Süddeutsche Zeitung

Faschingszug in Gerlinden:Wagenbauer mit Tradition

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Mitglieder des Burschenvereins arbeiten an ihrem Beitrag für den Umzug am Sonntag

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Noch ist es einfach nur ein großer, weißer schmuckloser Kasten auf vier Rädern. Das Ungetüm passt gerade noch in das eigentlich als Lager und Werkstatt gedachte Holzgebäude auf einem Bauernhof in Gernlinden-Ost. Doch für die TÜV-Abnahme am Samstag sind die jungen Männer vom Burschenverein Gernlinden bereits bestens gerüstet. Was ihnen jetzt noch fehle, sei die ganze Farbe, die Deko und lustige Sprüche, welche die Karnevalisten am Straßenrand zum Lachen bringen, erläutert Patrick Eisenack. Bis Sonntagmittag zwölf Uhr haben die Burschen Zeit, wenn sie wie jedes Jahr mit ihrem Wagen am Faschingszug teilnehmen möchten.

Eisenack ist Vorsitzender der Gernlindner Burschen. Der Faschingszug ist für die Burschen ein Pflichttermin, seit der Gründung 1947 seien sie dabei, erläutert er. "Der Fasching ist eine unserer wichtigsten Veranstaltungen, weil man sich da gut präsentieren kann". Außerdem mache es eine Mordsgaudi, bei dem Spektakel in dem kleinen Gernlinden mit von der Partie zu sein, wenn am Faschingssonntag beim traditionellen Umzug gefühlt das halbe Dorf gemeinsam Fasching feiert.

Im vorigen Jahr zum Beispiel feierten etwa 4500 Zuschauer mit den 16 Faschingswagen und sechs Fußgruppen. Zweiter Pflichttermin für die Burschen ist freilich der deutlich größere Umzug am Faschingsdienstag in Olching. Und selbstverständlich ist das alljährliche Maibaumaufstellen traditionell Sache der Burschen, wie die an diesem Dienstag fünf Anwesenden betonen. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Jedenfalls macht es mindestens genauso viel Spaß, den Wagen für den Umzug herzurichten wie danach beim Umzug auf ihm mitzufahren. Seit fünf Wochen arbeiten die jungen Männer nun schon an ihrem Vehikel, jedes Wochenende an mindestens einem, eher zwei Tagen. Es ist der harte Kern der Burschen, denn aktive Mitglieder gibt es Eisenack zufolge etwa 30. Die vornehme Zurückhaltung beim Anpacken kennen die Wagenbauer schon. "Fünf bis zehn Leute bauen normalerweise den Wagen, und mitfahren tun dann 50", berichtet André Kiefer lachend. An diesem Dienstag sind extra und außerplanmäßig auch noch Korbinian Stenzel, Stefan Fleischmann und Markus Wagner auf den Hof gekommen. Sie helfen alle mit, damit noch ein aussagekräftiges Foto entstehen kann.

Aus ihrem Thema machen die Burschen übrigens - anders als manch andere Karnevalisten - kein Geheimnis. "Es ist einfach die Impfpflicht", erklärt Kiefer lapidar. "Mit einem kleinen Verweis auf die Rettungsgasse", ergänzt Eisenack. "Das Lustige ist, dass jeder eine Meinung dazu hat und keiner eine Ahnung." Und mehr Kommentar wollen die Gernlindner Burschen dazu auch nicht abgeben. Am Samstag um zehn Uhr treffen sie sich wieder auf dem Hof. Dann kommt der TÜV, um den Hänger samt Zugfahrzeug, einem Unimog, auf seine technische Anforderungen hin zu überprüfen. Und die Burschen verleihen dem Wagen den letzten Schliff. Bis Sonntagmittag um zwölf Uhr, wenn die Aufstellung im Gernlindner Zentrum beginnt, muss der weiße Kasten wie ein echter, vielleicht etwas überdimensionierter Rettungswagen aussehen.

Faschingszug Gernlinden; Sonntag, 23. Februar; Aufstellung von 12 Uhr an in der Anzengruber - Heinzingerstraße; Start um 14 Uhr, vorbei am Bürgerzentrum, Graf-Toerring-Straße, Maisacher Straße, Frühlingstraße, Berlepschstraße, Brucker Straße; Ende gegen 16 Uhr vor dem Bürgerzentrum

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SZ vom 21.02.2020
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