Evangelisch in Eichenau:Frischluft-Gottesdienste und andere neue Formate

Lesezeit: 3 Min.

Angekommen in Eichenau: Pfarrer Severin Brodersen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Severin Brodersen will als neuer Pfarrer von Eichenau und Alling Erfahrungen aus Memmingen einbringen. Zunächst aber hat er Fragen.

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Severin Brodersen will in den kommenden Wochen viele Fragen stellen. Seit Anfang dieser Woche ist der 35-Jährige der neue Pfarrer der evangelischen Kirche in Eichenau und Alling. Eine erste Gelegenheit, viele Antworten auf seine Fragen zu bekommen, wird er am Sonntag haben, wenn er bei einem feierlichen Gottesdienst in der Friedenskirche an der Eichenauer Hauptstraße offiziell in sein Amt eingeführt wird. Eine Frage, die den gebürtigen Münchner umtreibt und die ihm eigentlich jeder Eichenauer beantworten kann, ist: „Heißt es die Eichenau oder einfach nur Eichenau?“

Bis dahin bleibt Severin Brodersen dabei, dass er in der Eichenau Pfarrer ist, und so verkehrt ist das ja auch nicht. Er ist froh, wieder ein Stück näher an seiner Heimat zu sein – der Weg ins Würmtal ist jetzt nicht mehr so weit, wie von Memmingen aus. Dort war er einer der Pfarrer der Kirchengemeinde Sankt Martin, die insgesamt 3330 Mitglieder hat, und betreute schwerpunktmäßig das Gemeindehaus „Schlössle“ im Stadtteil Amendinge.

Dort hat er ausprobieren können, wie die Kirche wieder zu den Menschen kommen kann und wie er als Pfarrer die Menschen auch an sie binden kann. Brodersen erzählt von dem großen Garten des Gemeindehauses, der in der Zeit von Corona, in der man sich in Innenräumen nicht begegnen durfte, zu einem Platz für alle jene wurde, die einen Gottesdienst feiern wollten. In Eichenau hat der Pfarrer einen Innenhof zwischen Kirche, Kindergarten und Pfarramt vorgefunden, der sich ebenso für Feiern im Freien eignet.

Die Friedenskirche in Eichenau ist die neue Wirkungsstätte von Pfarrer Severin Brodersen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Zusammen mit seiner Frau Anna Brodersen und den beiden Kindern ist Severin Brodersen ins Pfarrhaus gezogen, aus dem sein Vorgänger Christoph Böhlau nach seinem Ausscheiden aus dem Amt im April dieses Jahres ausgezogen war. Böhlau wirkte 25 Jahre lang in Eichenau und hat in der evangelischen Gemeinde Spuren hinterlassen. Diesen nachzuspüren und neue Wege zu gehen, das sieht sein Nachfolger nun als seine Aufgabe an. Neu könnte etwa sein, dass Brodersen seine Draußen-Gottesdienste, mit denen er in Memmingen gute Erfahrungen gemacht hat, in Eichenau fortsetzt. Als eines der Highlights aus der Zeit in Bayerisch-Schwaben ist ihm ein Abendmahlsgottesdienst in einem Weinberg in Erinnerung geblieben: „Es ist das Prinzip Berggottesdienst, ideal für Familien mit Kindern.“ Eichenau, davon ist Brodersen überzeugt, sei eine „Gemeinde, die für andere Formate offen ist“.

Die Nähe zu Planegg war ein Motiv, sich zu verändern, ein anderes die offene Stelle: „Die Stelle klang interessant.“ In der Ausschreibung habe er von den Erwartungen an den Pfarrer gelesen, und die Beschreibung des Pfarrhauses habe ihm gefallen: „Hier kann ich andocken“, habe er sich gedacht. Die Landeskirche entschied sich für Brodersen, im Kirchenvorstand von Eichenau kam es zu einem Kennenlerngespräch.

Mit der Stelle verbunden ist auch eine Tätigkeit als Lehrer in Fürstenfeldbruck, der Stadt, die er von der Ausbildung zum Jugendleiter noch gut kennt. Das gut 20 Jahre alte T-Shirt, das er seinerzeit bekommen hat, besitzt er noch. Tragbar ist es vielleicht nicht mehr, aber der Erinnerungswert ist groß. In Planegg hat er evangelische Jugendarbeit gemacht, und es wurde sein Interesse geweckt, Pfarrer zu werden: „Ich fand das Berufsprofil cool.“

Im Februar dieses Jahres hat Dekan Markus Ambrosy (links) den Eichenauer Pfarrer Christoph Böhlau von seinem Amt als Gemeindepfarrer entpflichtet. (Foto: Friedenskirche Eichenau)

Wenn Brodersen nun ganz viele Fragen stellen will, dann werden sie sicher auch von jenen beantwortet, ohne die eine Kirche nicht auskommt: „Ohne die Ehrenamtlichen wären wir aufgeschmissen“, weiß der Pfarrer aus Erfahrung und hofft, dass alle, die sich bisher engagiert haben, auch weiterhin mitziehen. Er möchte „als Kirche präsent sein“, junge Menschen einbinden und, auch wenn er keinen Weinberg in der Nähe hat, immer wieder nach draußen gehen. Dabei sollen Angebote, wie sie sein Vorgänger Christoph Böhlau gemacht hat, unbedingt bleiben. Das Neugeborenen-Läuten etwa, bei der die Eltern eingeladen werden, nach der Geburt ihres Kindes die Glocke im Turm an der Friedenskirche zu läuten und eine „Mini-Andacht“ zu halten. Niedrigschwellig wie diese kleine Zeremonie sollten die Angebote sein, und so will Severin Brodersen auf der Suche nach alten Gewohnheiten und neuen Ansätzen in seiner neuen Gemeinde viele Fragen stellen, etwa „Was geht hier?“.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSZ-Interview
:„Die Arbeit wird weniger, da muss man sich nichts vormachen“

Johann Bader, der neue Vizepräsident des bayerischen Kraftfahrzeuggewerbes aus Mittelstetten, spricht über einen E-Kleinstwagen-Dauerläufer, eine „super, super geile“ High-End-E-Limousine – aber auch über die Schattenseiten der neuen Antriebskonzepte.

Interview von Stefan Salger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: