Ferienreporter:Einfach nicht nachdenken

Ferienreporter

Walter Jensen ist einer der Leiter der Kletterinsel. Mit der Anlage hat er sein Hobby zum Teilzeit-Beruf gemacht.

(Foto: Günther Reger)

Im Fürstenfeldbrucker Klettergarten lernen die Besucher, ihre Ängste zu überwinden. Vor allem die Erwachsenen machen sich in schwindelnder Höhe viele Gedanken, erklärt der Geschäftsführer

Von Verena Niepel, Fürstenfeldbruck

In luftiger Höhe steht ein Mädchen auf einem schmalen Vorsprung und guckt auf den Boden, 15 Meter unter sich. Springen oder nicht springen? "Einfach nicht zu viel nachdenken beim Base Jump", rät Walter Jensen, Geschäftsleiter der Kletterinsel in Fürstenfeldbruck. Er selbst hatte schon immer eine Leidenschaft fürs Klettern. Doch in seinem Beruf im IT-Vertrieb ging es selten hoch hinaus. Bei einem Ausflug in die Berge mit seinem Freund Richard Gladiator hat er im Voralpenland dann einen Hochseilgarten entdeckt. "Ich wusste damals gar nicht, was das sein soll", erzählt Jensen. Das war vor mehr als 15 Jahren.

Inzwischen haben die beiden viel dazu gelernt. Seit 2011 arbeiten sie nur noch im Winter im Vertrieb, von März bis November öffnen sie die Türen zu ihrem Hochseilgarten an der Amper. Nachdem Klettern "in Mode gekommen ist", wie Walter Jensen sagt, läuft das Geschäft gut. Wer nach oben in das Klettergerüst schaut, entdeckt die Hobby-Kletterer, die sich mit ihren Karabinern von Haken zu Haken hangeln. Eine Mutter meistert den Parcours gemeinsam mit ihrer Tochter. Eine Gruppe pausiert bei einem Getränk in der "Abseilbar", die sich auf einer Plattform oben im Gerüst befindet. Und zwei Buben johlen, als sie sich an einem Seil eingehängt 300 Meter weit über die Amper gleiten lassen.

Das Thema Sicherheit wird dabei groß geschrieben. In Bayern gibt es strenge Auflagen für Klettergärten, deswegen gibt es auch viel weniger Anlagen als in anderen Bundesländern. Auf der Kletterinsel weist ein Trainer, nach einer formalen Einführung, die Besucher in das Sicherheitssystem ein. Bei Kindern ist eine spezielle Sicherung wichtig. An manchen Samstagen organisiert das Team bis zu 20 Kindergeburtstage, da darf nichts passieren.

Aber auch immer mehr Erwachsene kommen vorbei. "Der älteste Besucher war 82 Jahre alt ", erzählt Jensen begeistert. Viele kämen vor einer Bergwanderung, um ihre Höhenangst zu besiegen. "Erwachsene denken viel mehr nach", so der Leiter, "Hält die Ausrüstung? Ist es sicher?". Dabei braucht es keine Voraussetzungen für den Klettergarten. Es gibt unterschiedliche Parcours und Übungen mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen.

Leichtfüßig geht ein Mädchen über eine wacklige Brücke in ungefähr zehn Metern Höhe, dabei schaut sie kein einziges Mal nach unten. Auch für Walter Jensen sind die Parcours nicht mehr so aufregend. Früher ist er jeden Morgen alle von ihnen einmal selbst durchgeklettert, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist. Heute machen das seine Mitarbeiter, die meisten sind Studenten. Seitdem die Geschäftsleiter im Sommer zusammen arbeiten, haben sie selbst nur noch wenig Zeit zum gemeinsamen Klettern in den Bergen. "Dafür machen wir jetzt mehr Skitouren", erzählt Walter Jensen. "Die halten uns auch fit und das Wichtigste ist sowieso der Spaß dabei."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: