Es gibt Bücher, nach deren Lektüre man klüger ist als vorher. Ich, Katrin Schmidt, wünschte, ich hätte die fabelhaften historischen Romane der deutschen Autorin Rebecca Gablé schon zu meiner Schulzeit gekannt. Ich habe in den letzten 30 Jahren ihre komplette Waringham Saga gelesen und würde sagen, seitdem bin ich, was englische Geschichte angeht, wirklich sattelfest. Ganz ohne mir öde Jahreszahlen zu merken oder Reihenfolge der Thronfolger. Und ich habe endlich den französisch-englischen Erbfolgekrieg verstanden - das konnte mir mein Geschichtslehrer damals nicht so vermitteln. Trotz ihrer Tausend Seiten lesen sich Gablés Romane fast von selbst. Und ich hoffe, sie schreibt auch an ihrer deutschen Romanreihe rund um Otto den Großen weiter - ihr traue ich zu, die komplexe deutsche Geschichte so zu erzählen, dass wir als Leserinnen und Leser die Geschichte unserer Heimat als Ganzes begreifen, statt nur einzelne Jahreszahlen oder Schlachten im Kopf zu haben. Warum ich das so wichtig finde? Ganz einfach: aus der Vergangenheit können wir vieles lernen und möglicherweise im Jetzt besser handeln, weil wir aus Fehlern gelernt haben. Und unabhängig davon weiß ein gut erzählter historischer Roman unfassbar gut zu unterhalten, wenn man sich auf ihn einlässt.
Meiner Kollegin geht es damit ganz genauso, weswegen Sie Ihnen einen ganz neu erschienenen Roman ans Herz legt: Historische Themen faszinieren mich, Helen Hoff, schon immer, vor allem in Romanen - denn hier werden vergangene Zeiten lebendig. Sie lassen mich abtauchen in alte Welten. Wie lebte man vor 200 Jahren? Oder sogar vor 500 Jahren und noch viel früher? Mit den handelnden Personen die jeweilige Zeit erleben - das macht für mich historische Romane so besonders.
Und dann gibt es Romane, die mir Geschichte präsentieren, dass es nur so kracht! Solch ein Buch ist "Essex Dogs" von Dan Jones: Der Hundertjährige Krieg - aus der Sicht einer Söldnertruppe, die im Juli 1346 für den englischen König auf französischem Boden kämpft. Diese Jungs sind nicht ganz unten in der Hierarchie, aber auch weit entfernt von den oberen Schichten. Im Laufe der Handlung habe ich mich dabei "ertappt", mit den Figuren mitzufühlen: Pismire, Scotsman, Millstone, Rumford und die anderen - sie sind lebendig. Ich konnte den Regen spüren, der den Weg des Trosses in Schlamm verwandelt, so dass ein Vorankommen nicht möglich ist. Ich konnte das gekochte Fleisch riechen, wenn Scotsman etwas für das Abendessen ergattern konnte. Dan Jones gelingt es, alle "Figuren" mit Leben zu erfüllen! Selten habe ich einen historischen Roman in der Hand, der solch eine besondere Epoche so atemberaubend und großartig darbietet! Und im August erscheint Band zwei!
Helen Hoff und Katrin Schmidt sind die Inhaberinnen der Buchhandlung Lesezeichen in Germering. Regelmäßig stellen sie im Wechsel mit Nicola Bräunling von der Buchhandlung Bräunling in Puchheim ihre aktuellen Lieblingsbücher vor.