Es darf wieder getanzt werden:Comeback mit dem Disco-Fox

Es darf wieder getanzt werden: Dagmar Fink-Käsweber, Mitinhaberin der Olchinger Tanzschule Trautz, teilt die Bereiche auf dem Parkett mittels Klebeband ein.

Dagmar Fink-Käsweber, Mitinhaberin der Olchinger Tanzschule Trautz, teilt die Bereiche auf dem Parkett mittels Klebeband ein.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Am Montag darf Dagmar Fink-Käsweber ihre Tanzschule wieder öffnen. Turniere oder Bälle dürfen vorerst aber nicht stattfinden

Von Katharina Knaut, Olching

Es klingelt. Die durchdringende Melodie eines Telefons schallt durch die leeren Säle der Tanzschule Trautz. Dagmar Fink-Käsweber, Mitinhaberin und Leiterin der Schule, eilt zu dem nach Aufmerksamkeit heischenden Apparat. Es sind die Lieferanten, sie bringen die Roll-Ups, mit denen Kunden künftig über die Hygiene-Regeln informiert werden. Fink-Käsweber läuft die Treppe hinunter, um die Pakete entgegenzunehmen. Währenddessen lässt das Telefon erneut seine dudelnde Musik erklingen. Die Tanzschulleiterin eilt die Stufen wieder hinauf und nimmt den Hörer ab. Dieses Mal ist es eine Kundin, die sich nach dem Kursprogramm erkundigt. Nach dem sie aufgelegt hat, lässt Fink-Käsweber sich in einen der blauen Sessel nahe der Theke sinken. "Wenn etwas ist, dann wirklich alles auf einmal."

Die Vorbereitungen in der Tanzschule laufen an diesem Donnerstagvormittag auf Hochtouren: Nach zweieinhalb Monaten Stillstand dürfen die Tanzschulen ihr Programm von kommenden Montag an wieder aufnehmen. Auch in der Tanzschule Trautz sollen dann alle Kurse wieder starten, die Kinder- und Paartänze ebenso wie der Line-Danceunterricht und die Hip-Hop-Stunden.

Bis dahin treffen Fink-Käsweber und ihr Team die letzten Vorbereitungen. Zwölf Punkte umfasst das neue Regelwerk, das von nun an in der Tanzschule gilt: Unter anderem herrscht im gesamten Gebäude Maskenpflicht, nur während des Kurses dürfen Kunden den Mundschutz ablegen. Das Umziehen ist nicht gestattet, nur die Schuhe können in den Sälen gewechselt werden. Kurse starten zeitversetzt, damit sich keine größeren Menschenansammlungen bilden.

Um den geforderten Mindestabstand von eineinhalb Metern zu gewährleisten, bringen Fink-Käsweber und ihre Mitarbeiter mit Meterstab und Klebeband Quadrate auf dem Parkett in den Sälen an. Die Kursteilnehmer werden innerhalb der Felder tanzen: "Wir unterrichten vorerst nur stationäre Tänze wie Cha-Cha-Cha und Disco-Fox", erklärt die Tanzschulleiterin. Für Tanzpaare gilt die Abstandsregel nicht, sie dürfen zusammen tanzen. In Jugendkursen, in denen die Partner häufig wechseln, unterrichten die Lehrer in der ersten Woche sogenannte Linedances: Tänze, in denen sich die Menschen einzeln in Reihen vor- und nebeneinander bewegen. Von der zweiten Woche an können sich die Jugendlichen für die Stunde jeweils einen festen Partner suchen. "Wir erhöhen aber auch den Anteil am Solounterricht", erklärt Fink-Käsweber. "Die Lehrer lassen die Schritte dann öfter ohne Partner einüben."

Zehn bis 15 Kurse finden am Tag in den drei Sälen der Tanzschule statt. Zunächst innerhalb des bestehenden Programms und für bestehende Kunden, neue Kurse sind erst später geplant. "Wir müssen abwarten, wie viele Kapazitäten wir frei haben", erklärt sie. Ausgefallene Stunden werden überwiegend in den Sommerferien nachgeholt. Nur auf Veranstaltungen wie Turniere, Abschlussbälle und Übungsabende müssen Tanzbegeisterte vorerst verzichten.

Dafür fanden Fink-Käsweber und ihr Team in den vergangenen Wochen virtuelle Alternativen. Anlässlich des 1. Mai organisierte die Tanzschule beispielsweise eine Video-Version ihres traditionellen Maiballs. Die Tanzlehrer erstellten dafür einen Zusammenschnitt aus Musik, Show und Animation. Daneben zeigten sie die Schritte traditioneller Tänze wie der Hacke-Spitz-Polka und den Zwiefachen. "Wir wollen den Kunden zeigen, dass wir an sie denken", erklärt Fink-Käsweber. Sie und ihr Team kreierten daher auch jede Woche Tutorials, in denen sie ihren Kursteilnehmern neue Figuren vorführten. "Von der Resonanz und dem Zuspruch unserer Kunden waren wir überwältigt. Manche Eltern schickten uns sogar Videos von ihren Kindern, wie sie die Schritte nachtanzen", erzählt Fink-Käsweber. Auch sie selbst habe öfter mit ihrem Mann einige Drehungen im Wohnzimmer gewagt.

Dennoch freut sich die Tanzlehrerin, dass sie und ihre Kunden bald wieder über das Parkett der Tanzschule wirbeln können. Sie lässt den Blick durch den Saal schweifen. Die Stühle stapeln sich neben den Tischen an den Wänden, außer den Lichtflecken einiger Scheinwerfer ist die normalerweise gut bevölkerte Tanzfläche leer. Kein Paar dreht sich dort im Walzertakt. Kein Ton dringt aus den Lautsprechern. Weder melancholische Tangogeigen noch schnelle Salsarhythmen. Nur die durchdringende Melodie des Telefons hallt erneut durch die leeren Säle der Tanzschule. "Wir hatten wirklich sehr lange geschlossen. Meine Tanzlehrer und ich freuen uns sehr, dass es am Montag wieder losgeht!"

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