Fest:Kampftanz und Rock 'n' Roll

Bei der zweiten Eichenauer Musiknacht ist ein Großteil der Gemeinde auf den Beinen. Die Vielfalt der Gruppen ist groß, und an einigen Stellen kann man auch mittanzen

Von Sonja Pawlowa, Eichenau

Ob jung, ob alt - in Eichenau war am Freitagabend ein Großteil der Gemeinde auf den Beinen. Der wolkenlose Abend und die recht laue Septembernacht befeuerten das spätsommerliche Festival-Feeling. Der "Sound of Eichenau" erfüllte Eichenau zum zweiten Mal an 16 Orten mit Musik. Vom Big-Band-Sound bis zur Volksmusik war für jeden Geschmack etwas geboten. Essen, Getränke und vor allem gute Stimmung gab es oben drauf.

Wie Perlen an der Schnur reihten sich die Bühnen an der Bahnhofs- und Hauptstraße auf. Auf dem Trottoir wiesen aufgeklebte Fußabdrücke den Weg zu den Shows. Wem der Lindwurm durch Eichenau zu lang war, konnte kostenlos den Rikscha-Shuttle nutzen. So machten es die Kinder Philipp und Dominik. "Wir sind Stammgäste bei der Eichenauer Musiknacht. Voriges Jahr hat uns der Bürgermeister Peter Münster in seiner Rikscha gefahren," erzählten sie begeistert. Vier Rikschas waren permanent im Einsatz. Eine schweißtreibende Angelegenheit, doch die Fahrer, darunter der Fotograf Matthias Wegner, strampelten unermüdlich für die Spenden, die an "Frauen helfen Frauen" und das Jugendrotkreuz gehen.

Musiknacht

Elvis-Imitator Shawn Vegvary.

(Foto: Günther Reger)

Mitgesungen und im Takt geklatscht haben viele Kinder bei der Buchhandlung Rezai, wo die Capoeiragruppe Lingando Mundos eine Roda auf dem Bürgersteig bildete und eine Einführung in diese brasilianische Kampfkunst zeigte. Chris Maier, der Leiter der Gruppe, erklärte, was man im Capoeira alles lernt: nämlich Musik, Samba und Körperbeherrschung. Das zeigte sich, als die Capoeiristas sangen, Instrumente wie die Berimbau spielten und Räder schlugen. Seit bald 20 Jahren unterrichtet Chris Maier Kinder und Erwachsene, in Eichenau immer montags im Bürgerhaus. Nicht weit entfernt, vor dem "Kleinen Kaufhaus Schmotz" und dem Optikergeschäft "Die Brille" wurde auch auf dem Gehweg das Tanzbein geschwungen, hier allerdings in Paarformation und zu Schlagern der 1970er-Jahre. Die Golden Boys kennen sich sehr lange und befinden sich in ihren goldenen Jahren. Slava und Darryl haben sich ganz der Unterhaltung verschrieben, wie sie selbst sagen. Spaß wollten sie haben und auch dem Publikum geben. Als Darryl mit 14 Jahren von Indien nach England kam, hätte er sich nicht träumen lassen, dass es ihn später nach Deutschland ziehen würde, berichtet er. Nun lebt er seit 17 Jahren in Eichenau.

Musiknacht

Die Capoeira-Gruppe "Lingando Mundos" zeigte Kampftanz.

(Foto: Günther Reger)

Das Autohaus "Thumbach und Bauer" war dank des Doppeldecker-Foodtrucks unübersehbar. Der optischen Übermacht zum Trotze traten Altitude Unplugged auf, also mit Akustik-Gitarren. Das Duo ist noch ein Geheimtipp, denn Tobias Spann und Colin Maxwell formierten sich erst vor einem Jahr. Für den "Sound of Eichenau"-Event übten sie mehr als 40 Stücke ein, damit sie nach einem lässigen und smoothen Beginn nach Schwinden des Tageslichts dem Publikum mit rockigerem Sound gewaltig einheizen konnten.

Musiknacht

"Altitude Unplugged" drehte nach lässigem Beginn ordentlich auf.

(Foto: Günther Reger)

Vor der Dampflok Eichenau und der benachbarten Versicherungsagentur Löw & Kraus warteten Rock-'n'-Roll-Fans geduldig, um Shawn Vegvary live als Elvis zu erleben. Vegvary kannte den "King" noch persönlich. Sein Leben ist sogar untrennbar mit dem von Elvis Presley verbunden, denn der hat es ihm gewissermaßen geschenkt. Shawn erzählt, er sei nach einem Überfall an seinem Arbeitsplatz, einer Tankstelle in Kalifornien, ins Krankenhaus eingeliefert worden. Elvis habe ihn dort besucht und spontan die Rechnung über 50 000 Dollar übernommen. Seit 35 Jahren wohnt Vegvary in Deutschland, bald will er in seine eigentliche Heimat Ungarn ziehen. Sein nächster Auftritt in Fürstenfeldbruck ist für 12. Oktober in Germering geplant. Bei Objektmanagement Steffen Lotsch war man für alle Wetter gewappnet. Überdachung für Bühne und Gäste hätte man sich aber getrost sparen können. Noch dazu, weil die Band Wetterradar hieß, obwohl darin keine Meteorologen spielen. Der Name stammt von dem Schild "Wetterradar", das an der Tür des Probenraums im Fliegerhorst hing. Trotzdem geht es in den Eigenkompositionen oft um Wind und Wetter. "Spirit of the Wind" heißt das neue Album. Die harmonische Schwingung zwischen Gastgeber Lotsch, der Band und dem Publikum könnte man als exemplarisch für die Veranstaltung bezeichnen.

Musiknacht

"Wetterradar" spielte Eigenkompositionen.

(Foto: Günther Reger)

Mitglieder des Gewerbeverbands Eichenau haben ihre Live-Acts und das Catering selbst gestemmt und bezahlt. Die perfekte Organisation bis ins Detail oblag Monika Hereth, die schon für 2019 in Planung gegangen ist. Sie wünscht sich, dass sich möglichst viele unterschiedliche Künstler unter monika.hereth@outlook.de melden, denn die dritte Musiknacht soll noch größer werden.

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