Süddeutsche Zeitung

Fasching:Circensischer Frohsinn

Beim Motto nehmen es die Teilnehmerinnen des Allinger Weiberfaschings nicht so ernst. Bei einem anderen Thema hingegen schon mehr: Männer haben keinen Zuritt. Und wenn doch, werden sie nur in dienenden Rollen geduldet

Von Manfred Amann, Alling

Kaum zu glauben, dass in einem Zirkus auch der Engel Aloisius, der "Münchner im Himmel", mit einem "boanigen" Begleiter oder märchenhafte Einhörner auftauchen: Beim Allinger Weiberfasching, zu dem die Parsberger Schützen am Freitag unter dem Motto "Stars in der Manege" eingeladen hatten, waren auch weniger zirkustaugliche Verkleidungen, zum Beispiel Fantasy-Figuren, Teufelchen, Wahrsagerinnen und Außerirdische anzutreffen.

"Wir nehmen das mit dem Motto nicht so ernst", schmunzelte Schützenmeister Peter Büttner, der zum Clown-Team des Vereins gehörte, das an der Kasse den "Weiberansturm" bewältigen musste. Die Mehrzahl der etwa 600 Frauen hatte sich jedoch mit viel Glitzer zirkusmäßig zurechtgemacht: Giraffen, Tiger, Löwen, Zebras und viele Raubtier-Dompteusen sowie Clowns, Kabarettdamen und Kunstreiterinnen, manche sogar mit "Luftballon-Pferden". Eine Gruppe aus dem Nachbarlandkreis Starnberg stach mit ihren glänzenden Kostümen und roten Glitzerhüten als "Bauchladen-Popcorn-Verkäuferinnen" heraus. Gabi Schröder aus Alling kam mit Freundinnen als Pantomime, und Sonja Scheid zeigte als Zirkusdirektorin ihren Begleiterinnen, wer in der Manege das Sagen hat. "Ich komme jedes Jahr, seit ich denken kann, denn hier ist immer was geboten", verriet eine Prinzessin aus Germering, ein Sektglas schwenkend. Das muss laut Büttner dann seit Anfang der Achtzigerjahre sein, denn damals sei der erste Weiberfasching - noch in der Kegelbahn - organisiert worden. "Der Erfolg und die Mundpropaganda verpflichteten zu Wiederholungen, und so wurde daraus eine der beliebtesten Faschingsfeiern in der Region, zu dem bis 21.30 Uhr nur Frauen Zutritt haben".

Ohne Männer geh es aber dennoch nicht. Für das Ausschmücken der Halle zu einer Zirkus-Manege, für die Bestuhlung und für den Aufbau der Bühne samt Beschallung seien auch Männer zum Einsatz gekommen. Außerdem hätten Männer den Ausschank und die Bar übernommen. "Der Aufwand ist zwar groß, etwa 30 Mitglieder sind im Einsatz, aber es macht eben immer wieder Spaß und spült auch Geld in die Vereinskasse", sagte Büttner. Begonnen hatte der Weiberfasching um 16 Uhr und von Anfang an wurde zu Liedern der Partyband Chikeria ausgelassen getanzt gesungen und angestoßen. In langen Polonaisen wurde durch die Sporthalle geschunkelt und je später der Abend, desto beliebter wurde die Bar. Kreischen, Johlen und Begeisterungsrufe erfüllte die Sporthalle, als das Allinger Männerballett als Putzkolonne zum Takt des Liedes "Das bisschen Haushalt ...", die Tanzfläche eroberte. Insgesamt 17 drahtige, kräftige bis gewichtige Männer im Alter von 18 bis 35 Jahre wischten mit ihren Besen und Feudeln als Putzmänner- und -frauen erst die Fläche frei, um dann bei "Aerobic" zu Melodien von Elvis und bei Macarena in teils akrobatischen Fitnesstänzen zu explodieren. Dicht umringt von applaudierenden und anfeuernden Frauen steigerten sie sich zu Höchstleistungen.

Die Trainerinnen von der Landjugend Alling, Franziska Karl, Maria Bauernfeind und Jule Schwesinger hatten die Idee zu der anspruchsvollen Choreografie, die den Männern einiges abverlangte und bei einigen die von Franziska Vielmeier und Nicole Rauch aufgebrachte Schminke rinnen ließ. "Seit Juni haben wir erst selber die Figuren und Tänze zusammengestellt und ausprobiert und dann die Männer dazu geholt", erzählte Franziska Karl. Bedauerlicherweise habe es auch einige Ausfälle wegen Zerrungen oder Überdehnungen gegeben. Nach dem Auftritt des Männerballetts durfte erstmals das starke Geschlecht in die Sporthalle, um gemeinsam mit den bereits in Hochstimmung befindlichen Weibern bis in die späte Nacht hinein Fasching zu feiern.

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SZ vom 18.02.2020
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