Fasching in Fürstenfeldbruck:Fliegende Körper und Menschenpyramiden

Fasching in Fürstenfeldbruck: Die Tänzer der Faschingsgilde Olching bei ihrem Auftritt im Fürstenfeldbrucker Stadtsaal.

Die Tänzer der Faschingsgilde Olching bei ihrem Auftritt im Fürstenfeldbrucker Stadtsaal.

(Foto: Günther Reger)

Beim "Supergardetreffen" der Brucker Heimatgilde verblüffen wieder viele Formationen mit akrobatischen Leistungen. Die rund 500 Zuschauer fühlen sich von der traditionellen mehrstündigen Faschingsveranstaltung bestens unterhalten

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Die Whitney-Houston-Filmmusik zu "Bodyguard" geht berührend ins Ohr. Doch die acht Tänzerinnen und drei Tänzer der Olchinger Faschingsshowgruppe "Spirit of Motion" verlieren sich auf der großen Bühne des Fürstenfelder Stadtsaales. Das "Supergardetreffen", das die Brucker Heimatgilde alljährlich veranstaltet, zeigt die unterschiedlichsten Stile von Musik und Tanz in Kombination mit Akrobatik und der Art der Präsentation. Die große Bühne im Stadtsaal bietet viel Platz und lässt größere Formationen eindrucksvoller erscheinen als kleine Gruppen, die sich ebenso mühen. Die Prinzengarde Dingolfing, mit 30 Tänzerinnen und Tänzern auf der Bühne, erntet begeisterten Applaus der Zuschauer.

Die etwa 500 Zuschauer im Stadtsaal sind in der Mehrzahl Fachpublikum, weil es aus den Mitgliedern, Machern und Angehörigen der Garden besteht. "Die wissen, wie viel Arbeit in so einem Auftritt steckt", sagt Dingolfings Tänzer und Sprecher der Formation, Amir Gabacz. Die klassische Geschichte ist, dass die Menschen, also die Tänzer, vom Teufel, den Gabacz auf der Bühne darstellt, mehr Lebensfreude gegen den Verkauf ihrer Seele eingetauscht haben. Nach zehn Jahren kommt der Teufel und will die versprochenen Seelen der Menschen holen. Die wehren sich kollektiv dagegen und triumphieren schließlich.

Es ist nicht nur die Wirkung der großen Formation, die die Zuschauer begeistert, es ist auch das tänzerische und akrobatische Können der Niederbayern, das das Publikum immer wieder zu lautstarken Zwischenapplaus animiert. "Wir haben acht Choreografen, die sich um unser Programm kümmern", erzählt Gabacz. Bereits Ende April geht es jedes Jahr mit dem Training los, damit zur Faschingssaison alles perfekt ist. Viele Elemente des Ausdruckstanzes in der Gruppe machen den Unterschied zu vielen anderen Formationen aus, die eher das Bewegen zu Disco-Musik bevorzugen. Doch das ist nicht alles. Immer wieder fliegen Tänzerinnen aus heiterem Himmel durch die Luft oder es werden viele dreistöckige Menschentürme gebaut und oben noch ein Handstand gezeigt. Auch Frauen - das ist ungewöhnlich - halten Männer hoch. Die turnerische Ausbildung vieler Beteiligter ist unverkennbar.

Auch die Formation "TanzGlanz" aus Buxheim bei Ingolstadt verursacht mit ihrem Programm "Im ewigen Eis" ähnliche Begeisterung. Die Europameister im Schautanz - auch eine große 30er-Gruppe - setzen einen noch deutlicheren akrobatischen Akzent als die Dingolfinger. Trainerin Michaela Högerle lässt sogar vierstöckige Menschenpyramiden bauen. Zwölf Schaugruppen, moderiert von Susanne Droth und Stefan Dietrich, treten beim 47. Supergardetreffen der Heimatgilde auf. Der Brucker Faschingsverein lässt alle seine vier Garden von den Minis bis zu den "Gaudibuam" auftreten. Sie sind nach dem Faschingsklub Laim das zweite "Männerballett" an diesem Abend. "Cirque de Gaudibuam" nennen die neun Akteure ihr Programm. Sie jonglieren, springen eigenartig durch Hula-Hoop-Reifen oder werfen Diabolos durch die Luft. "Wir sind eine Spaßgruppe, Synchronität ist nicht unser Anspruch", stellt Sprecher Christian Lerf für seine vielen Ü50-Kollegen klar. Vor allem den Zuschauerinnen gefällt es. "So eine Stimmung im Saal ist selten", kommentiert Gildemeister Daniel Brando die gesamte Veranstaltung spürbar zufrieden.

Im Foyer hat die Heimatgilde Fotos und eine brennende Kerze im Gedenken an Julika (Julia) Reitbauer aufgebaut. Die 25-jährige Tänzerin der Heimatgilde ist Anfang Februar bei einer Reise durch Südamerika in Bolivien an einer Lungenembolie gestorben. Zusammen mit den Footballern der Fursty Razorbacks und den Eissportlern des EV Fürstenfeldbruck hat der Verein ein Spendenkonto eingerichtet, damit die Angehörigen die hohen Überführungs- und Beerdigungskosten bezahlen können. Spenden an "Die Heimatgilde" mit "Verwendungszweck Julia Reitbauer" auf das Konto bei der Kreissparkasse FFB: DE80 7005 3070 0032 2674 84.

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