ADFC-Kreisverband FürstenfeldbruckVom Übungsplatz sicher auf die Straße

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Franz Fasching (Zweiter von links) erklärt den Teilnehmern auch, wie man richtig auf sein Rad aufsteigt.
Franz Fasching (Zweiter von links) erklärt den Teilnehmern auch, wie man richtig auf sein Rad aufsteigt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bei einem Fahrsicherheitstraining des ADFC lernen die Teilnehmer den richtigen Umgang mit ihrem E-Bike. Die neu gewonnen Fähigkeiten dürfen dann auch direkt getestet werden.

Von Paul Fideler, Fürstenfeldbruck

„Nicht auf den Boden schauen, gerade nach vorn schauen!“ Immer wieder schallt dieser Ausruf über den Übungsplatz des ADFC-Kreisverbandes in Fürstenfeldbruck. Zu hören ist die Stimme von Fahrrad-Fahrlehrer Franz Fasching, der gerade vier Radler dabei unterstützt, zwischen zwei etwa zehn Meter langen Seilen hindurchzufahren, die knapp 80 Zentimeter entfernt voneinander parallel auf den Boden gelegt worden sind. Das klappt anfangs nicht so wirklich, enden doch die meisten Versuche mit einem Überfahren eines der beiden Seile, doch durch Faschings Tipps und etwas Beharrlichkeit will es nach vier bis fünf Versuchen dann doch gelingen.

Die Übung ist Teil des Fahrsicherheitstrainings, das der Fürstenfeldbrucker Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs auf dem ehemaligen Gelände der Stockschützen direkt an der Amper anbietet. Neben einem Fahrsicherheitsgrundkurs gibt es auch spezialisierte Kurse, wie ein Training auf Schotter oder eine Einführung in die Funktionsweise und das Fahrverhalten von E-Bikes, an dem die vier oben genannten Fahrerinnen und Fahrer auf ihren mitgebrachten Rädern teilnehmen.

Bevor es aufs Rad geht, gibt es erstmal Theorie

Bei 20 Grad und Sonnenschein beginnt das Fahrsicherheitstraining für E-Bikes jedoch nicht direkt auf dem Rad, sondern mit Theorie. Der 69-jährige Fasching, der für den ADFC-Kreisverband auch Radtouren anbietet, erklärt zunächst die Funktionsweise und die Besonderheiten des Motors. Er betont, dass ein Motor das E-Bike, auch Pedelec genannt, nur bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde unterstützen darf. Mit zunehmender Geschwindigkeit verringert sich seine Kraft, wenn die Fahrerin oder der Fahrer mit dem Treten aufhört, wird die Unterstützung sogar komplett unterbrochen.

Das bedeutet, dass ein E-Bike, wie Fasching mehrmals unterstreicht, „benutzt werden soll wie ein normales Fahrrad“ und man sich als Fahrerin oder Fahrer nicht ausschließlich auf die Unterstützung des Motors verlassen, sondern selber kräftig in die Pedale treten solle. Hier liefert der Rentner aus Emmering auch sofort eine Zahl: 75 Pedal-Umdrehungen pro Minute seien für Gelenke und Muskulatur optimal. Außerdem bleibe man bei dieser Trittfrequenz im Gleichgewicht, da die Stabilität durch die gleichmäßige Gewichtsverlagerung beim Treten gewährleistet sei.

Auch die Grundlagen der Gangschaltung zeigt Fasching auf. Während bei einer Kettenschaltung, zu sehen am Beispiel seines eigenen Rads, die Kette beim Gangwechsel zwischen den unterschiedlich großen Zahnrädern, die am Hinterrad angebracht sind, wechselt, funktioniert dieser Vorgang bei einer Nabenschaltung, wie am Fahrrad einer Teilnehmerin, über die Hinterradnabe geschützt vor Verschmutzung und mit weniger Verschleiß der Kette.

Fahrlehrer Franz Fasching (rechts) beobachtet, ob die Teilnehmerin seine Tipps in die Praxis umsetzen kann.
Fahrlehrer Franz Fasching (rechts) beobachtet, ob die Teilnehmerin seine Tipps in die Praxis umsetzen kann. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Motor, genannt „Mittel-Motor“, ist ebenfalls Teil von Faschings Theoriestunde. Der 69-Jährige rät davon ab, zu oft die höheren Sport- oder Turbo-Stufen zu benutzen und legt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nahe, lieber die niedrigere Tour- oder Eco-Stufe zu wählen, da diese für den täglichen Gebrauch vollkommen ausreichen. Außerdem verbraucht der Motor auf einer niedrigen Stufe weniger Strom, was den Akku schont. Zudem empfiehlt Fasching, den Akku, sofern möglich, nur auf 80 Prozent zu laden und nicht so lange zu fahren, bis die Batterie komplett verbraucht ist, um die Lebensdauer des Akkus bestmöglich zu verlängern.

Vom Übungsplatz ins Gelände

Nach einer guten Stunde Theorie und kurzen Tipps zum richtigen Aufsteigen dürfen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann aufs Rad. Dabei zeigt sich schnell eine gewisse Unsicherheit, zwei Teilnehmerinnen hatten vor dem Training bereits Stürze mit dem E-Bike hinter sich, eine andere Teilnehmerin hat auf dem Fahrrad öfter mit Gleichgewichtsproblemen zu kämpfen.

Hier liefert Fasching individuelle Tipps: Der Fahrlehrer hilft beim Einstellen der richtigen Sattelhöhe und assistiert beim Wählen des richtigen Gangs. Das zeigt Wirkung, denn allen Fahrerinnen und Fahrern ist anzumerken, wie sie nach und nach Sicherheit auf dem E-Bike gewinnen. Oftmals, merkt der Emmeringer an, liege es an „Kleinigkeiten“, mit denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu kämpfen haben, etwa einer zu starken Lenkbewegung oder einer zu früh eingeleiteten Bremsung. Doch sobald die richtigen Abläufe einmal säßen, so Fasching weiter, funktioniere das Fahren mit dem E-Bike auch.

Zum Abschluss wird es dann ernst: Die Gruppe verlässt den Übungsplatz und begibt sich in den Straßenverkehr, um die richtige Abstimmung zwischen Hinterrad- und Vorderradbremse zu üben. Unter Faschings wachsamen Auge radelt die Gruppe zum Engelsberg, wo erst das Stoppen mit der Hinterrad-Bremse, die etwa 70 Prozent der Bremswirkung schultert, und dann mit der Vorderrad-Bremse gelernt wird. Wichtig ist dabei, nicht zu viel Kraft zu verwenden, sondern das Rad gefühlvoll mit einem oder zwei Fingern zu stoppen. Anschließend dürfen dann beide Bremsen mit dem Ziel, die Räder nicht zu blockieren, verwendet werden. Auch das klappt, nach kurzer Anlaufphase, ohne Probleme. Und so verlassen vier selbstbewusste Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer nach der Rückkehr vom Engelsberg den Übungsplatz neben der Amper, denen im Thema E-Bike keiner mehr was vormacht.

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