Expresszüge:Kreistag stellt Weichen für neue S-Bahnlinie

Laut einem Gutachter könnte ein Expresszug von Sommer an als S 9 im Stundentakt zwischen Fürstenfeldbruck und München pendeln. Die Kreis-CSU will Ministerpräsident Seehofer für das Projekt gewinnen.

Von Gerhard Eisenkolb

Eine Blaupause zur Lösung der Probleme auf der Linie der S 4 bis zum Bau der zweiten Stammstrecke hat am Donnerstagnachmittag der Gröbenzeller Gutachter Karl-Dieter Bodack dem Umwelt- und Planungsausschuss des Kreistages vorgestellt. Der Experte präsentierte dem Gremium einen Vorschlag für eine neue S-Bahn-Linie, die S 9, von Fürstenfeldbruck zum Hauptbahnhof in München und nach Höllriegelskreuth mit einer neuen Umsteigemöglichkeit am Harras zur U-Bahnlinie und U 6.

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MIt der Express-S-Bahn soll es bald schneller zum Hauptbahnhof gehen.

(Foto: Johannes Simon)

Fast euphorisch beschlossen die Kreisräte einstimmig, Bodacks Gutachten umgehend dem Innenministerium zur Prüfung vorzulegen. Dies wurde mit der Aufforderung an die Staatsregierung verbunden, die machbaren Verbesserungen sofort umzusetzen.

Laut dem Bahnexperten könnten bereits im Sommer die ersten Expresszüge zwischen 8 und 19 Uhr im Stundentakt zwischen Fürstenfeldbruck und dem Münchner Hauptbahnhof mit nur drei Stopps in Eichenau, Puchheim und Pasing verkehren. Um am Bahnhof Fürstenfeldbruck das viel befahrene Gleis der Strecke Pasing-Buchloe nicht mit den wendenden Expresszügen zu blockieren, wird hier allerdings ein weiterer Bahnsteig benötigt. Dieser soll auf dem Gleis 1 unmittelbar neben dem Bahnhofsgebäude und Busbahnhof entstehen. Dieser Bahnsteig wäre direkt von den Bussen aus zu Fuß, ohne Umweg durch die Unterführung, zu erreichen. In der Anfangsphase soll ein temporäres Bahnsteigprovisorium eingesetzt werden, wie es die Bahn bei Bauarbeiten verwendet.

Zur Finanzierung eines bis zu 500.000 Euro teuren, dauerhaften Bahnsteigs, dessen Planung einen längeren Zeitraum beanspruchen würde, schlägt Bodack vor, dafür Rückzahlungen zu verwenden, die der Freistaat von der Bahn wegen Qualitätsmängeln erhält. Es würden also keine zusätzlichen Mittel benötigt. Auch die Beschaffung neuer Züge erübrigt sich laut Bodack, sollte das Konzept die Ministerialverwaltung überzeugen und tatsächlich beschlossen werden, dass vom Sommer oder Herbst an die S 9 mit jeweils Doppelgarnituren von 8.02 bis zum letzten Zug um 18.02 Fürstenfeldbruck verlassen und von 8.35 bis 19.35 Uhr zurückpendelt. Die zusätzlichen Kosten für die S 9, gefahren werden müssten in zwölf Monaten rund 110.000 Zugkilometer, gibt Bodack mit rund 550.000 bis 770.000 Euro an.

Auch einen Zehn-Minuten-Takt auf dem bestehenden Gleis der S 4 hält der Gutachter für möglich. Um dieses Ziel zu erreichen, seien in Fahrtrichtung Fürstenfeldbruck sechs bis acht zusätzliche Weichen zu bauen. Die Kosten hierfür sollen im niedrigen Millionenbereich liegen. Als langfristige Perspektive für den Ausbau der S 9 schlägt Bodack vor, in Pasing die Expresszüge in Richtung München zu teilen und eine Wagengarnitur über den Harras in Richtung Höllriegelskreuth (das wäre die alte S 20) und die andere weiter zum Hauptbahnhof fahren zu lassen. Damit wäre für Pendler aus dem Westen der Süden Münchens direkt zu erreichen.

Den vollen Nutzen für Münchner und Pendler kann der südliche Ast der S 9 allerdings erst dann entfalten, wenn die noch am U-Bahnhof Harras vorbeifahrende S-Bahn dort einen eigenen Bahnsteig mit Umsteigemöglichkeit zur U 6 bekommt. Die hierfür erforderlichen Ausbauten der bestehenden Gleise hält Bodack kurzfristig für realisierbar. Er spricht von einem Zeitraum von drei Jahren. Die Kosten beziffert er mit mehren Millionen Euro.

Dafür würden die Pendler eine neue, schnellere Verbindung in das Stadtzentrum erhalten, ohne die bereits überlastete Stammstrecke der S-Bahn zusätzlich zu belasten. Zudem erhielte der Landkreis eine neue S-Bahn-Linie mit kürzeren Fahrzeiten zum Hauptbahnhof und zu den wichtigen Innenstadt-U-Bahnen. Bodack hofft, dass die Vorteile für den gesamten MVV die Verantwortlichen von seinem Konzept überzeugen. Schließlich würde der MVV bei einer Sperrung der Stammstrecke zwischen dem Ostbahnhof und Pasing mit der S 9 eine Alternative bekommen, über die zumindest ein Notzugbetrieb in Richtung Westen aufrechterhalten werden kann.

Kreisrat Hubert Ficker, der dem Vorstand der Kreis-CSU angehört, bezeichnete den Wahlkampfauftritt des CSU-Vorsitzenden und Ministerpräsidenten Horst Seehofer am Samstag in Fürstenfeld als gute Gelegenheit, einen prominenten Mitstreiter zu gewinnen und so das wichtige Projekt voranzutreiben. Seehofer wird um 13.30 Uhr als Redner beim Neujahrsempfang der Brucker CSU im Kurfürstensaal erwartet. Eingelassen werden nur die angemeldeten 370 Gäste. Um eine lange Prüfung zu vermeiden, riet Landrat Thomas Karmasin (CSU), zuerst nur den Ast zum Hauptbahnhof anzugehen.

Anmerkung der Redaktion: In einer älteren Version war zu lesen, dass man am Harras zu den U-Bahnlinien U 4 und U 5 umsteigen kann. Dies ist falsch. Am Harras fährt die Linie U 6.

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