Fachkräfte gesucht:Anwerbetour in Spanien

Der Besuch einer Wirtschaftsdelegation aus Fürstenfeldbruck stößt auf große Resonanz: 800 Personen sprechen auf einer Messe in Almuñécar vor, weil sie in Deutschland arbeiten möchten

Von Stefan Salger

Fachkräfte gesucht: Viele Bewerbungsgespräche wurden am Wochenende in Almunecar geführt.

Viele Bewerbungsgespräche wurden am Wochenende in Almunecar geführt.

Nach vier Tagen in der Fürstenfeldbrucker Partnerstadt Almuñécar ist am Montagabend eine Wirtschaftsdelegation in den Landkreis zurückgekehrt. Ihr gehörten neben Vertretern von Stadt und Landkreis Fürstenfeldbruck auch Wirtschaftsförderer aus Miesbach und Landshut sowie zahlreiche Vertreter von Unternehmen und Verbänden an. In einem bislang einzigartigen Projekt soll versucht werden, Auszubildende und Fachkräfte in sogenannten Mangelberufen zu finden. Sollte es zu konkreten Vermittlungen kommen, dann soll das Projekt fortgeführt werden. Denn vor allem in der Gesundheitsbranche, aber auch im Handwerks- und Facharbeiterbereich herrscht großer Mangel in der Münchner Region.

An zwei Tagen wurden Gespräche mit etwa 800 spanischen Bewerbern geführt. Noch in diesem Jahr sollen Lebensläufe und Zeugnisse geprüft und geeignete Bewerber zu einem mehrtägigen Probearbeiten in Deutschland eingeladen werden. Nur ein geringer Teil der Bewerber dürfte freilich Arbeitsverträge erhalten. Denn vielen fehlt es an den erforderlichen Schul- oder Studienabschlüssen. Die mitgereisten Gärtner berichteten freilich auch von gegenläufigen Problemen - für handwerklich geprägte Stellen bewarben sich auch Architekten oder Bauingenieure, die eher als überqualifiziert gelten.

Gleichwohl waren die Mitglieder der Delegation sehr angetan von dem unbedingten Willen der Bewerber. "Die wollen wirklich arbeiten", sagte Engelbert Jais. Der Obermeister der Metzgerinnung, der im Landkreis drei Betriebe führt, sucht seit Jahren vergeblich Lehrlinge. Im zurückliegenden Jahr sei im gesamten Landkreis lediglich ein Metzger und eine Metzgereifachverkäuferin freigesprochen worden, berichtete er. Und auch Informationsveranstaltungen in Schulen seien ohne jegliche Resonanz geblieben. Nun aber habe er 39 konkrete Bewerber getroffen, die nach jahrelanger Arbeitslosigkeit unbedingt arbeiten oder sich ausbilden lassen wollten. Rainer Bertram, Geschäftsführer des BRK-Kreisverbands, sucht vor allem Altenpfleger für das neue Seniorenhaus in Fürstenfeldbruck. Stephan Reinhold, Chef der Germeringer Niederlassung des Fotodienstleisters Cewe-Color, sucht neben Fachkräften auch einen Auszubildenden zum Mediengestalter. Auch in solchen Bereichen finden Unternehmer hier nicht genügend Bewerber. Gleiches gilt fürs Gastgewerbe - Gerhard Kohlfürst sucht Mitarbeiter für Fürstenfelder Restaurant und Hotel.

Größte Barriere bei der Vermittlung von Fachkräften, die von der Arbeitsagentur gefördert wird, dürfte die Sprache sein. Denn ohne Deutsch, das machten die Unternehmer unmissverständlich klar, wird es nicht gehen. Als eher lösbar gilt das Problem der Anerkennung von Zeugnissen. Während für Unternehmer eher die konkreten Fähigkeiten zählen, sind aber im Pflege- und Krankenhausbereich Zertifikate unabdingbar. Deshalb muss in jedem Einzelfall geprüft werden, welche spanischen Dokumente in Deutschland anerkannt werden.

Trotz aller Schwierigkeiten ist die Wirtschaftsdelegation von ihrer ersten Reise optimistisch gestimmt heimgekehrt. "Es kann durchaus gelingen, unseren spanischen Freunden in dieser schwierigen Situation zu helfen und gleichzeitig auch unseren heimischen Betrieben", sagt OB Sepp Kellerer. Wichtig sei es, das Projekt konsequent fortzuführen: "Wir müssen in Deutschland dann auch eine Wohlfühlatmosphäre für die Spanier schaffen." Die Bürgermeisterin von Almuñécar begründet ihr Engagement damit, sie hoffe, ein Teil der spanischen Arbeitskräfte kehre nach der Krise gut ausgebildet wieder heim.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: