Nicht wirklich überrascht, aber trotzdem enttäuscht. So lässt sich die Stimmung im Kreisverband der FDP am Montag nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag zusammenfassen. „Ich wäre eher überrascht gewesen, wenn wir über fünf Prozent gekommen wären“, sagt etwa der Kreisrat und Eichenauer Gemeinderat Ulrich Bode, der in der Vergangenheit sowohl Bundestags- als auch Landtagskandidat seiner Partei gewesen ist. „Wir hatten im Januar ein Tief, von da ging es Schritt für Schritt nach oben. Vielleicht hätte es noch geklappt, wenn der Wahlkampf länger gewesen wäre. Insofern ist die Trauer nicht so groß. Wir sind enttäuscht, aber gefestigt.“ Ähnlich sieht es der Kreisvorsitzende Thomas Georg: „Die Umfragen haben gezeigt, dass es sehr knapp wird, von daher war ich nicht so überrascht“.
Den Rücktritt von Parteichef Christian Lindner begrüßen beide. „Ich persönlich finde es richtig. Es sollte im Politischen normal sein, dass man, wenn man eine Wahl so verhaut, auch persönliche Konsequenzen ziehen muss. Sonst ändert sich nichts“, sagt Georg. Auch Bode sieht den Schritt als „unausweichliche Konsequenz“. Sein Tipp für die Nachfolge an der Parteispitze ist der ehemalige Justizminister Marco Buschmann. „Er ist nicht nur innerhalb der Partei konsensfähig, sondern auch darüber hinaus. Die Ankündigung von Wolfgang Kubicki dagegen hat mich überrascht. Bei aller Wertschätzung fände ich es besser, wenn er nicht die zentrale Person ist, sondern ein Partner mit mehr Freiheiten. Dann kann er auftreten, wie er auftritt.“
Doch egal, wer die Partei künftig anführt, die FDP wird sich auch inhaltlich auf eine Linie einigen müssen. Das könnte kompliziert werden, glaubt der Kreisvorsitzende Gregor. „Innerparteilich sind wir seit Monaten sehr gespalten. Es gibt den eher linkssozialen Flügel und einen rechteren. Wir brauchen jemanden, der beide an einen Tisch bringt und für den Wiederaufbau sorgen kann.“ Im Kreisverband allerdings könne er diese Spaltung weniger erkennen. „Ich denke, man kann uns eher zum konservativen Teil der Partei zählen. Den linken Teil sehe ich eher in den Städten wie München.“ Bode dagegen sieht diesen Konflikt nicht mehr so stark wie noch in den Achtzigerjahren. „Natürlich gibt es immer wieder dieses Flügelschlagen, aber das ist Gott sei Dank nicht mehr so entscheidend bei uns. Ich sehe keine wirkliche Kluft in der Partei.“
Für den Kreisverband sehen beide nun die Aufgabe, dazu beizutragen, dass die Menschen wieder Vertrauen in die FDP entwickeln und einen gelungenen Kommunalwahlkampf zu führen. „Für die Kommunalwahl ist es für uns vielleicht von Vorteil, dass wir nicht an der Regierung beteiligt sind. Der Wahlkampf wird für uns eine gute Gelegenheit sein, mit den Leuten zu reden und ihnen klar zu machen, dass wir auf vielen Gebieten große Kompetenz und gute Lösungsvorschläge haben, etwa mit der Aktienrente“, sagt Bode.
Überhaupt sieht er in der Kommunikation einen der großen Fehler der vergangenen Jahre. „Wir sind vor allem in den letzten zwei Jahren zu sehr als Meckerpartei wahrgenommen worden und nicht mehr als Partei, die für etwas ist.“ Auch Gregor fordert, nun im Wahlkampf wieder stärker auf die Bürger zuzugehen und die Kommunikation zu verbessern. „Wir haben viele Fachpolitiker, die gute inhaltliche Arbeit machen. Aber wir müssen unsere Ideen viel besser an die Bürger kommunizieren und vielleicht auch emotionaler werden.“