" der Fürstenfeldbrucker Feuerwehr am 28. April um 17.55 Uhr der Eintrag: "An der Ledererstraße Entenküken von Balkon umgesiedelt." Es war der 92. von 94 Einsätzen in diesem Jahr.

Davor musste schon mal einer hilflosen Person die Wohnungstür geöffnet, ein Kind aus einer Toilette befreit oder der Faschingszug abgesichert werden - und im City-Point an der Schöngeisinger Straße wurde zum x-ten Mal irrtümlich die Brandmeldeanlage ausgelöst. Weil es aber dort auch wirklich brennen könnte, muss die Feuerwehr immer das volle Programm für den Ernstfall abspulen und in ein paar Minuten am Einsatzort sein. In diesem Metier zählt jede Sekunde, es ist immer ein Wettlauf mit der Uhr. Je schneller die Einsatzkräfte die Schläuche ausrollen und an den nächsten Hydranten anschließen und je reibungsloser sie das in Übungen Erlernte umsetzen, desto geringer ist die Zahl der möglichen Opfer und die Schadenshöhe, die bei Gebäuden schnell in die Millionen geht.

Auch deshalb haben Städte und Gemeinden trotz aller wirtschaftlicher Zwänge großes Interesse daran, Zahl und Leistungsfähigkeit der Feuerwehren auf hohem Niveau zu halten. Das Bayerische Feuerwehrgesetz schreibt eine maximale "Hilfsfrist" von zehn Minuten vor. Mehr Zeit darf von der Alarmierung bis zum Eintreffen am Einsatzort nicht verstreichen.

Entsteht im Fliegerhorst künftig ein eigener Stadtteil und die Feuerwehr der Bundeswehr ist abgezogen, dann könnte dies die Stadt in die Bredouille bringen. Weil sich dem Feuerwehrvorsitzenden und Stadtrat Andreas Lohde zufolge die Hilfsfrist kaum garantieren ließe, müsste man wohl nachdenken über Vereinbarungen mit benachbarten Gemeinden oder die Stationierung von Feuerwehrfahrzeugen direkt auf dem Gelände.

Ein moderner Fuhrpark und ein ausreichend ausgestattetes Feuerwehrhaus sollen auch das Personal bei der Stange halten, das diese Aufgabe im Gegensatz zu Berufsfeuerwehren wie etwa in München fast ausschließlich ehrenamtlich bewältigt. So ist zu erklären, dass Stadtspitze und Stadtrat beispielsweise auch der Wehr im Ortsteil Puch den Wunsch nach einem eigenen Gerätehaus erfüllen, obwohl es fast in Sichtweite des Brucker Feuerwehrhauses liegt. Auch die Führerscheine für die Einsatzfahrzeuge werden mittlerweile komplett von der Stadt bezahlt.

Die Politiker wissen: Eine hauptberufliche Feuerwehr wäre kaum zu bezahlen. Mit den 78 aktiven Feuerwehrleuten - unter Leitung des Kommandanten und Stadtbrandinspektors Christian Leis und seines Vizes, Stadtbrandmeister Michael Ott - gehört Fürstenfeldbruck zu den Großen im Landkreis und bewältigt die jährlich etwa 300 Einsätze doch mit einer einzigen hauptamtlichen Kraft. Gleichwohl bringt dieses Konzept auch Probleme mit sich. So sinkt die "Tagalarmtauglichkeit": Die meisten der Brucker Feuerwehrleute arbeiten außerhalb der Stadt, vor allem in München.

Sieben Mitarbeiter des Bauhofs erklärten sich deshalb zum Beitritt bereit. Der Mitgliederstamm des gesamten Feuerwehrvereins schwankt über die Jahre zwischen 95 und 112 Mitglieder und liegt damit deutlich über der Zahl der 59 Gründungsmitglieder von 1862. Fürstenfeldbruck ist eine der ältesten Feuerwehren Oberbayerns und die älteste unter den 53 Feuerwehren im Landkreis mit ihren insgesamt 2280 Mitgliedern.

Höhepunkt der Feierlichkeiten am Wochenende ist der Festumzug am Sonntagnachmittag durch die Brucker Altstadt, auch befreundete Feuerwehren sind dabei vertreten. Mehr als 800 Teilnehmer werden erwartet, begleitet werden sie von Kapellen, Kutschen und historischen Fahrzeugen. Der Heilige Florian wird einen von vier Pferden gezogen römischen Streitwagen durch die Stadt bewegen.

Illustriert werden Weg und Wandel der Brucker Feuerwehr auch in der Festschrift, die von Samstag an erhältlich ist. Dort ist auch nachzulesen, dass ausweislich einer Urkunde die Gründung "unter allerhöchstem Protektorat Seiner Königlichen Hoheit, Prinzregent Luitpold" erfolgte. Konsequenterweise hat dessen Ururenkel, Luitpold Prinz von Bayern, die Schirmherrschaft für die Veranstaltungen des Festjahres übernommen.

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