Überquellende Urnen, komplizierte Verfahren, Auszählungen bis tief in die Nacht: Für die Stadt wird es immer schwieriger, Wahlhelfer zu akquirieren. Zuletzt handelte es sich oft nur um eine ausreichende Zahl. "Häufig war es nur die Mindestbesatzung", erklärt Julia Henderichs, Pressesprecherin der Stadt Olching. "Bis jetzt ging es noch." Falle aber jemand aus, brauche man eine Reserve. Vor allem erfahrene Ehrenamtliche werden gesucht. Bereits bei den Landtagswahlen kam es teilweise zur Überforderung, da viele Helfer zum ersten Mal an der Auszählung beteiligt und sich beim Verfahren dementsprechend unsicher waren. Zwar gebe es vor der Wahl eine Einweisung, doch die sei überschaubar, sagt Henderichs. Nicht alle Eventualitäten könnten dabei angesprochen werden. "Mit einem ausreichenden Backup hätten wir eine größere Auswahl und könnten so für eine bessere Durchmischung von erfahrenen und neuen Helfern sorgen", sagt Henderichs. Ungewissheit und Fehlerquote würden auf diese Weise reduziert.
Vor allem die lang andauernden Auszählungsarbeiten, teilweise bis in die frühen Morgenstunden, schrecken ab. Für Menschen, die am nächsten Tag in die Arbeit müssen, ist das kaum machbar. Die Gewährung von Arbeitsbefreiung liegt im Ermessen des Arbeitgebers. Um den Anreiz zu vergrößern, sollen die Ehrenamtlichen nun zumindest finanziell mehr unterstützt werden. Das befand der Hauptausschuss einstimmig bei seiner Sitzung. Im Schnitt 20,83 Euro mehr sollen die Ehrenamtlichen von nun an für ihren Einsatz entschädigt werden. Damit erhalten Helfer künftig im Mittel 71,67 Euro bei Bundestags-, Landtags-, Europa-, Kommunal- und Kommunalstichwalen sowie Volks- beziehungsweise Bürgerentscheiden, außerdem 20 Euro zusätzlich, wenn die Auszählung eines Entscheids mit einer Wahl zusammengelegt wird.
Mit durchschnittlich 50,83 Euro gab Olching im Vergleich zu Eichenau, Gröbenzell, Puchheim und Fürstenfeldbruck bei den vergangenen Wahlen am wenigsten Erfrischungsgeld aus. Eichenau entschädigte im Schnitt mit 55,83 Euro, Gröbenzell mit 59,16 Euro, Fürstenfeldbruck mit 58,33 Euro. Die höchste Vergütung erhalten die Helfer in Puchheim mit im Mittel 72,50 Euro. Mit der Erhöhung passt Olching die Vergütung an die der Nachbarkommunen an, wobei auch sie die Auszahlungen 2019 vermutlich erhöhen werden. Die zusätzliche monetäre Entschädigung soll mehr Anreiz liefern, sich zu engagieren.
Der Beschluss des Hauptausschusses geschah auch mit Blick auf die anstehenden Europawahlen und die Kommunalwahlen im nächsten Jahr. Vor allem letztere gelten als besonders aufwendig. Hier will die Stadt mit 100 Euro plus 20 Euro Zuschlag für die Wahleinweisung (zusammengerechnet 45 Euro mehr als bisher) am meisten vergüten. "Wir müssen die Beteiligung frühzeitig attraktiv machen", sagt Bürgermeister Andreas Magg. Dazu allein reiche der finanzielle Aspekt aber nicht aus, sagt CSU-Stadtrat Maximilian Gigl. Es brauche eine zusätzliche Motivation. Er schlägt die Bereitstellung von zusätzlichem Essen und Getränken vor, insbesondere wenn die Auszählungen bis in die Nacht dauern. Eine Frage der Wertschätzung, findet er. Magg reagiert auf den Vorschlag positiv: "Wir nehmen das gerne auf und werden das Versorgungsteam verstärken."
Maßnahmen gegen das Hauptproblem, die langen Auszählungszeiten, können allerdings kaum realisiert werden. Im Gespräch waren unter anderem die Trennung der Auszählungsfristen. "Dem Kreistag tät's nicht weh, wenn er erst Ende der Woche weiß, wie er sich zusammensetzt", begründet Magg. Darauf hat die Stadt allerdings keinen Einfluss. Einzig denkbar ist die Bereitstellung von mehr Wahllokalen, sodass sich der Andrang und damit auch die Zahl der Stimmzettel verteilt. Dafür aber braucht es mehr Wahlhelfer.