Fasching:Wenn Frauen feiern

Lesezeit: 2 min

Dann gehen wir halt als Quallen in die Marthabräu-Halle: Teilnehmerinnen des Weiberfaschings der Fürstenfeldbrucker Heimatgilde. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Beim Weiberfasching in Mammendorf und Fürstenfeldbruck ist die Stimmung prächtig und die Kostümierung fantasievoll. Und um Mitternacht dürfen dann auch die Männer mitmachen

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Wenn verkleidete Frauen ohne Männer losziehen, dann ist der Unsinnige Donnerstag und der Tag der langen Scheren mit "Krawattenalarm" in Rathäusern und Amtsstuben. Und am Abend treffen sich die "Losgelassenen" zum Weiberfasching, um sich mal richtig auszutoben. Auf den Tanzveranstaltungen der beiden Faschingsvereine der Kreisstadt, der Heimatgilde und der Faschingsfreunde Fürstenfeldbruck, war am Donnerstag sprichwörtlich die Hölle los, auch wenn nicht nur Teufelchen, sondern neben Bienen, Leoparden, Zebras, Cowboys oder Schmusekätzchen auch Engelchen tanzten und in einer Polonaise schunkelnd die Säle durchpflügten. "Ich bin erschöpft und gönne mir erst Mal einen der Super-Cocktails", seufzte Daniela, eine von drei jungen Frauen, die mit ihren Mamas aus Egenhofen in die Marthabräuhalle gekommen war, "um mal richtig abzutanzen und uns einen männerfreien Abend ohne Aufsicht zu gönnen". Etwa 250 Frauen wurden beim Weiberfasching der Heimatgilde "Die Brucker" gezählt.

Die meisten kommen aus Bruck, wusste Susanne Droth, die mit einer Kuhherde samt Bäuerin und lebender Wiese unterwegs war. "Männer dürfen erst um Mitternacht rein", verriet die Vize-Chefin der Gilde. Sollte es ein männliches Wesen dennoch versuchen "was heute auch schon passiert ist", dann werde ihm unmissverständlich bedeutet, dass er hier nichts zu suchen habe. Männer in Frauenkleidern hätten es auch schon versucht, "das merken wir aber sofort".

Ganz ohne das andere Geschlecht geht es aber dann doch nicht. "Nur solche, die für einen geordneten Ablauf sorgen, dürfen rein", versicherte Susanne Droth. Zum Beispiel die Eingangskontrolleure und Gildemeister Daniel Brando mit der Vorstandsmannschaft, die Cocktails mixen und den Frauen so jeden Wunsch von Lippen ablesen sollten. Auffällig viele tolle Gruppen waren heuer in die Marthabräuhalle gekommen, zum Beispiel Lehrerinnen der Pestalozzischule als Quallenschwarm. Für eine Superstimmung sorgte erstmals die Brucker Band "Saustoi". Als die Showtanzgruppe "No Limits" tanzte, tobte der Applaus und als quasi als Highlight die "Gaudibuam" der Heimatgilde ihre Hüften schwangen, kreischten viele Frauen, es wurde gepfiffen und geklatscht.

Auch beim Weiberfasching der Faschingsfreunde mit rund 350 maskierten Frauen im Bürgerhaus in Mammendorf herrschte so etwas wie Ausnahmezustand, als das Männerballett "Feringa" aus München-Oberföhring das ausgelassene Treiben zum Höhepunkt brachte. "Endlich Männer" freute sich Nici aus Fürstenfeldbruck. Nach fünf Stunden nur unter Frauen, da fehlt einem halt was", meinte die junge Frau scherzhaft, die mit fünf Freundinnen als Smiley-Gruppe auffiel. Seit 2011 laden die Faschingsfreunde laut ihrem Präsidenten Jürgen Völkl nach Mammendorf ein, "weil die Räumlichkeiten passen und die Zusammenarbeit mit der Wirtsfamilie Lucic so gut klappt". Den Weiberfasching gibt es aber schon seit 2003, wie sich Kassier Peter Glockzin erinnerte. Die beiden sind einige der wenigen Männer, die lediglich als Organisatoren und als Barkeeper im König-Ludwig-Zimmer geduldet sind. Und Klaus Becker von der Mammendorfer Fotogruppe hat "nur eine Fotoerlaubnis". Den Frauen gehört der ganze Saal samt Nebenräumen", erzählte der Präsident.

© SZ vom 10.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: