Fasching in Schöngeising:In Fantasie-Tracht

Fasching in Schöngeising: In bayerischem Gewand, nach bayerischer Musik: Gut 20 Paare folgten der Einladung zur "Schwabinger Bauernkirta" auf dem Jexhof.

In bayerischem Gewand, nach bayerischer Musik: Gut 20 Paare folgten der Einladung zur "Schwabinger Bauernkirta" auf dem Jexhof.

(Foto: Günther Reger)

Auf dem Jexhof lebt die "Schwabinger Bauernkirta" wieder auf

Von Manfred Amann, Schöngeising

Möglichst in Fantasie-Tracht, aber vor allem mit schrägem Outfit wurde von der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert an bis zum Ersten Weltkrieg in München die "Schwabinger Bauernkirta" gefeiert. Ins Leben gerufen hatten das Kostümfest der Heimatschriftsteller Ludwig Thoma und sein Freund Ignaz Taschner, dessen vielseitiges künstlerisches Schaffen als Bildhauer, Zeichner und Kunsthandwerker in der Ausstellung "Der rastlose Alleskönner" im Bauernhofmuseum Jexhof zu bewundern war. Zum Abschluss der Ausstellung hatte der Förderverein das legendäre Kostümfest mit Tanz und Einlagen wieder aufleben lassen, um Fasching so zu feiern, wie es vor rund 130 Jahren Taschner und Thoma initiiert hatten.

"Man müsste die Bauernkirta wieder wiederbeleben", hatte sich der Vorsitzende des Fördervereins Jexhof, Günter Mayer, gedacht und der Erfolg gab ihm Recht. Etwa 20 Paare waren der Einladung gefolgt, um im Jexhofstüberl zu tanzen und zu feiern. Vereinsfrauen hatten dazu eine üppiges "Bauernbüfett" zusammengestellt und auch die Wirtsfamilie Sirtl bot Leckereien an. "Bei noch mehr Besuchern hätten wir Platzprobleme bekommen", befand Museumsleiter Reinhard Jakob, der in einer Polizeiuniform mit Pickelhaube beim Ausschenken half. Viele Gäste trugen Tracht, zum Beispiel die Dachauer, manche Männer hatten zur kurzen oder Kniebund-Lederhose auffällige Gilets mit glänzenden Talerknöpfen angezogen, andere schmückten sich mit auffälligen Charivaris und einer kam als ehemaliger königlich-bayerischer Frontsoldat. Die Frauen hatten edle Dirndl an oder in Uromas Klamottenkisten gewühlt, um eine alten auffälligen Rock zu finden. Es gab ausgefallene Frisuren und sonderbare Hüte. Für Tanzmusik mit "echter Volksmusik" und mit alten Couplets mit neuen Texten sowie mit lustigen Gstanzln sorgte die "Altbayerische Wirtshausmusi" mit Hans Gschrey, Dieter Kuttenberger und Franz Klampfl.

Wie der Ausstellung zu entnehmen war, war Taschner Zeit seines Lebens ein überaus geselliger Mensch. Schon während seiner Studienjahre hatte er Statistenrollen beim Theaterverein Freya. Hier lernte er seine spätere Frau Helene Felber kennen und 1903 Ludwig Thoma. "Seine Verkleidungen waren authentisch und er war, so ist es überliefert, auch als Festgast der lustigste und echteste", verrät Ausstellungskuratorin Elisabeth Lang. In Taschners Rolle schlüpfte auf der Bauernkirta Günter Mayer selbst. Als Trambahnschaffner glänzte er mit dem Lied "Der Wagen von der Linie acht" vom Weiß Ferdl, und als Bally Prell-Imitator mit der "Schönheitskönigin von Schneizlreuth". Lang erinnerte in der Ausstellung auch daran, dass die "Schwabinger Kirchweih" als eine Art Gegenbewegung zu den großen Künstlerfesten in München zu verstehen ist. König Ludwig I. hatte die Tradition der Künstlerfeste begründet, die sich nach und nach jedoch zu ausgelassenen Themenfesten mit aufwendigen Kostümen, Dekorationen und Einlagen entwickelt hatten. Bis zum Ersten Weltkrieg bildeten sie fortan das Zentrum des Münchner Faschingsgeschehens, welche die Kunststudenten vorbereiteten. Als Taschner nach München gekommen sei, seien daraus jedoch "steife Feste längst etablierter Künstler" wie Wilhelm von Kaulbach, Franz von Stuck oder Franz von Lenbach geworden, so Lang. Thoma und Taschner hätten andere Vorstellungen von einem Faschingsfest gehabt und dies mit der immer beliebter werdenden "Schwabinger Bauernkirchweih" deutlich zum Ausdruck gebracht. Wie bei den Künstlerfesten seien es Kostümfeste mit Tanz und Einlagen gewesen, teils seien auch historisierende Bilder nachgestellt worden.

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